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Äußerst professionell präsentiert sich das Musiktheater im Revier mit der Inszenierung des Filmklassikers, doch leider kann die Umsetzung nicht die Schwächen der Vorlage kaschieren.
Gespielt wird die Fassung der Royal Shakespeare Company, die am 12. Dezember 1987 in London uraufgeführt wurde. Diese hält sich sehr nah an den bekannten MGM-Film mit Judy Garland, benutzt sowohl die Hintergrundmusik von Herbert Stothart als auch die Kompositionen von Arlen und Harburg. Das ist sicherlich nicht die schlechteste Grundlage, doch sind die Sehgewohnheiten sowohl inhaltlich als auch vom Handlungsablauf heutzutage deutlich anspruchsvoller, sodass das ganze Stück vom Aufbau äußerst behäbig und “old-fashioned” über die Rampe kommt.
Regisseurin Sandra Wissmann probiert mit Tempo, witzigen Inszenierungsideen und den schwungvollen, oft an den Film angelehnten Choreografien von Seân Stephens diese Mängel zu verbergen, was allerdings nur bedingt gelingt. Viele Szenen sind zu langatmig, werden zwar mit viel Spielfreude vom Ensemble wiedergegeben, können aber trotzdem nicht in dieser Form überzeugen. Auch wenn toll interpretierte Shownummern wie “The Jitterbug” für den Moment beeindrucken, so bleiben diese nur kurze Highlights, die den Gesamteindruck der Inszenierung eher schaden, da sie den Fortlauf der Handlung ausbremsen. Klug gesetzte Kürzungen hätten den Ablauf der recht einfachen Geschichte nicht geschadet.
Doch das ist auch das einzige große Problem einer Inszenierung, die sonst überwiegend positiv auffällt. Das Bühnenbild von Britta Tönne ist äußerst umfangreich, präsentiert sich in Kansas eher in Sepiatönen mit realistischen Wolkenformationen im Hintergrund und wandelt sich in Oz zu einer quietschbunten Märchenwelt mit gemalten Hintergrundlandschaften. Äußerst flüssig entfalten sich mit Hilfe des Ensembles die unterschiedlichen Szenerien. Vom Munchkinland, über Felder und Wälder bis hin zum Burgzimmer der bösen Hexe des Westens, das aus der Unterbühne hochgefahren wird, kann man sich rein vom Abwechslungsreichtum kaum beschweren. Dazu wird häufig das Flugwerk benutzt, sodass auch ikonische Momente wie der Flug von Miss Gulch auf dem Fahrrad durch den Tornado zu sehen sind.
Die Kostüme von Martina Feldmann, die leider zwischenzeitlich wie eine skurrile Ansammlung aus dem Fundus wirken, sind dagegen ungeachtet einiger kreativer Ideen (wie beispielsweise die sprechenden Apfelbäume) nicht der ganz große Wurf. Es mag Geschmackssache sein oder auch ein gewolltes Konzept des Kreativteams, doch trotz der großen Vielfalt an Kostümen und Bühnenbildern, wirkt das Gesamtbild nicht immer stimmig. Fast fühlt man sich zwischenzeitlich in der skurrilen Welt von “Alice im Wunderland” und nicht in Oz.
Dagegen kann man an der musikalischen Seite rein gar nichts aussetzen. Das Orchester unter der Leitung von Thomas Rimes spielt die Kompositionen virtuos, ein wahrer Genuss für die Ohren. Dazu kommt eine für ein Repertoirebetrieb äußerst professionelle Soundabmischung, die immer die richtige Balance zwischen den Stimmen der Darsteller und dem Orchester findet. Und dem gesamten Ensemble aus Solisten der Oper, Musicaldarstellern und dem Opernchor liegt die Partitur ungemein gut. Nie klingt etwas zu opernhaft und schwer, egal ob Ensemblenummern oder Soli. Das große Opernpathos sucht man glücklicherweise vergebens.
Leider ist gerade die Besetzung der Hauptrolle nicht hundertprozentig geglückt. Dorin Rahardja wirkt zu alt und ist vom Körperbau etwas zu groß und korpulent für die junge Dorothy. Sie bemüht sich, das liebe, verträumte Mädchen zu spielen, doch erscheint sie in Konfliktsituationen eher unsympathisch und besserwisserisch, sodass ihre Trauer und Angst in der zweiten Hälfte den Zuschauer recht kalt lassen. Äußerst sympathisch kommen dagegen ihre drei Begleiter rüber, die von Michael Dahmen (Vogelscheuche), E. Mark Murphy (Blechmann) und Piotr Prochera (Löwe) mit viel Dynamik gegeben werden. Besonders letzterer fällt durch seine Elvis-Manierismen positiv auf.
Als Glinda ist Allzweckwaffe Anke Sieloff zu sehen, die die recht eindimensionale Rolle passend ausfüllt und hier besonders tänzerisch überzeugen kann. Neben den anderen gelungenen Leistungen des Ensembles muss man noch William Saetre als böse Hexe des Westens (ohne grüne Hautfarbe) erwähnen. Mit seinem skurrilen Spiel wirkt er wie eine nicht ganz so fiese Oz-Version von Miss Trunchbull aus Matilda. Unsympathisch, etwas irre und mit grotesken Manierismen stattet er die Rolle aus. Eine sehenswerte Interpretation, die allerdings auch nicht die ursprüngliche angsteinflößende Schärfe besitzt.
Mit “Der Zauberer von Oz” präsentiert das Musiktheater im Revier eine gelungene Inszenierung, die besonders durch die musikalische Seite und den Gesamtaufwand positiv auffällt. Selbst einen echten Hund in der Rolle von Toto darf man begeistert bewundern, auch wenn dieser aus verständlichen Gründen nicht mit nach Oz reist und nur in Kansas den Fokus von den Darstellern allein mit einem kleinen Schwanzwedeln auf sich zieht. Schade nur, dass es keine bessere Vorlage für diese großen Anstrengungen gab. Sehenswert ist dieses Stück Musiktheater trotzdem allemal.
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KREATIVTEAM |
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Musikalische Leitung | Thomas Rimes |
Inszenierung | Sandra Wissmann |
Choreografie | Seân Stephens |
Bühne | Britta Tönne |
Kostüme | Martina Feldmann |
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CAST (AKTUELL) |
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Dorothy | Dorin Rahardja |
Prof. Marvel/Oz | Joachim G. Maaß |
Hunk/Vogelscheuche | Michael Dahmen |
Hickory/Blechmann | E. Mark Murphy |
Zeke/Löwe | Piotr Prochera |
AlmiraGulch/Die böse Hexe des Westens | William Saetre |
Glinda, die gute Hexe des Nordens/Tante Em | Anke Sieloff |
Onkel Henry/Wächter | Lars-Oliver Rühl |
Tänzerinnen | Nicole Luketic Mandy-Marie Mahrenholz Julia Schukowski Franziska Vosseler |
Tänzer | Philipp Georgopoulos Jan-W. Schäfer Nico Stank Richard-Salvador Wolff |
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GALERIE |
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