Schottisch-keltisches Musical von Kevin Walsh und Mike Gibb nach dem Roman “Feuer und Stein” von Diana Gabaldon.
Diana Gabaldons Roman „Feuer und Stein” (im amerikanischen Original unter dem Titel „Outlander” veröffentlicht, in Großbritannien: „Cross Stitch”) sowie dessen inzwischen sechs erschienene Fortsetzungen verkauften sich weltweit bislang mehr als 18 Millionen Mal. Autor Mike Gibb und Komponist Kevin Walsh konnten sich die Aufführungsrechte für eine Musicaladaption des Stoffes sichern, der einen Genre-Mix aus Historien-, Abenteuer-, Fantasy- und nicht zuletzt Liebesschnulzenroman darstellt. Nach der Aufführung einiger Auszüge im heimischen Schottland präsentieren sie nun auch die CD-Einspielung ihres Werkes.
Diese stellt vielmehr einen Songzyklus, basierend auf dem ersten Band der Highland-Saga, weniger jedoch eine bereits vollständig ausgearbeitete Musical-Fassung dar. Die offenkundig mit nur geringem Budget produzierte CD scheint vorrangig das Ziel zu verfolgen, Öffentlichkeit für ein beabsichtigtes Bühnenprojekt zu schaffen. Hierfür verdichten sie erfolgreich die in ihrem Handlungsgerüst stark ausfasernde Romanvorlage auf die Eckpfeiler und Meilensteine der Geschichte, wodurch diese nunmehr mit 14 Songs nachvollziehbar geschildert wird.
Ihr Umgang mit dem Genre Musical gestaltet sich dabei jedoch ein wenig ungelenk – so verschwenden sie etwa ihre schönste Melodie („The Way that Life Was”) an das Ehepaar Claire (mit schöner Stimme, die in den Höhen mehr Volumen vertragen könnte: Sue Robertson) und Frank Randall (kraftvoll als Claires Gatte und infantil-bösartig in der ebenfalls von ihm interpretierten Rolle des Capt. Jack Randall: Ross Croll). Damit berauben sie sich der Möglichkeit, diese als zentrales Hauptmotiv für die eigentliche Liebesgeschichte des Stückes verwenden zu können. Der spröde und langweilige Frank ist bei der Gattin nämlich sofort abgemeldet und spielt keine Rolle mehr, nachdem sie durch den Zauber eines magischen Steinkreises in die Highlands des Jahres 1743 katapultiert worden ist und dort auf den kernigen Jungschotten Jamie trifft (mit prägnanter Sprachfärbung: Allan Scott-Douglas).
Die auf diesem fantastischen Weg unerwartet gefundene große Liebe sowie die unverzügliche Inanschaunahme dessen Gemächts unterm Kilt sorgen schließlich dafür, dass Claire unter gar keinen Umständen mehr zurück in die Zukunft will. Auch für den wichtigen Moment, in dem sich die in permanenter Hormonwallung befindliche Zeitreisende für die Gegenwart in der Vergangenheit mit Jamie und gegen die in der Zukunft liegende Vergangenheit mit Frank entscheidet („Farewell”), plätschert musikalisch ein wenig uninspiriert dahin. Unglücklich ist das vor allem deshalb, weil dramaturgisch eher belanglose Songs wie die schunkelselige Nummer „Why Did I Marry a Fraser?” musikalisch ausladender behandelt werden.
Trotzdem verfügt das ‚Outlander’-Musical durchaus über Potenzial – wenn es einem auch vor dem allzu schlichten Weltbild der Romanvorlage, das auch in der Musicaladaption unablässig durchscheint, immer wieder graut. Eingängige Folk-Songs und schöne Balladen, garniert mit Scottish Pipes und gälischem Chor, sorgen für eine gefällige und durchweg stimmungsvolle Partitur, die zumindest Liebhaber keltischer New-Age-Musik für sich einzunehmen vermag und musikalisch irgendwo in der Nähe von Loreena McKennitt und Clannad zu verorten ist, ohne jedoch über deren Klasse und Feingeist zu verfügen. Für Spannung sorgt zudem Bösewicht Capt. Jack Randall, der mit der schwülstig-dramatischen Nummer „Say the Words” – in Gabaldons Welt vergewaltigt der Böse keine Frauen, sondern Männer – den auffälligsten Song der Einspielung hat. Entscheidend für einen zukünftigen Erfolg des Stückes wird die Frage sein, ob sich die vielen Leser der Buchreihe auch für eine Musicalfassung begeistern können. Aus dem inzwischen auf mehrere tausend Seiten angewachsenen Stoff ließe sich bestimmt noch der ein oder andere Song generieren…