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Im Apartment von Chuck Baxter geht es wüst zu: Chef und Kollegen nutzen seine vier Wände als Liebesnest, während der Mieter sich die Zeit vor der Tür um die Ohren schlagen muss. Weder die routinierte Inszenierung noch die solide Darstellerriege peppen die flaue Vorlage auf, sodass nicht mehr als ein langatmiger Boulevardtheaterabend geboten wird.
Plitsch, platsch! Der in Sachen Fraueneroberung nicht sonderlich erfolgreiche Chuck Baxter wartet vergeblich auf die Angebetete, die sich zeitgleich von seinem Chef umgarnen lässt. Zum Evergreen “Raindrops Keep Falling on My Head” gibt es die im Song angekündigte Dusche von oben: Es trieft der Mantel, das in der Hutkrempe angestaute Wasser läuft langsam über. Chuck steht da wie ein begossener Pudel und starrt mit traurigem Dackelblick durch seine Hornbrille ins Publikum.
Dieses Bild ist symptomatisch für eine Aufführung, die in weiten Teilen sanft wie ein Regenschauer vor sich hinplätschert. Das liegt vor allem an der Vorlage. Komponist Burt Bacharach hat einen weichgespülten Easy-Listening-Klangteppich geschaffen, der als Berieselung im Supermarkt taugt, auf einer Musical-Bühne jedoch wenig Substanz bietet. Da mag sich die an die linke Bühneseite gequetschte Viermann-Combo (Leitung: Ferdinand von Seebach) noch so ins Zeug legen: Es dominiert ein belangloser musikalischer Einheitsbrei. Schwungvolle Songs wie der Eishockey-Walzer oder das mitreißende “Happy” im zweiten Akt bleiben die Ausnahme. Neil Simon hat mit seiner Bühnenadaption des Billy Wilder-Films “Das Apartment” zudem eine vorhersehbare Boy-meets-Girl-Handlung geschrieben, die eher einlullt als fesselt. Dramaturgische Wendungen sind Mangelware und das Happyend wird in Windeseile angefügt. In dieser letzten Szene sitzt Chucks Traumfrau Fran auf dem Sofa und fordert ihn zum Geben der Rommee-Karten auf. Licht aus, Vorhang, Schluss. Nicht einmal ein finaler Liebessong wird dem Paar gegönnt. Dieses Musical mag bei der Uraufführung 1968 ein Knaller gewesen sein, heute verlangt das Publikum allerdings nach mehr.
Dieses Manko dürfte auch dem musicalerfahrenen Helmut Baumann aufgefallen sein, denn er setzt in seiner ganz dem Boulevardtheater verpflichteten Inszenierung auf liebevoll gezeichnete Personen und Tempo. Ausstatterin Anja Wegener schafft hierfür mit einer gläsernen Firmenzentralen-Lobby einen geschmackvollen und modernen Rahmen. Durch die beiden Fahrstuhltüren links und rechts rollen zusätzliche Handlungsorte wie die titelgebende Junggesellen-Behausung mit Schlafcouch, eine Bar oder Büroräume herein. Conny Lüders schicke Kostüme huldigen bei den Herren dem modernen Business-Look, die Damen sind in knappe Röckchen oder Pelz gewandet. Komplettiert wird der durchweg gute optische Eindruck durch originelle Choreografien. Rudi Reschke nutzt geschickt die sehr breite Bühne aus und kaschiert die mangelnde Substanz von Musik und Text pfiffig mit schwungvollen Schrittfolgen und witzigen Accessoires wie Aktenkoffern oder Wischmopps. In diesen Momenten unterhält das Stück hervorragend, während die sie umrahmenden Dialogszenen einfach nur langweilen. Einige beherzte Striche hätten hier gut getan.
