Eine wenig überzeugende Zusammenstellung von Musicalsongs zu einer ebenso wenig überzeugenden TV-Show.
Dass eine Compilation CD oft wenig Neues bietet, ist logisch – schließlich handelt es sich um eine Zusammenstellung bereits veröffentlichter Titel. Dennoch sollte auch eine solche CD etwas an sich haben, was sie kaufenswert macht, wie zum Beispiel einen roten Faden, der die Songs in irgendeiner Form miteinander verbindet. Die Doppel-CD “Die größten Musical Hits” zur gleichnamigen ZDF-Sendung erfüllt diesen Anspruch leider in keinster Weise.
War das Ergebnis der TV-Show, bei der die Zuschauer ihre 50 Lieblings-Musicalsongs wählen konnten, schon recht fragwürdig und die Auswahl der Darbietungen sehr beliebig, so schafft die Doppel-CD es erstaunlicherweise noch, die Show in ihrer Konzeptlosigkeit zu toppen. Die beiden CDs mit jeweils 19 Songs erschlagen den Hörer förmlich mit ihrer lieblosen Zusammenstellung von Musicalsongs. Von “Porgy & Bess” bis “Starlight Express”, von “Hair” bis “Elisabeth” ist alles vertreten – mal auf Deutsch, mal auf Englisch.
Nur wenige Songs wurden den offiziellen Cast Alben der jeweiligen Musicals entnommen. Stattdessen hat man auf Titel von anderen Compilation Alben und Low Budget-Produktionen zurückgegriffen. Zu Letzteren zählt beispielsweise die “Totale Finsternis” aus “Tanz der Vampire”, die ihre gruselige Wirkung lediglich der überforderten Stimme des nicht namentlich erwähnten Krolock-Darstellers verdankt. Wem sich dabei nicht die Nackenhaare sträuben, der sollte es einmal mit der “Phantom der Oper”-Version von Schlagersängerin Kristina Bach probieren. Danach erscheinen selbst “Beauty & the Beast” (von Roger Whittaker) und “Last Night of the World” (als Duett von Uwe Kröger und “Friendensbotin” Nicole) wie wahre Highlights. Jegliche Bühnendramatik verpufft im Schlagersound und das Genre Musical wird dadurch genau um das beraubt, was es eigentlich ausmacht.
Den Titelsong aus “Saturday Night Fever” gibt es übrigens weder in der Musicalversion, noch im Original der Bee Gees, sondern lediglich als Cover von der Gruppe “B3”. Man hätte keine Version auswählen können, die mit dem Musical noch weniger gemein hat, als diese. Auch Aretha Franklins gegospeltes “I dreamed a dream” ist kaum noch als Song aus “Les Miserables” zu erkennen.Immerhin hat es sich bis zu den Verantwortlichen herumgesprochen, dass Uwe Kröger ein bekannter Name im Musicalgeschäft ist, und so hat man auch gleich 4 Songs von ihm in das unkoordinierte Sammelsurium aufgenommen. Oder lag es vielleicht daran, dass seine Solo-Alben – genau wie diese Doppel-CD – bei Sony BMG erschienen sind?
Fraglich bleibt auch, wieso sich Songs auf dem Album befinden, die gar nicht in den Top 50 der TV-Show vertreten waren (Beispiel: “In Palästen geboren” aus “Ludwig²”). Aber bei so vielen Unstimmigkeiten fällt dies nicht weiter ins Gewicht. Sicher ist nur, dass sowohl die TV-Show, als auch das zugehörige Album nicht mehr als oberflächliche Unterhaltung für Schlager-Fans bieten. Für jeden, der sich ernsthaft mit dem Genre Musical beschäftigt, ist beides gleichermaßen enttäuschend.