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The Life (2005 - 2006)
Musiktheater im Revier (MiR), Gelsenkirchen

Kreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
 

Cy Coleman hätte sich sicher über diese Inszenierung seines Musicals über das Rotlichtmilieu von 1997 gefreut, denn die Show ist gut, ja teilweise sogar sehr gut. Regisseur Dick Top holt das Maximum aus der durchschnittlichen Vorlage heraus.

Coleman, der u.a. mit Stücken wie “Sweet Charity” und “City of Angels” große Erfolge weltweit feiern konnte, schuf mit “The Life” ein Musical, das weder musikalisch noch dramaturgisch an solche bekannten Vorgänger heranreicht. Während seine Kompositionen trotzdem für einen unterhaltsamen Abend tauglich sind – große Musicalballaden wechseln sich ab mit jazzigen und fetzigen Ensemblenummern gemixt mit einer Prise Gospel – erweist sich das Buch von David Newman als Schwäche des Stückes. Der erste Akt mit über 90 Minuten Spielzeit zieht sich. Da wird für fast jede Situation ein Song geschmettert, was irgendwann nur noch enervierend erscheint. So hat man den Eindruck, dass man so viele Songs wie möglich von Coleman unterbringen musste/wollte. Hier wäre die Devise “weniger ist mehr” ratsamer gewesen.
Obwohl Dick Top den Schwächen des Buches nicht entgegenarbeitet, hat er eine rundum souveräne Inszenierung abgeliefert, die unterhält. Warum man sich allerdings dafür entschieden hat, mal auf Englisch zu singen und mal auf Deutsch, bleibt fragwürdig, besonders da die deutsche Übersetzung wirklich keinen Gewinn darstellt. Da reimt sich schon mal Schuft auf Luft und regt zum schmunzeln an, obwohl es in der Situation nicht angebracht wäre. Da funktionierten die bisherigen Inszenierungen im Musiktheater Gelsenkirchen mit deutschen Dialogen und englischen Gesangseinlagen viel besser.
Die Besetzung kann sich hören und sehen lassen. Besonders die Frauen dominieren die Bühne. Anke Sieloff präsentiert eine souveräne darstellerische Leistung als Queen und kann stimmlich für sich einnehmen (wenn man sich an ihre eigentümliche Klangfarbe gewöhnen kann) und auch ihre beste Freundin Sonja wird mit einer soliden darstellerischen Leistung von Richetta Manager gegeben, die vor allem mit ihrer Powerstimme das Publikum für sich gewinnt. Die anderen weiblichen Darstellerinnen, die überwiegend als Huren in Erscheinung treten, spielen ihre Rollen lasziv sexy, versuchen ihren Damen, soweit wie es das Buch erlaubt, Profil zu geben und können stimmlich und tänzerisch durchweg überzeugen. Herausragend ist Amanda Whitford als füllige Nutte Chichi, die eine großartige Soulstimme hat, von der man sehr gerne viel mehr gehört hätte.
Die Männerriege steht den Frauen kaum in was nach, allen voran Gaines Hall als intriganter Jojo, der die Fäden immer so zieht, wie es ihm am besten passt. Als “Oberzuhälter” spielt Dennis LeGree den Memphis fast schon teuflisch bösartig, entgleitet manchmal allerdings ins Soapniveau, was er allerdings durch seine starke Stimme auszugleichen weiß. Generell sollte noch erwähnt werden, dass man an diesem Abend kaum einen Darsteller auf der Bühne sieht und hört, der akzentfrei spricht. Da das Stück allerdings in New York spielt, passen die englischen Akzente der ausländischen Darsteller ganz gut zur Handlung und verstehen kann man eigentlich jeden, der auf der Bühne was zu sagen hat.
Ein interessantes Bühnenbild, welches im Hintergrund durch Videoprojektionen von New York ständige Bewegung suggeriert und von einem großen zentralen, leicht wandelbaren angedeuteten Wolkenkratzer im Zentrum der Bühne dominiert wird, wurde von Mathias Fischer-Dieskau entworfen. Ergänzt wird dieses mit verschiedenen wandelbaren Örtlichkeiten im Vordergrund. Einziges Manko dieses Entwurfs ist das mit der Zeit entstehende Gefühl, dass fast nur auf dem vorderen Teil der Bühne gespielt wird. Ein wenig mehr Abwechslung hätte vielleicht nicht geschadet.
Ein gewohnt stark aufspielendes Orchester unter der Leitung von Kai Tietje rundet die gelungene Inszenierung ab und gibt den großartigen Ensemblenummern mit fetzigen Choreografien von Melissa King den nötigen Druck und den Balladen den gewissen Touch Schmalz. Letztendlich kann sich die Inszenierung sehen lassen, sie ist nicht perfekt, aber unterhält auf höchstem Niveau und glänzt mit starken Stimmen und tollen Tanznummern. Und wie immer kann man froh sein, dass es noch Theater in Deutschland gibt, die nicht zum hundertsten Mal “Cabaret” auf den Spielplan nehmen.

 
Kreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
KREATIVTEAM
Musikalische LeitungKai Tietje
InszenierungDick Top
ChoreografieMelissa King
BühneMathias Fischer-Dieskau
KostümeAndreas Meyer
Wolfgang Scharfenberger
DramaturgieWiebke Hetmanek
 
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CAST (AKTUELL)
QueenAnke Sieloff
FleetwoodLemuel Pitts
SonjaRichetta Manager
JojoGaines Hall
MaryLeah Gordon
MemphisDennis LeGree
LacyWilliam Saetre
LouJoachim G. Maaß
EnsembleKati Farkas
Florence Kasumba
Tracy Plester
Gilda Rebello
Beatrix Reiterer
Amanda Whitford
Philippe Ducloux
Christopher Hemmans
Walter Louis
Kris Storey
Steven Timmerman
Nyle P. Wolfe
 
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TERMINE
keine aktuellen Termine
 
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TERMINE (HISTORY)
Sa, 12.11.2005 19:30Musiktheater im Revier (MiR), GelsenkirchenPremiere
Mi, 16.11.2005 19:30Musiktheater im Revier (MiR), Gelsenkirchen
So, 20.11.2005 15:00Musiktheater im Revier (MiR), Gelsenkirchen
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