© spotlight musicals
© spotlight musicals

Die Schatzinsel (Martin) (2015 - 2022)
spotlight musicals GmbH, Fulda

Kurz­bewertungRezen­sionKreativ­teamCastCast (Historie)Ter­mi­neTermi­ne (Archiv)
 

Der Musicalsommer Fulda landet mit seiner Adaption der klassischen Abenteuergeschichte einen großen Erfolg. Die Besetzung stimmt, das Ausstattungsteam leistet mit geringen Mitteln Großes, die Songs bleiben lange im Ohr. Mängel in der Personenführung, verkrampfte Kampfszenen und eine altbackene Choreographie werden durch Spielfreude ausgeglichen, bleiben aber Schwachpunkte der Aufführung.

spotlight musicals bringt nach der Uraufführung im Mai 2015 in Brünn “Die Schatzinsel” erstmals nach Deutschland. Weil der ursprünglichen Geschichte eine Liebesgeschichte fehlt, ohne die für die Autoren ein modernes Musical nicht vorstellbar war, hat man die Piratengeschichte wie bei “Finding Neverland” mit der dramaturgisch passend hingebogenen Biografie des Autors Robert Louis Stevenson verknüpft.

Edinburgh, 19. Jahrhundert: Robert Louis Stevenson (Friedrich Rau) will Schriftsteller werden, doch sein Vater (Norbert Lamla) plant für ihn eine Anwaltskarriere. Louis reist nach Frankreich und trifft dort in einer Künstlerkolonie auf die Amerikanerin Fanny Osbourne (Anna Thorén) und verliebt sich. Fanny hat ihren herumvagabundieren Ehemann in den USA gelassen und will sich ihrer Malerei widmen. Louis und Fannys Sohn Lloyd (Benjamin Klein) entdecken ihre gemeinsame Vorliebe für Piratengeschichten und Louis beginnt auf Grundlage einer Geschichte, die ihm sein Vater als Kind erzählt hat, für Lloyd “Die Schatzinsel” zu schreiben. Fanny will ihrer Ehe noch eine Chance geben und kehrt nach San Francisco zurück. Doch Louis reist ihr nach. Parallel dazu verläuft die allseits bekannte Handlung von Stevensons Roman, in dem Darsteller die Figuren übernehmen, die teilweise auf ihren Figuren in der realen Geschichte basieren. So wird Lloyd zu Jim Hawkins, Sally zu seiner Mutter, Louis’ Vater zu Kapitän Smollett und Louis zu Dr. Livesey und Ben Gunn.

Die Übergänge von Fiktion zu Realität und umgekehrt verlaufen sehr geschmeidig, oft innerhalb eines Songs. Besonders gelungen ist das bei “Ich bin das Kommando” und “Herr der Insel”. “Ich bin das Kommando” ist ein humorvolles Beispiel, wenn Norbert Lamla (Was für eine Stimme!) von Kapitän Smollet wieder zu Vater Stevenson wird. “Herr der Insel” verursacht Gänsehaut, wenn sich Friedrich Rau (stimmlich wandlungsfähig von zart bis rockig) eindrucksvoll in den Gollum-haften Ben Gunn verwandelt. Insgesamt bleiben die Charaktere aber recht flach. Besonders hart trifft es dabei Fanny Osborne. Wenn eine Frau im 19. Jahrhundert mit Kind aber ohne ihren Mann von Amerika nach Europa geht, um dort ihre Malerei zu verbessern, klingt das doch nach mehr als nur der Figur, die im Stück bloß die – sehr schönen und von Anna Thorén hervorragend interpretierten – Balladen singt.

Die anspruchsvolle Doppelrolle ihres Sohns Lloyd / Jim Hawkins spielt Benjamin Klein, dessen Bühnenpräsenz, Schauspieltalent und Singstimme beachtlich sind. Mit schlagkräftigem Bariton und passender Statur balanciert Andreas Lichtenberger als Pirat Long John Silver gekonnt zwischen Bösewicht und Jims väterlichem Freund.

