[Drei Fragen an …] Am 24. Oktober feiert das Katz und Maus-Musical “Catch me if you can” in den Wiener Kammerspielen Premiere. Die europäische Erstaufführung des Broadway-Musicals wird von Werner Sobotka inszeniert, der im Interview über die Zusammenhänge von Film und Musical spricht und Einiges über den Inhalt und die Musik des Stückes verrät.
Herr Sobotka, bei “Catch me if you can” denken Cineasten in erster Linie an den Film mit Leonardo DiCaprio und Tom Hanks. Ist das Musical eine 1:1 Kopie des Films oder wurde die Show durch den Film lediglich inspiriert?
Weder noch. Die Basis von beiden Dingen ist natürlich das Leben von Frank Abagnale jr, insofern ist es natürlich die gleiche Geschichte. Andererseits hat sich das Autorenteam des Musicals das Medium Bühne und das Genre Musical zunutze gemacht und durch das Einfügen der Songs einerseits und das Reduzieren um Szenen, die nur filmisch lösbar sind, andererseits, eine neue Form gefunden. Ich denke also, dass es sowohl für diejenigen interessant ist, die den Film kennen und so einen neuen Zugang zu dem Stoff zu sehen bekommen, als auch eigenständig funktioniert, wenn man als Zuschauer den Film nicht gesehen hat.
Ein Film auf der Musicalbühne – nicht immer ein Garant für Erfolg. Was macht dieses Musical aus? Welche Art von Musik und Show erwartet den Zuschauer, der nur die Filmvorlage kennt?
Einen Garanten für Erfolg gibt es nicht – das erhält unsere Branche spannend und lebendig und macht es Gott sei Dank nach wie vor unmöglich, eine Show am Reissbrett zu planen – auch wenn das hin und wieder versucht wird… Wie langweilig ist das denn 😉
Da es ja bei dem Stoff um die mehrjährige und weltweite Flucht des Betrügers Frank Abagnale jr vor der Polizei geht, sind natürlich die Elemente Ortswechsel und Tempo ein großes Thema. Eine Herausforderung für jede Bühne, aber natürlich für eine relativ kleine Bühne wie die Kammerspiele doppelt kompliziert. Andererseits ist in der Bühnenshow das Thema “Familie” noch stärker herausgekehrt. Ein schöner ruhiger Gegenpol zu der getriebenen Jagd des FBI. Der Musikstil ist diesen beiden Handlungselementen und natürlich auch der Zeit der Handlung, also den 60er Jahren, angepasst und hat neben schönen Musicalballaden auch eine gehörige Portion Swingmusik, von der ich ja absoluter Fan bin.
Frank Abagnale Junior, ein Hochstapler, der einen FBI Agenten an der Nase herumführt, ist die Hauptperson in der Geschichte. Ein Antiheld in der Hauptrolle ist sicher keine leichte Aufgabe für einen Regisseur. Soll der Charakter vom Publikum bewundert werden, bedauert oder gar gehasst? Wie geht man als Regisseur an eine solche Figur heran?
Es soll so sein wie es ganz offensichtlich im wahren Leben von Frank Abagnale jr. auch war: Jeder weiß, dass es falsch ist, was er tut – und trotzdem erliegt man seinem Charme, seiner Eloquenz und seiner lausbubenhaften Frechheit, alle an der Nase herumzuführen. Das Casting für die Rolle war lang und ich bin sehr froh, mit Rasmus Borkowski einen Darsteller gefunden zu haben, der gleichermaßen im Sprechtheater wie im Musical zuhause ist. Und ich freue mich, dass Rasmus auf Grund seiner Persönlichkeit eine eigenständige Interpretation des Frank jr machen wird – denn es wäre zwar sicherlich verlockend, zu versuchen, sich möglichst nah an Leonardo DiCaprio zu orientieren – andererseits wollen wir eben genau das nicht: Unsere Produktion soll eine eigenständige Interpretation zu einem Thema sein, das eben auch verfilmt wurde – und nicht das Nachspielen des Films auf der Bühne – da könnte man nur verlieren.