Die zweite deutschsprachige Aufnahme des Lloyd Webber/Rice-Musicals in der Übersetzung von Michael Kunze. Mit Ethan Freeman, Anna Maria Kaufmann, Wolfgang Höltzel, Monika-Julia Dehnert und Gino D’Oro.
Lange hat es gedauert. Gute 24 Jahre dominierte nur eine deutschsprachige Aufnahme des Musicals “Evita” die CD-Regale der Musical-Liebhaber. Die wenig überzeugende Wiener CD aus dem Jahr 1981, mit Isabel Weicken als Evita und Alexander Goebel als Ché, hat nun Gesellschaft bekommen: Koch Universal veröffentlichte eine Neuaufnahme mit der Original Bremen Cast aus dem Jahr 2005.
“Evita” handelt vom Leben der argentinischen First Lady Eva Perón, die zum Mythos für ein ganzes Volk wurde. Die aus Musical und Oper bestens bekannte Anna Maria Kaufmann singt die Titelrolle und ist auf der CD unter anderem mit den Songs “Buenos Aires”, “Wein’ nicht um mich, Argentinien” sowie dem Bonus Track “Schau in mein Herz” vertreten. Leider kann die Kaufmann nicht vollständig begeistern, weil ihr amerikanischer Akzent stört und ihr klassischer Sopran in der Rolle der Evita eine kräftige Beltstimme schmerzlich vermissen lässt.Wolfgang Höltzel bleibt als Juan Perón – wie schon auf der Bühne – etwas blass. Er hat zwar eine angenehm tiefe Stimme, doch mit seinem kurzen Solo “Wie ein Diamant” kann er sich leider nicht profilieren. Monika-Julia Dehnert in der Rolle der Mistress hingegen nutzt ihr Solo “Du nimmst den Koffer wieder in die Hand”, um ihre sehr gefühlvolle und ausdrucksstarke Stimme zu präsentieren. Gino D’Oro wirkt als Magaldi eher wie ein Tango-Sänger mit Erkältung. Seine Interpretation ist leider nicht nachhaltig genug, um dem Hörer positiv in Erinnerung zu bleiben.
Wie schon im Bremer Musical-Theater, ist Musical-Urgestein Ethan Freeman der Star dieser CD-Aufnahme. Er verleiht seinem Ché die nötige Häme und Ironie, kann mit starker Stimme vollkommen überzeugen. In den großen Ensemblenummern “Wach’ auf, Argentinien” und “Spendengelder fließen” hebt sich seine Stimme sehr gut von der Masse ab. Im Gegensatz zu Anna Maria Kaufmann singt der Amerikaner gewohnt akzentfrei. Er beeindruckt mit sehr hohen und lang anhaltenden Tönen, schlägt bei “Jung, schön und geliebt” aber auch durchaus ruhigere Töne an.Einzig großes Manko dieser CD ist der schlecht abgemischte Sound. Trotz des 26-köpfigen Orchesters unter der Musikalischen Leitung von Christoph Wohlleben wirkt der Sound etwas dürftig, fast ein wenig gedämpft. Bei der Anfangssequenz “Was für ein Zirkus” kommt das Orchester zudem extrem lahm rüber, so dass auch Freemans vokale Unterstützung diesen Song nicht retten kann. Auch das 14-köpfige Ensemble kann auf der CD nicht annähernd so begeistern wie live auf der Bühne.