Dennis Martin hat tolle Songs komponiert, die die Handlung vorantreiben. Er kommt nicht ganz ohne “Fluch der Karibik”-Zitate aus und Piraten scheinen grundsätzlich nur Lieder im 6/8-Takt zu singen, aber er hat eingängige und abwechslungsreiche Melodien geschrieben. Die 5-Sterne-Wertung verpasst er nur wegen des furchtbaren, “Cotton Eye Joe”-artigen “Bristol City”, das besser in einen Westernsaloon als in eine englische Spelunke passt. Frank Hollmann hat die Musik sehr effektvoll orchestriert. Wie bei spotlight leider üblich, gibt es keine Live-Musiker, sondern die Musik wird eingespielt. Auch wenn man hört, dass das Orchester mit Keyboards aufgefüllt wurde, hat Hollmann sehr differenziert und detailliert gearbeitet und es nicht dabei belassen, die Soloinstrumente mit einem bloßen Klangteppich zu unterlegen. Diese Partitur, mit einem richtigen Orchester gespielt, muss großartig klingen!

Die Bühne ist im Grunde genommen einfach gestaltet: ein drehbares hohes Holzgestell und diverse Vorhänge, auf die Videos projiziert werden. Diese Videos von Peter Hlusek in Verbindung mit der ausgeklügelten Beleuchtung von David Kachlír und den farbenfrohen Kostümen von Andrea Kucerová und Andrea Mudrack sorgen dafür, dass man die eingeschränkten Möglichkeiten der Bühne vergisst und sie als großartiger wahrnimmt, als sie eigentlich ist. Die Ausstattung trägt viel zur Atmosphäre der Aufführung bei. Regisseur Stanislav Slovak verlässt sich anscheinend vollkommen auf die Optik und die hervorragenden Darsteller, denn er begnügt sich damit, sie auf- und abtreten oder sie am Bühnenrand stehend reden zu lassen. Dabei passieren ihm auch grobe Fehler. So redet Louis als Erzähler im Off davon, dass der Seeräuber Billy Bones in der Kneipe von Jims Mutter die Abende nur Rum trinkend und vor sich hin starrend verbringt, man sieht dazu aber, wie er die Gäste aus der Kneipe rausschmeißt. Später sitzt Jim Hawkins im Apfelfass und die Off-Stimme erzählt uns, dass Jim hört, wie sich eine Person direkt vor das Fass setzt; Long John Silver sitzt aber auf der Bühne ein gutes Stück weg. Das hätte auffallen müssen.
Die Idee, weibliche Besetzungsmitglieder auf der Hispaniola zu haben (die dort passenderweise putzen!), ist sicher darin begründet, dass man eben noch Personal für diese Szene brauchte und die Damen im Ensemble in diesen Szenen nichts zu tun hatten, aber wer glaubt denn, dass im 18. Jahrhundert irgendein Kapitän eine Frau auf sein Schiff gelassen hätte?

Wenig kreativ war leider Michael Matej bei der Choreographie. Die behäbigen und spannungslosen Kämpfe laufen so ab: Person A hebt die Hand zum Schlag, Person B (ein gutes Stück von Person A entfernt) fällt um. Die Tänze wirken, als könnten sie problemlos von einer Hobby-Jazztanzgruppe nachgetanzt werden: Schritt nach links, Armbewegung, Schritt nach rechts, Armbewegung.

“Die Schatzinsel” hat eine mehr als beachtliche, in der besuchten Vorstellung mit Standing Ovations gefeierte deutsche Erstaufführung hingelegt. Das Stück empfiehlt sich für weitere Produktionen an anderen Theatern – dann vielleicht mit aufmerksamerer Regie, besserer Choreographie und Livemusik. Eine Bereicherung im deutschsprachigen Musicalrepertoire ist es aber auf jeden Fall.

 
Kurz­bewertungRezen­sionKreativ­teamCastCast (Historie)Ter­mi­neTermi­ne (Archiv)
KREATIVTEAM
Musik, Buch, LiedtexteDennis Martin
Buch, LiedtexteChristoph Jilo
Buch, LiedtexteWolfgang Adenberg
RegieStanislav Slovak
ChoreografieMichal Matej
Musikalische LeitungMaximilian Klakow
BühneJaroslav Milfait
KostümeAndrea Kutscherova
 
Kurz­bewertungRezen­sionKreativ­teamCastCast (Historie)Ter­mi­neTermi­ne (Archiv)
CAST (AKTUELL)
=Hameln und Füssen 2021/22 =
Louis / Dr. Livesey / Ben GunnSascha Kurth,
(Lutz Standop)
Fanny / Mrs. HawkinsKatja Berg,
(Larissa Windegger),
(Jenns Schlensker)
Vater / Captain SmollettReinhard Brussmann,
(Thomas Christ),
(Kristian Lucas)
Long John SilverEthan Freeman,
(Sebastian Lohse)
Blind PewOlaf Meyer,
(Sascha Laue)
TrelawneyLutz Standop,
(Thomas Christ),
(Kristian Lucas)
MutterLarissa Windegger
Hands / BonesSebastian Lohse,
(Sascha Laue)
EnsembleSharon Rupa
Jenny Schlensker
Denise Obedekah
Michelle Tönnies
Caroline Zins
Sascha Laue
Michael Beck
Steven Seale
André Naujoks
Thomas Christ
Kristian Lucas
Denys Magda
Extra-EnsembleJörg Alt
Torsten Paul
SwingsMartin Ruppel
Nadine Kühn
 
