Michael Ball überzeugt als liebevoll-verrückter Erfinder Caractacus Potts zu Kompositionen der Sherman-Brüder.
Seit 19. April 2002 verzaubert ein fliegendes Auto das Londoner Musical-Publikum. Die Sherman-Brüder, die für ihre familientaugliche Musik (u. a. “Mary Poppins”) bekannt sind, haben für die Bühnenadaption des Musical-Films von 1968 mit Dick Van Dyke und Sally Ann Howes einige Songs ergänzt.Das 19-köpfige Orchester unter der musikalischen Leitung von Robert Scott sorgt nicht nur jeden Abend im Londoner Palladium Theatre bei den 2300 Gästen für Hochstimmung, sondern vermittelt auch auf CD gepresst die gute Laune, die gemeinhin mit Ian Flemings “Chitty Chitty Bang Bang” verbunden wird.Die Story ist so abstrus wie erfunden: Der glücklose Erfinder Caractacus Potts lebt mit seinen beiden Kindern und seinem Vater zusammen. Eines Tages erfindet er eine Zuckerstange, auf der man musizieren kann und gewinnt damit das Herz der schönen Tochter des Süßwarenfabrikanten Scrumptious.
Seine Kinder überzeugen den Erfinder, ein schrottreifes Autowrack zu überarbeiten, und ahnen nicht, welche Magie in diesem Gefährt steckt. Um es kurz zu machen: Chitty – so der Name des Autos – war in besseren Tagen ein erfolgreicher Rennwagen, hinter dem noch heute die hinterhältig-vertrottelten Vulgarianer – angeführt von Baron Bomburst – her sind.
Es kommt zu wilden Verfolgungsjagden, in denen Chitty sein Können als Schiff und Flugobjekt unter Beweis stellt, ein bösartiger Childcatcher es auf die Kinder des Erfinders abgesehen hat, und schließlich zu dem gigantischen Happy End, von dem von Anfang an jeder ausgeht.Technisch ist dieses Musical eines der originellsten Stücke, die zur Zeit in London zu sehen sind, aber auch in den eigenen vier Wänden macht die beschwingte Musik Spaß.
23 Tracks geben den Umfang der Show wider. Große Ensemble-Nummern wie „Toot Sweets”, „Me Ol’ Bamboo” oder die „Bombie Samba” sorgen für Stimmung.Der englische Musical-Superstar Michael Ball ist als Hauptfigur Caractacus Potts in diesem Stück für die nachdenklichen Momente zuständig. So drückt er mit seiner warmen Stimme in „You Two” die Liebe zu seinen beiden Kindern ebenso aus wie bei dem einfühlsamen Gute-Nacht-Lied „Hushabye Mountain”.
Anton Rodgers hat als Grandpa Potts die Lacher auf seiner Seite: „The Roses of Success” ist ein wunderschöner, alberner Song mit zahlreichen besserwissenden Erfindern, die er davon überzeugen muss, dass er ihnen nicht wirklich helfen kann.
Brian Blessed und Nichola McAuliffe geben als Baron und Baroness Bomburst ein herrlich schräges Paar ab, was besonders in „Chu-Chi-Face” zum Ausdruck kommt, wo sich die beiden mit den skurrilsten Koseworten (z. B. ‚Apfelstrudel’) verwöhnen.
Als besonderes Highlight gilt das fiese „Kiddy-Widdy-Winkies” vom hinterhältigen Childcatcher, der von niemand geringerem als Richard O’Brien gegeben wird. Mit diesem Menschen möchte – schon beim Anhören der ersten Töne – niemand freiwillig etwas zu tun haben.
Als Truly Scrumptious (zu Deutsch: ‚Wahrlich zum Anbeißen’ – ein passender Name für das Kind eines Süßwarenherstellers) wurde für die Premierenbesetzung die bis dahin völlig unbekannte Emma Williams engagiert. Mit glockenklarer Stimme überzeugt sie als anfänglich leicht zickige Fabrikantentochter. In dem einzigen Duett mit Michael Ball „Doll On A Music Box” spürt man ganz deutlich die Sympathie der beiden füreinander.Hervorzuheben ist, dass sowohl dieses Musical als auch die Studioaufnahme nicht nur für, sondern vor allem mit Kindern produziert wurde: 17 Kinder sind auf der Aufnahme in dem Song „Team Work” zu hören, nicht zu vergessen die Darsteller von Jeremy und Jemima (George Gillies und Carrie Fletcher), den Kindern des Erfinders, die in „Truly Scrumptious” und natürlich „Chitty Chitty Bang Bang” zeigen, was sie während der Proben mit Musical Director Robert Scott gelernt haben.Während im Theater das Auto der Star der Show ist, lässt es diese CD an Freude und Schwung nicht vermissen. Die 23 Songs bieten einen musikalischen Rundumschlag der Leistung von Richard M. und Robert B. Sherman. Die hochkarätig besetzte Cast sorgt dafür, dass man auch im heimischen Wohnzimmer Spaß hat und bei „Me Ol’ Bamboo” die Füße kaum stillhalten kann.