Chitty Chitty Bang Bang
London - The Making Of / 2002

Michael Ball, Brian Blessed, Emma Williams und Richard O’Brien werden bei den Proben zu Londons beliebtester Familien-Show begleitet und stehen Rede und Antwort.


9 Monate lang hat ein Kamerateam die Proben zu Londons bestverkaufter Show begleitet. „Chitty Chitty Bang Bang” ist technisch das aufwendigste, was seit langem im West End zu sehen ist. Im größten Londoner Theater, dem London Palladium (2.300 Plätze), stehen jeden Abend 63 Darsteller, 17 Kinder und 5 Hunde auf der Bühne.Neben diesen Fakten, erfährt man, wie die Idee entstanden ist, aus dem Musical-Film von 1956 mit Dick Van Dyke als Erfinder Caractacus Potts, eine Bühnenfassung zu machen. Dazu gehört natürlich auch das Casting der Darsteller und Kinder.

Insgesamt 51 Kinder stehen jede Woche auf der Bühne des Londoner Palladiums – nach britischem Gesetz muss jede Kinderrolle dreifach besetzt sein. Bei der Auswahl der Kinder habe man besonders darauf geachtet, so der Musikalische Leiter Robert Scott, dass sich die Kinder natürlich verhalten und keine Bühnenallüren aufweisen, so wie so manches Kind, das bereits Unterricht an einer Musicalschule erhalten hat.Richard M. und Robert B. Sherman (Komponisten von „Mary Poppins”, „Das Dschungelbuch”, „Aristocats”) haben ihren Filmsongs fünf weitere hinzugefügt und so den Grundstein zu einem wirklich beeindruckenden Bühnenwerk gelegt.Der 14. Januar 2002, der Tag an dem Cast und Crew zu den ersten offiziellen Proben zusammenkommen, wurde ebenfalls von der Kamera festgehalten. Regisseur Adrien Noble begrüßt seine Darsteller und zeigt ihnen die ersten Bühnenmodelle, die dem späteren Original schon sehr nahe kommen.

Besonders interessant ist, dass diese Veranstaltung nur drei Monate vor der Weltpremiere am 16. April 2002 stattfindet – und das, obwohl die Show sowohl choreographisch als auch schauspielerisch und natürlich gesanglich absolute Höchstleistungen von ihren Protagonisten erfordert.

So musste Hauptdarsteller Michal Ball (Caractacus Potts), der sonst für seinen Gesang, allenfalls noch für sein ergreifendes Spiel bekannt ist, tanzen lernen. Damit hatte Choreographin Gillian Lynne („Cats”, „Phantom der Oper”) ihre liebe Not, doch auch das finale Erfolgserlebnis wurde auf Film gebannt und so strahlt Michael Ball nach der gelungenen Tanzszene „Me Ol’ Bamboo” überglücklich in die Kamera.Um nicht alles vorweg zu nehmen – in den 63 Minuten Spielzeit dieses Making Ofs wird noch von der Pressekonferenz berichtet, die eine hypernervöse Debütantin Emma Williams zeigt.

Besonders ergreifend ist der Moment, wo sie am Arm von Michal Ball zum ersten Mal die Bühne des London Palladium betritt und mit ihren damals noch 17 Jahren von der Größe des Theaters schlichtweg uüberwältigt wird.Auch technische Arbeiten wie die am fliegenden, schwimmenden Auto (natürlich ganz geheim außerhalb Londons), die kreative Entwicklung der Plakate, die Fertigung der 407 Kostüme – inkl. so ausgefallener Anzüge wie dem des Childcatchers – sowie die 40 verschiedenen Kulissen für 26 Szenenwechsel werden aus ungewöhnlichen Blickwinkel gezeigt.Ein ganz besonderes Schmankerl sind sicherlich die letzten Probentage im London Palladium. Man erfährt, dass der erste komplette Durchlauf erst einen Tag vor der ersten Preview stattgefunden hat, dass Richard O’Brien (Childcatcher) sein „Flug” durchs Theater nicht ganz geheuer ist, und dass während der vierwöchigen Preview-Phase das Stück noch so einige Male geändert wurde, bis alle Lacher wie gewünscht funktionierten.Die Kamera hält einen Moment fest, der für Outsider üblicherweise absolut tabu ist: Wenige Stunden vor der Premiere schart Regisseur Adrien Noble noch einmal alle Mitarbeiter und Darsteller um sich, spricht ihnen Mut zu und zeigt ihnen ein Grußvideo von Ex-Erfinder Dick Van Dyke.Den krönenden Abschluss bildet der Bericht von der Premiere. Der Zuschauer sieht die Premierengäste (wie Halle Berry und Andrew Lloyd Webber) ins Theater kommen und erlebt backstage mit, wie Blumen abgegeben werden, die Stage Manager anfangen zu rotieren und die Spannung steigt.

Die wenigen Show-Szenen, die gezeigt werden, lassen nur schwach erahnen wie beeindruckend die Fun-Show tatsächlich ist. Doch man bekommt einen guten Eindruck von dem, was es heißt, eine Weltpremiere auf die Beine zu stellen. Und so viele persönliche Augenblicke bekommt man von den Protagonisten in so geballter Form wohl kaum noch einmal präsentiert.Fazit: Diese DVD lohnt sich – allerdings ersetzt sie nicht den Besuch im Londoner Palladium.

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