Das Publikum jubelt und die Musik setzt ein. Das Tina Turner Musical-Album, live aufgenommen im Hamburger Operettenhaus, ist ein echter Stimmungsmacher, der nur Schwächen im Zusammenhang der Geschichte aufweist.
Das Musical, das von der tatsächlichen und eher schwierigen Lebensgeschichte der “Queen of Rock” berichtet, wurde von Turner persönlich autorisiert. Die kreativen Köpfe hinter dem Stück, die dafür gesorgt haben, dass das Publikum an jedem Spieltag so begeistert ist, sind Autorin Katori Hall, die Dramatiker Kees Prins und Frank Ketelaar, Regisseurin Phyllida Lloyd und Orchestrator Ethan Popp.
Die Musik ist stets sehr lebendig und energiegeladen. Der Anfang hat sehr viele Gospelchor-Elemente, was auf Tinas Kindheit in einem Kirchenchor anspielt. Da es sich um die Geschichte von Tina Turner handelt, verwundert es nicht, dass viele ihrer größten Hits im Musical zu hören sind, zum Beispiel “Nutbush City Limits”, “Private Dancer”, “We Don’t Need Another Hero” und “(Simply) The Best” (letzteres ursprünglich im Jahr 1988 von Bonnie Tyler gesungen und 1989 von Tina Turner mit großem Erfolg gecovert).
Eine Besonderheit ist bei der deutschen Originalaufnahme, dass einige Lieder in Englisch, andere in Deutsch und wieder andere sogar in Deutsch und Englisch gesungen werden. So haben auch Hörer ohne Englischkenntnisse die Chance, den inhaltlichen Sinn der Lieder nachzuvollziehen, und haben dabei trotzdem noch das Gefühl, die Original-Songs zu hören.
Am Gesang der Interpreten – zum Beispiel von Gino Ennes (Ike Turner), der besonders in “The Hunter” und “It’s Gonna Work Out Fine” mit seiner angenehmen, rauen Stimme und seinen hohen Tönen überzeugt – gibt es nichts auszusetzen, außer vielleicht, dass die Aussprache bei allen Sängern sehr akzentbehaftet ist. Kristina Love fasziniert mit einer sehr großen Stimm-Ähnlichkeit zu Tina Turner. Sie besitzt dieselbe Rockröhre wie die Diva und so hat man vor allem bei den schnelleren Liedern wie “(Simply) The Best” und bei hohen Tönen das Gefühl, es sei Tina Turner persönlich, die die Songs interpretiert. Jedoch rutscht Kristina Love bei länger gezogenen und tieferen Tönen, zum Beispiel in den sehr emotionalen Liedern “Private Dancer” und “We Don’t Need Another Hero”, zurück in ihre eigene Stimme. Einen Ruhepol bildet der angenehme Gesang von Adi Wolf (Tina Turners Großmutter) in dem sehr berührenden Abschiedslied “Don’t Turn Around” und bei “Tonight”.
Die Soundqualität der Live-Aufnahme ist einwandfrei. Das Orchester und der Chorus sind sehr gut und differenziert zu hören, übertönen aber nie den Gesang der Solisten.
Viele Hörer des Albums werden jedoch Schwierigkeiten haben, die ganze Geschichte nachzuvollziehen, wenn sie diese nicht bereits kennen. Die Live-Aufnahme wurde geschnitten, sodass nur die Lieder und einige gesprochene Worte übrig bleiben, nie aber vollständige Dialoge zwischen den Liedern. Deswegen ist es allein mit dem Album kaum möglich, Zusammenhänge zu erfassen, da man nur Fetzen der Handlung zu hören bekommt. Schade, dass man hier nicht auf einen Komplett-Mitschnitt der Aufnahme gesetzt hat. Im beiliegenden Booklet lassen sich auch nur Fotos und die Liedtexte finden, jedoch keine Informationen zur Geschichte.
Dennoch ist die deutsche Originalaufnahme insgesamt ein hörenswertes Album voller Energie und guter Laune, das sich nicht nur für Tina-Turner-Fans lohnt.