Christoph Kolumbus und seine Mitreisenden setzen viel Hoffnung auf das Leben in einer “neuen Welt”. Eine Frau steigt auf ein Hochhausdach, um die Aufmerksamkeit ihres Mannes zu bekommen. Ein Mann will sich von einer Frau trennen, kapituliert aber immer wieder. Die Ehefrau des Weihnachtsmanns sitzt einsam am Nordpol. Insgesamt 16 solcher Szenen – mal mit historischem Bezug, mal alltägliche Situationen aus der Gegenwart – bilden diesen Songzyklus. Kleine Geschichten, Momentaufnahmen, Grübeleien – mal satirisch überspitzt, mal berührend. Die Protagonisten verbindet, dass sie alle an einem Wendepunkt stehen. Sie müssen Entscheidungen treffen, die sie in eine in ungewisse Zukunft führen können – eine “neue Welt”.
Bühnenbildner Marcel Zaba hat für die Werkstattbühne einen düsteren Klavierfriedhof gebaut. Die Idee dahinter: Die Pandemie geht immer weiter, Theater können nicht mehr arbeiten und die ausgemusterten Flügel landen hier. Ohne Hintergrundwissen erschließt sich die Szenerie jedoch nicht und bleibt eine abstrakte Ansammlung schwarzer Klaviere in einem schwarzen Raum. Immerhin werden die Fake-Konzertflügel kreativ bespielt, verwandeln sich in ein Schiff, versinnbildlichen die Schieflage, in der sich die Figuren befinden, oder werden fröhlich als Rutschbahn genutzt.
Astrid Vosbergs Inszenierung wirkt im positiven Sinn improvisiert. Das verleiht der melancholischen Grundstimmung des Stücks etwas Leichtes, eine frische Verspieltheit und Spontaneität. Leider lässt sie hier und da Nebenaktionen zu, die von der jeweiligen zentralen Figur ablenken.
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Das vierköpfige Ensemble schlüpft ständig in neue Charaktere. Dabei übernehmen Amber-Chiara Eul und Tobias Joch vor allem für die emotionalen Parts, die auch stimmlich gut zu ihnen passen. Adrienn Čunka spielt die komödiantischen Szenen fabelhaft aus und meistert bei “Surabaya Santa” eine wahre Tour de Force. Marco Trespiolis Tenor wird in den Höhen manchmal etwas scharf, aber das gleicht er durch sein körperliches Spiel und Ausdrucksstärke aus. Eine harmonisches Ensemble, dass im mehrstimmigen Gesang wunderbar klingt.
Musikalisch ist “Songs for a New World”, salopp gesagt, “The Last Five Years” ohne Streicher. Jason Robert Browns Stil ist unverkennbar: eine Mischung aus Jazz, traditionellen Musicalnummern und ein Spiel mit Zitaten. Das Klavier ist dabei das dominierende Instrument, was wiederum eine Verbindung zum Bühnenbild schafft. Von dort aus leitet Damian Omansen seine aus fünf Musikern bestehende Band. Ein gutes musikalisches Fundament mit Sinn für die atmosphärischen Klangspielereien der Partitur.
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Die kleine Werkstattbühne ist der passende Rahmen für “Songs for a New World”. Ein intimer Raum für ein intimes Stück. Reduziert inszeniert und stark interpretiert ist diese Produktion ein Grund, sich nach Kaiserslautern in eine neue Welt zu begeben.
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