Eine rundum gelungene Inszenierung. Schwungvolle Musik von Cole Porter, geniale Tanzszenen, eine stimmungsvolle Ausstattung, sowie einige Gaststars verleihen der Produktion ihr hohes Niveau.
Aufgrund ihrer eher einfältigen Handlung lebt die Kreuzfahrtkomödie in erster Linie von einer gelungenen Inszenierung der Musiknummern – und hierbei ist Gelsenkirchen vorbildlich. Die Band unter Leitung von Kai Tietje bringt die schwungvollen Songs von Cole Porter angemessen rüber, und die dazu dargebotene Choreographie von Markus Büchlmann ist einfallsreich und broadway-like. Im ersten Akt begeistern vor allem die Stepnummern der Matrosen, die an die großen Musicalverfilmungen der 30er und 40er Jahre erinnern. Im zweiten Akt ist das Highlight wohl der Song “Blow, Gabriel, Blow” mit akrobatischen Hebefiguren. Der revueartige Charakter dieser Szene wird durch die passenden Kostüme von Susanne Hubrich unterstützt.
Schon beim Betreten des Zuschauerraums fühlt man sich ins Amerika der 30er Jahre zurückversetzt: Auf der Bühne steht eine elegante Hafenbar im Art Deco Stil. Der positive Eindruck des Bühnenbildes von Harald Thor bleibt auch nach Einsetzen der Handlung bestehen, denn die flexibel verschiebbaren Schiffsfassaden und Kabinen überzeugen, genauso wie die stimmungsvolle Lichtregie, welche je nach Tageszeit ein breites Spektrum vom sonnigen Morgen bis zur romantischen Nacht unterm Sternenhimmel authentisch simuliert.
Das Problem des großen und Distanz schaffenden Orchestergrabens löst Regisseur Stefan Huber geschickt, indem er den schmalen Bühnenstreifen zwischen Publikum und Band in manchen Szenen mitbespielen lässt. Dass die heiteren Dialoge des Originalbuches von 1934 das Publikum heute nicht mehr in gleichem Maße amüsieren wie zu Zeiten der Uraufführung, hat Huber einkalkuliert und sie durch modernere Pointen ergänzt. Besonders viele Lacher erntet zum Beispiel eine kurze Anspielung auf die “Titanic”-Verfilmung aus dem Jahr 1997, indem mitten in einem der Cole Porter-Songs, ein Motiv des Filmsongs “My Heart Will Go On” auftaucht, und die tanzenden Paare die damit verbundene Pose von Leonardo DiCaprio und Kate Winslet einnehmen.
Was die Besetzung betrifft, hat sich das Musiktheater im Revier zur Unterstützung Musicalprofis an Bord geholt. Den blinden Passagier Billy Crocker spielt der Amerikaner Gaines Hall (Sunset Blvd., Die Schöne&Das Biest). Ohne den Charakter ins Lächerliche zu ziehen, verleiht er Billy den Witz und Charme, den er braucht, um das Herz seiner angebeteten Hope zu erobern, obwohl diese eigentlich einen englischen Lord heiraten soll. Mit angenehmer Stimme singt sich Hall durch seine Duette und begeistert das Publikum mit seinen tänzerischen Fähigkeiten, insbesondere im Stepbereich. Betont sexy gibt sich Sabine Schreittmiller (Cabaret, Miami Nights) als Gangsterbraut Erma, die ihre langen Beine gekonnt einsetzt, um den Matrosen den Kopf zu verdrehen. Eigens für Eric Minsk (Grease, Hair) wurde die kleine Nebenrolle des ständig kontrollierenden Oberstewards erweitert, so dass neben seinem komödiantischen Talent auch seine gute Stimme zum Einsatz kommt. Die weiblichen Hauptrollen hingegen sind schwächer besetzt. Regine Herrmann als reiche Debütantin Hope Harcourt wirkt blass, so dass ihre Anziehungskraft auf Billy ein Rätsel bleibt. Anke Sieloff als Reno Sweeny besitzt zwar Bühnenpräsenz und tänzerisches Talent, doch bekommt ihre Stimme in den Höhen plötzlich eine klassische Stimmfarbe, was einerseits nicht zu ihren Songs passt, und andererseits dazu führt, dass sie sowohl von der Band als auch von ihren Duettpartnern übertönt wird. In den Dialogszenen wirkt sie zu zurückhaltend, um den Charakter der coolen und taffen Reno, die Billy als Kumpel zur Seite steht, treffend darzustellen.
Sa, 07.02.2004 19:30 | Musiktheater im Revier (MiR), Gelsenkirchen | |
Sa, 28.02.2004 19:30 | Musiktheater im Revier (MiR), Gelsenkirchen | |
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