Kurz­bewertungRezen­sionKreativ­teamCastCast (Historie)Ter­mi­neTermi­ne (Archiv)
CAST (HISTORY)
=18.08.-02.09.18=
Louis / Dr. Livesey / Ben GunnFriedrich Rau
Sascha Kurth,
(Kristian Lucas)
Fanny / Mrs. HawkinsAnna Thorén,
(Larissa Windegger
Jenny Schlensker)

Vater / Captain SmollettReinhard Brussmann,
(Thomas Christ)
Long John SilverAndreas Lichtenberger,
(Frank Logemann)
Blind PewOlaf Meyer,
(Sascha Laue)
TrelawneyKristian Lucas,
(Christian Schöne)
MutterLarissa Windegger,
(Caroline Zins)
Hands / BonesFrank Logemann,
(Stephan Przywara)
EnsembleKristin Heil
Denise Obedekah
Sharon Rupa
Jenny Schlensker
Nicole Sydow
Michelle Tönnies
Michael Beck
Thomas Christ
Farid Halim
Sascha Laue
Stephan Przywara
Martin Ruppel
Christian Schöne
Andrea Viggiano
Extra-EnsembleJörg Alt
Torsten Paul
SwingsCaroline Zins
Claus Opitz
=07.10.-23.10.16=
Louis Stevenson / Dr. Livsely / Ben GunnFriedrich Rau,
(Sascha Kurth)
Long John Silver / FlintAndreas Lichtenberger,
(Frank Logemann)
Fanny Osborne / Mrs HawkinsAnna Thorén,
(Linda Stark)
Hands / BonesFrank Logemann,
(Sascha Kurth)
Vater / SmollettNorbert Lamla,
(Markus G. Kulp)
Squire Trelawney / BürgermeisterMarkus G. Kulp,
(Robert Schmelcher)
Blind PewSascha Kurth,
(Robert Schmelcher)
Lloyd Osborne / Jim Hawkins / Louis als KindPaula Weber
Jette Klein
Benjamin Klein
Claudius Kuppel
EnsembleStephan R. Przywara
Sascha Laue
Michael Beck
Claus Opitz
Guido Breidenbach
Tamin Ciskowski
Larissa Windegger
Jenny Schlensker
Yasuko Sunaba
Katharina Brehl
Kristin Heil
Jörg Alt
Torsten Paul
SwingLinda Stark
Robert Schmelcher
=17.07.-16.08.15=
Louis Stevenson / Dr. Livsely / Ben GunnFriedrich Rau,
(Sascha Kurth)
Long John Silver / FlintAndreas Lichtenberger,
(Frank Logemann)
Fanny Osborne / Mrs HawkinsAnna Thorén
Hands / BonesFrank Logemann
Vater / SmollettNorbert Lamla,
(Dietmar Ziegler)
Squire TrelawneyLutz Standop
Blind PewOlaf Meyer
Lloyd Osborne / Jim HawkinsClaudius Ruppel
Benjamin Klein
Paula Weber
EnsembleDietmar Ziegler
Philipp Phung
Claus Opitz
Sascha Laue
Michael Beck
Tamina Ciskowski
Yasuko Sunaba
Carolin Koch
Tabea Grün
SwingsLinda Stark
Robert Schmelcher
  
Kurz­bewertungRezen­sionKreativ­teamCastCast (Historie)Ter­mi­neTermi­ne (Archiv)
TERMINE
keine aktuellen Termine
 
Kurz­bewertungRezen­sionKreativ­teamCastCast (Historie)Ter­mi­neTermi­ne (Archiv)
TERMINE (HISTORY)
Fr, 17.07.2015 19:30Schlosstheater, FuldaPremiere
Sa, 18.07.2015 19:30Schlosstheater, Fulda
So, 19.07.2015 14:30Schlosstheater, Fulda
▼ 123 weitere Termine einblenden (bis 23.01.2022) ▼
Zur Zeit steht die Funktion 'Leserbewertung' noch nicht (wieder) zur Verfügung. Wir arbeiten daran, dass das bald wieder möglich wird.
Overlay