Absoluter Höhepunkt der Inszenierung ist gleich nach der Pause Chucks Besuch in einer Bar am Weihnachtsabend. Hier gabelt er im nicht mehr ganz nüchternen Zustand die in die Jahre gekommene Schnapsdrossel Marge auf und schleppt sie nach mehreren gemeinsamen Drinks in seine Wohnung ab. Zum Vergnügen des Publikums geben Nik Breidenbach und Sylvia Wintergrün in diesen Szenen mächtig Gas, torkeln singend über die Bühne und tanzen ihren Alkoholrausch mit wackligen Schritten aus. Hier spielt Breidenbach sich endlich frei, im restlichen Stück ist er rollendeckend blasser und zurückgenommen. Seinen geschmeidigen Bariton kann er jedoch immer in voller Schönheit einsetzen.
Als Chucks Objekt der Begierde singt Eva-Maria Grein mit hellem, vollen Sopran und gefällt auch im Tanz. Allerdings bringt sie im Spiel wenig Gefühlsregungen ihrer Bühnenfigur herüber. So fehlt Frans Selbstmordversuch jegliche Glaubwürdigkeit und auch das emotionale Hin- und Herpendeln zwischen Chuck und seinem Nebenbuhler J. D. Sheldrake (Axel Herrig) ist für das Publikum nicht unmittelbar nachvollziehbar. Herrigs Rolle ist eher undankbar, zumal ihn die Inszenierung ganz als Ekelpaket festgelegt. Stimmliche Probleme offenbaren sich mit scheppernden Tiefen in Herrigs einzigem Solo-Song. Helmut Baumann brilliert in der Rolle des Dr. Dreyfuss und beweist mit seinen fast siebzig Jahren, dass er in Sachen Spiel, Gesang und Tanz noch lange nicht zum alten Eisen gehört. Daneben schummelt sich Baumann in stummen Rollen als trotteliger Barkeeper oder im Fummel und auf Stöckelschuhen auf der Betriebsweihnachtsfeier in die Szenerie. Mit viel Pep und ausdrucksstarken Stimmen gestalten Melanie Haffke, Katharina Koch und Nini Stadlmann ihre Auftritte in diversen kleineren Rollen. Blass hingegen das Herrenn-Trio Uli Krohm (Dobitch), Andreas Goebel (Eichelberger) und Anton Figl (Vanderhof).
Am Premierenabend amüsiert sich das gesetzte, boulevardtheater-geprägte Stammpublikum der Kudamm-Bühne wie Bolle. Musical-Kenner und Zuschauer, die die Hauptdarsteller Nik Breidenbach und Eva-Maria Grein vor allem aus ihren Auftritten in TV-Soaps kennen und sie einmal live auf einer Bühne sehen möchten, dürften allerdings enttäuscht sein.
Buch von Neil Simon
nach dem Film “The Apartment” von Billy Wilder und I. A. L. Diamond
Musik von Burt Bacharach
Liedertexte von Hal David
Deutsch von Werner Wollenberger
Deutsche Gesangstexte von Charly Niessen
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KREATIVTEAM |
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Inszenierung | Helmut Baumann |
Musikalische Leitung | Ferdinand von Seebach |
Choreografie | Rudi Reschke |
Bühnenbild | Anja Wegener |
Kostüme | Conny Lüders |
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CAST (AKTUELL) |
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Chuck Baxter | Nik Breidenbach | |||
J. D. Sheldrake | Axel Herrig | |||
Fran Kubelik | Eva-Maria Grein | |||
Dr. Dreyfuss | Helmut Baumann | |||
Dobitch | Uli Krohm | |||
Eichelberger / Arzt / Karl Kubelik | Andreas Goebel | |||
Vanderhof / Wachmann | Anton Figl | |||
Miss Olson / Marge MacDougall | Sylvia Wintergrün | |||
Vivien / Krankenschwester / Telefonistin | Melanie Haffke | |||
Miss Kreplinski / chinesische Kellnerin / Ginger | Katharina Koch | |||
Sylvia Gilhooley | Nini Stadlmann | |||
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Musiker | ||||
Posaune / Klavier | Ferdinand von Seebach | |||
Gitarre | Johannes Gehlmann Erich Gramshammer | |||
Schlagzeug | Stefan Genze Phillip Schmitt | |||
Kontrabass | Andreas Henze Michael Waterstrad |
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TERMINE |
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keine aktuellen Termine |
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