Gelungener Live-Mitschnitt einer Try-Out-Aufführung des Rock-Musicals von Frank Logemann aus dem Hamburger Operettenhaus.
Vier Jahre arbeitete Darsteller Frank Logemann an seiner Musicaladaption der Puccini-Oper “Tosca”, bevor er sie im Dezember 2006 das erste Mal der Öffentlichkeit präsentierte. Die nun veröffentlichte CD dokumentiert in Form eines Live-Mitschnitts diese Try-Out-Aufführung im Hamburger Operettenhaus. “Tosca – Das Rock-Musical” hat er sein Werk genannt und tatsächlich schlägt diese Bearbeitung eines klassischen Stoffes eine für Musicalverhältnisse härtere Gangart ein: Treibende Rhythmen und aggressive Gitarren-Riffs bestimmen das Klangbild des Stückes, das sich am Hard-Rock-Stil alter Schule à la Scorpions orientiert.
Aber auch nahe Musicalverwandte stehen Pate für dieses Werk – vor allem “Jesus Christ Superstar” und “Tommy”, natürlich “Rent” (die Musicaladaption der Puccini-Oper “La Bohème”), daneben ist noch ein wenig Drama-Musical von Kunze und Levay herauszuhören und ein bisschen GRIPS Theater obendrein. Einen herben Break stellt der banale Gospel-Song “Das Kirchenfest” dar, der spätestens nach dem dritten Durchlauf Begehrlichkeiten nach dem “Weiter”-Knopf weckt.Trotz einiger unüberhörbarer Ähnlichkeiten mit anderen Werken – “Tosca” ist vor allem eines nicht: überflüssig. Allein dieser Umstand ist schon als erfreulicher Erfolg zu bezeichnen, reiht es sich doch damit eben nicht in die lange Liste der vielen deutschsprachigen Originalmusicals ein, die aufgrund ihrer künstlerischen Belanglosigkeit nie und nimmer Relevanz erlangen werden.
“Tosca” ragt hieraus deutlich hervor und hat Substanz: Songs wie “Was ist das für ein Mann” und “Wie ein Stachel im Fleisch” verfügen über Strahlkraft und dramatische Nummern wie “Was bleibt mir noch” überzeugen durch ihre theatralische Qualität.Komponist Frank Logemann und Songtexter Alexander Zamponi haben eine spannende und stimmungsvolle Rock-Variante des dramatischen Opernklassikers geschaffen, die nicht nur die bekannte tragisch endende Liebesgeschichte erzählt, sondern auch noch die Moralfrage hinsichtlich der Revolutionsidee stellt.
Die Aufnahme begeistert vor allem durch die druckvoll aufspielende 7-köpfige Live-Band unter dem Dirigat von Sebastian de Domenico. Auch wenn sich unter den 20 Titeln mit der Gesamtlaufzeit von 65 Minuten nicht die ganz große Songperle findet – die erstklassigen Hard-Rock-Arrangements von Detlef Leistenschneider sind eine wahre Freude und unbedingt eine Entdeckung wert.Die Abmischung des aufgezeichneten Materials präsentiert zudem schön herausgearbeitete Vokal-Linien, wodurch vor allem Charlotte Heinke in der Hauptrolle der Tosca auf sich aufmerksam machen kann: Ihre dynamische und stets berührende Interpretation auf gesanglich hohem Niveau gehört zu den Höhepunkten dieser CD. Daneben überzeugen Frank Logemann als kämpferischer Angelotti und Detlef Leistenschneider als Polizisten-Stoiker Scarpia, während Jörg Neubauer Toscas Geliebten Cavaradossi gibt.