Nach der Veröffentlichung des ersten "Wicked"-Trailers stellen sich Fragen. Fragen, die man sich schon bei den Trailern von "Die Farbe Lila" und "Mean Girls" stellen konnte: Wieso verschweigt man, dass es sich hier um Verfilmungen erfolgreicher Musicals handelt? Sind Musicals Hollywood peinlich?
Die deutsch-französische Verfilmung des Theater-Dauerbrenners aus dem Jahr 1963 war ein Prestigeprojekt und sollte ein internationaler Erfolg werden. Doch der Streifen fuhr krachend an die Wand: Die Kritiker zerfetzten ihn in der Luft und das Publikum blieb aus. Die soeben erschienene "Special Edition" mit einer restaurierten Fassung ermöglicht nun einen neuen Blick auf den mit so illustren Stars wie Curd Jürgens, Hildegard Knef, Lino Ventura, Gert Fröbe und Sammy Davis jr. besetzten Spielfilm.
Der Film, den ich diesmal ausgesucht habe, gehört in die Kategorie "unbekannt und vergessen". Zu Unrecht, denn die 1955 gedrehte Komödie ist tänzerisch-leichtfüßig und die einzige Gelegenheit, die Broadway-Ikone Bob Fosse in einer größeren Rolle zu sehen. Trotzdem ist dem Streifen anzumerken, dass er eine Notlösung geworden ist. Denn eigentlich wollte Columbia Pictures einen großen Broadway-Erfolg dieser Zeit verfilmen, der auf der gleichen Vorlage basiert: "Wonderful Town" von Leonard Bernstein.
Tootsie (2023 - 2024)
Großer Saal Musiktheater, Linz
Der Schauspieler Michael Dorsey verkleidet sich als Frau und bekommt als Dorothy Michaels eine Rolle im Broadway-Musical "Julias wahre Flamme". Die vom Set einer Seifenoper ins Theatermilieu verschobene Musicalversion des 1982er Filmklassikers steht in dieser Saison mehrfach auf deutschsprachigen Spielplänen.
Es ist Zeit für ein bisschen "Es war einmal". Und was gibt es da Besseres als einen guten alten Disney-Animationsfilm? Ich habe mich für "Die Schöne und das Biest" entschieden. Den habe ich nicht mehr gesehen, seit ich mir die DVD gekauft habe - und das muss 2002 gewesen sein. Funktioniert der Zauber von damals auch heute noch? Ein ganz klares Ja!
La Cage aux Folles (seit 11/2023)
Theater der Altstadt, Stuttgart
Für das kleine Theater der Altstadt in Stuttgart ist diese Produktion von "La Cage aux Folles" sichtbar ein Kraftakt. Aber man spürt auch, wie viel Herzblut von allen Beteiligten hier einfließt. Was Ausstattung und musikalische Begleitung angeht, muss man ein paar Abstriche machen, doch Uwe-Peter Spinner und Sascha Diener als Georges und Zaza harmonieren bestens, bringen die nötige Emotionalität mit und machen diesen Abend sehenswert.
Wir nähern uns Weihnachten und die Märchendichte in Theater und TV nimmt deutlich zu. Passenderweise erscheint ein lange nicht erhältlicher Film in einer aufwendig restaurierten Fassung: "Die Wunderwelt der Gebrüder Grimm".
Gefährliche Liebschaften (seit 11/2023)
Großes Haus, Kaiserslautern
Pierre-Ambroise-François Choderlos de Laclos‘ Roman hat schon viele Bearbeitungen erfahren. Diverse Schauspiele, Filme, Opern und Musicals nehmen sich der perfiden Intrigen an. Wer trotz der Geschichte über den gefühlskalten Umgang mit Mitmenschen beschwingte Unterhaltung erwartet, weil auf dem Stück das Etikett "Musical" klebt, wird enttäuscht werden. Marc Schubrings und Wolfgang Adenbergs "Gefährliche Liebschaften" ist zeitgenössisches Musiktheater, trotz aller Dissonanzen und opernhaftem Pathos emotional und packend umgesetzt.
Für meinen Filmabend habe ich mir diesmal einen Film ausgesucht, der erst im letzten Juni in die Kinos kam. "Greatest Days" ist ein Jukebox-Musical mit Hits von "Take That". Bei seiner Uraufführung 2017 (und den deutschen Produktionen) hieß die Vorlage noch "The Band", wurde dann aber im Frühjahr 2023 für eine Tour-Produktion in "Greatest Days" umbenannt. Wahrscheinlich sollten Bühnenshow und Film den gleichen Namen haben.
Passend zum sich verfärbenden Herbstlaub habe ich mir im Oktober etwas Buntes in mein Wohnzimmer geholt. Wer hätte gedacht, dass ein Musical über Bodyshaming und Rassismus so fröhlich sein kann?