Stark reduzierter Live-Mitschnitt der Konzerte zum 10-Jahr-Jubiläum mit einer stimmlich starken Cast aus Wiener Publikumslieblingen.
Thomas Borchert singt seine Paraderolle des Grafen von Krolock gewohnt routiniert, schwankt jedoch häufig zwischen mechanischem Herunterleiern und vokalem Overacting, das dann manchmal eher an seinen Mr. Hyde erinnert. Obwohl er live auf der Bühne einer der charismatischten Darsteller dieser Rolle ist, bleibt er auf der CD-Einspielung nur Mittelmaß, was streckenweise allerdings auch an der Abschmischung der Aufnahme liegt. Vor allem in Ensemble-Nummern liegt sein Gesang geradezu scheppernd über den anderen Stimmen.
Marjan Shaki stand als Sarah bereits in Stuttgart auf der Bühne und bewegt sich somit auf gewohntem Terrain. Sie klingt etwas dunkler und verruchter, als man es von vielen anderen Sarahs kennt. Wechselnd zwischen aufmüpfiger Göre, verliebtem Mädchen und Luder versteht sie es, die jeweilige Stimmung ihrer Songs zu transportieren. Ihr zur Seite steht Lukas Perman, der allerdings insgesamt stimmlich neben ihr untergeht. Pluspunkte sammelt er hingegen mit seinem Solo “Für Sarah”, das er sehr schön und emotional interpretiert.Die Darsteller der Nebenrollen haben aufgrund der Liedauswahl nicht viele Möglichkeiten, zu überzeugen. Suzan Carey gibt in “Tot zu sein ist komisch” eine sehr klassisch klingende Magda: Beim ersten Hören vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig, aber dennoch reizvoll. Gernot Kranner singt/spricht seinen Professor Abronsius gekonnt und auch in den schnellen Passagen textverständlich, hinterlässt aber auch keinen allzu bleibenden Eindruck. Tim Reichweins Herbert hingegen ist herrlich übertrieben affektiert.
Anspieltipp der CD ist auf alle Fälle die von Fans lange erwartete überarbeitete “Rote Stiefel”-Sequenz. Zusammen mit “Draußen ist Freiheit” und “Stärker als wir sind” wird die gesamte Sequenz von achteinhalb Minuten zu einem Bombast-Track, den man sich immer wieder anhören kann. Am meisten stechen dabei Marjan Shaki und Tina Schöltzke als Rebecca hervor. Sehr emotional führt Schöltzke die Solistenriege bei dem Gebets-Part von “Stärker als wir sind” an und man wünscht sich, doch ein wenig mehr von ihr auf der Aufnahme zu hören.Dickster Minuspunkt der Einspielung ist neben den bereits erwähnten unausgewogenen Sound-Abmischungen die Liedauswahl, mit der jeglicher roter Faden der Handlung und die Atmosphäre des Stückes verloren gegangen sind.