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Anything Goes (2011 - 2012)
Theater am Domhof, Osnabrück

CastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
 

In der letzten Spielzeit von Intendant Holger Schultze kommt im Theater Osnabrück erneut ein Cole-Porter-Klassiker auf die Bühne. Die Inszenierung von Holger Hauer bietet dem Publikum dabei vor allem viel fürs Auge und kann mit einer exzellenten Cast aufwarten.

Zugegeben: Es erscheint schleierhaft, warum am Buch zu “Anything Goes” vier Autoren geschrieben haben. Denn es ist extrem schwach und wirft so manche Frage auf. So erschließt sich dem Zuschauer zum Beispiel überhaupt nicht, warum sich blinde Passagiere in einer Holzkiste an Bord eines Transatlantikschiffes schmuggeln müssen, um dort dann doch ganz regulär in einer Kabine zu wohnen. Und dass zum Schluss statt eines Hochzeitspaares gleich vier Paare den Schritt vor den Traualtar wagen wollen, was innerhalb von wenigen Minuten beschlossen wird, erscheint mehr als unrealistisch.

Doch Regisseur Holger Hauer hat das Beste aus dem schwachen Buch gemacht und Cole Porters Klassiker in einer wunderbar erfrischenden Inszenierung auf die Bühne des Osnabrücker Theaters gehievt, so dass die Handlung um eine Schiffsreise von New York nach England schnell voranschreitet. Ob nun der “La Cucaracha” pfeifende Gangster, zwei spielsüchtige Chinesen oder der krampfhaft Späße treibende Kapitän – die Witze und Pointen kommen sowohl beim Publikum der zweiten Hauptprobe als auch beim Premierenpublikum sehr gut an, genauso wie die spritzige Choreografie von Melissa King

Mit seinem für ein kleines Stadttheater pompösen Bühnenbild und den ausladenden Kostümen bietet Ausstatter Christoph Weyers auch viel fürs Auge. Mittelpunkt der Handlung ist ein Ozeandampfer, der sich über drei Ebenen erstreckt und das gesamte Bühnenportal ausfüllt. Dank der Drehbühne ist die Dampfer-Kulisse von allen vier Seiten bespielbar und bietet zahlreiche Schauplätze wie das Schiffsdeck, drei Kabinen, ein Schiffsgefängnis und einen Ballsaal mit beleuchteter Showtreppe. Auch die Kostüme können sich größtenteils sehen lassen, vor allem die feinen Stoffe, die Filipina Henoch in der Rolle der Hope Harcourt umhüllen. Einzig bei den Kostümen von Kira Primke als Reno Sweeney hat Weyers ordentlich danebengegriffen – als sei die arme Frau nicht schon mit ihrer grässlichen Perücke genug gestraft, wurden ihr auch noch unvorteilhaft sitzende Kostüme geschneidert, die in ihrer Bling-Bling-Optik mit viel Glitter und Pailletten kaum schrecklicher hätten ausfallen können.

Mit der Cast hingegen hatte Regisseur Hauer ein glückliches Händchen. Mit Kira Primke erlebt das Publikum eine wunderbare Reno Sweeney, die allerdings nicht einmal durch die bezaubernde und hübsche Filipina Henoch in der Rolle der Hope Harcourt in den Schatten gestellt wird. Primke und Henoch bilden als Leading Ladies ein starkes Frauengespann und können schauspielerisch mit nuanciertem Spiel genauso wie gesanglich mit starken Stimmen überzeugen. Philippe Ducloux geht als Billy Crocker zwischen den beiden Damen fast schon unter. Zwar gibt er den verliebten Amerikaner mit klangschöner Stimme und auf eine sehr sympathische und liebenswürdige Art, doch bleibt er in seiner Darstellung etwas blass.

In der Rolle des Engländers Lord Evely Oakleigh avanciert Perrin Manzer Allen schnell zum Publikumsliebling. Mit seinem aufgesetzten englischen Akzent und großem schauspielerischen wie komödiantischen Talent reißt er das Publikum nicht nur einmal zu Lachsalven und lautstark aufbrandendem Szenenapplaus hin. Auch Alexander Kerbst als Moonface Martin – die Nummer 13 auf der Liste der gefährlichsten Verbrecher der Welt – steht seinem Kollegen in nichts nach und kann das Publikum als schlitzohrig-sympathischer Gangster für sich gewinnen. Stephanie Wettich gibt Erma, die Begleitung von Moonface Martin, herrlich überzogen, schrill und sexy. Mit ihren langen Beinen bringt sie die als Matrosen agierenden Männer der Tanzkompanie um den Verstand und zerrt einen von ihnen schlussendlich sogar vor den Traualtar.

Aus dem Orchestergraben tönt ein satter Big-Band-Sound der Osnabrücker Symphoniker unter der Leitung von Till Drömann. Und auch wenn “Anything Goes” keine großen Ohrwürmer bieten kann, gehen die Jazz-Klänge von Cole Porter trotzdem gut ins Ohr. Einziger Wermutstropfen: Das fast dreistündige Musical hat relativ wenig Musik zu bieten, die zudem noch durch sehr lange Sprechpassagen unterbrochen wird. Trotzdem: Ein sehenswertes Stück, das hinsichtlich der Ausstattung und Choreografie viel fürs Auge bietet und mit einer starken Cast überzeugt. Die Reaktionen der Zuschauer und die stehenden Ovationen am Premierenabend beweisen, dass Hauer mit seiner Inszenierung den Geschmack des Publikums getroffen hat.

 
CastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
CAST (AKTUELL)
Reno SweeneyKira Primke
Billy CrockerPhilippe Ducloux
Hope HarcourtFilipina Henoch
Evangelina HarcourtHeike Hollenberg
KapitänTadeusz Jedras
Moonface MartinAlexander Kerbst
LukeDongil Lim
Lord Evelyn OakleighPerrin Manzer Allen
Elisha WhitneyThomas Schneider
ErmaStephanie Wettich
JohnJi-Seong Yoo
ZahlmeisterMarcin Tla³ka
ShowgirlsMeri Ahmaniemi
Mallika Baumann
Viviane Frehner
Christina Bauer
Francesca Imoda
(Swing)
MatrosenGregory Antemes
Hendrik Schall
Hunter Jaques
Marcin Tla³ka Fred
Barmann Silvio Heil
Henry T. Dobson
GeistlicherStefan Kreimer
GirlMeri Ahmaniemi
ReporterAndreas Schön
FotografJong-Bae Bu
2 FBI-AgentenPeter Kovacs
Ulrich Enbergs
 
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TERMINE
keine aktuellen Termine
 
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TERMINE (HISTORY)
Sa, 30.04.2011 19:30Theater am Domhof, OsnabrückPremiere
Sa, 07.05.2011 19:30Theater am Domhof, Osnabrück
Di, 10.05.2011 19:30Theater am Domhof, Osnabrück
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