Dirk Glodde © Nasser Hashemi
Dirk Glodde © Nasser Hashemi

The Silent (seit 11/2018)
Spinnbau, Chemnitz

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Durchzogen mit Zitaten, Gedicht-Versen und Anekdoten führt “The Silent” durch das Leben und Werk Leonard Cohens. 10 Musiker und Sänger interpretieren Songs des Ausnahmekünstlers sowie ihm nahestehender Interpreten und geben dem Publikum das Gefühl, eine kleinen Blick hinter die Kulissen seiner oft melancholischen, bedeutungsschweren Texte erhaschen zu dürfen.

Wenn Dirk Glodde in Anzug und Hut, in der typischen, leicht gebeugten Haltung des alternden Leonard Cohen auf die Bühne tritt, ein dünnes Lächeln auf den Lippen – so, als hätte er die Rätsel des Universums entschlüsselt, würde aber die Antwort für sich behalten – dann hat das fast schon etwas Gespenstisches. Glodde ist optisch kein perfekter Cohen-Doppelgänger, trifft aber genial die Mimik und Gestik des 2016 verstorbenen Songpoeten. Auch stimmlich kommt seine warme, sonore Stimme nah an das Original heran und hat genau dasselbe angenehm kehlige Kratzen, das Cohens Gesang so charakteristisch machte. Vom Auftakt mit “Dance Me to the End of Love” an zieht Glodde das Publikum in seinen Bann. Wenn seine Kollegen und Kolleginnen das Mikrofon übernehmen, nimmt er Platz an der Bar, zündet Kerzen an und lauscht ihren Darbietungen ohne jemals aus der Rolle zu fallen.

Bei soviel Charisma und Nähe zum Original haben es die anderen männlichen Vokalisten schwer mitzuhalten. Dazu hat Glodde die Messlatte einfach zu hoch gehängt. “Sisters of Mercy” von Keyboarder Steffan Claußner sowie Philipp von Schön-Angerers “Hallelujah” überzeugen, versuchen aber gar nicht erst, die Originale zu kopieren. Die Background – Verzeihung, “Vordergrund-Sängerinnen” Magda Decker und Lauretta van de Merwe bilden einen klangvollen Kontrast zur Herren-Riege – sei es beim anzüglichen, von Decker grandios interpretierten “Chelsea Hotel No.2” oder dem Jennifer-Warnes-Titel “Song of Bernadette”, den Cohens Weggefährtin gemeinsam mit ihm schrieb und welchen hier van de Merwe feinfühlig, mit klarer Stimme darbietet. Violinistin Mona Krueger nimmt sich mit Inbrunst Joni Mitchells “A Case of You” vor – einen Song, der (wenn man den Gerüchten Glauben schenken darf) Cohen selbst besingt.

Die 6-köpfige Band unter Leitung von Steffan Claußner, deren Musiker teilweise ebenfalls Cohen-typisch behütet sind, spielt die Songs mit sattem Sound. Die Arrangements sind oft Geigen-lastiger als die Originale und betonen teilweise die Folk-Elemente, was den Liedern sehr gut zu Gesicht steht.

“The Silent” ist mehr als nur ein Tribute-Konzert, aber auch kein klassisches Biografie-Musical im Stil von “Piaf”. Vielmehr ist es eine kunstvolle Collage, eine Hommage an einen faszinierenden Künstler und eine ebenso faszinierende Persönlichkeit. Der Titel des Stückes ist eine Anlehnung an Cohens Zeit als Mönch im Buddhistischen Mount Baldy Zen Center, wo er den Namen “Jikan”, der Stille, erhielt. An dem Abend in Chemnitz sind seine Bühnen-Alter-Egos – ähnlich wie Cohen bei seinen Konzerten – jedoch durchaus redselig. Zwischen den musikalischen Darbietungen sind immer wieder Gedichte und Momentaufnahmen aus Cohens Leben eingeflochten, die als Hintergrundinformationen oder ergänzendes Material zu den Liedern fungieren. Sie bringen das Publikum zum Schmunzeln und zum Nachdenken, manchmal beides gleichzeitig.

“The Silent” erzählt von Cohens Frauen, von seiner Suche nach Spiritualität und von seiner Desillusionierung hinsichtlich der Politik. Es wird dabei keine chronologische Reihenfolge gewahrt, und dennoch wirkt es nie verworren – vielleicht auch deshalb, weil keine Geschichte im eigentlichen Sinn erzählt wird. Es sind viele kleine Puzzlestücke, die das Stück dem Zuschauer vorlegt. Am Ende des Abends hat der Zuschauer nicht den Eindruck, Cohen wirklich zu kennen oder zu verstehen, ist mit dem unfertigen Puzzlebild jedoch nicht unglücklich. Letztendlich macht das Geheimnisvolle doch einen Teil der Faszination Cohens und seiner Musik aus und genau das transportiert “The Silent” vortrefflich.

 
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KREATIVTEAM
IdeeSteffan Claußner
René Schmidt
Carsten Knödler
Musikalische LeitungSteffan Claußner
Szenische Einrichtung und BühneCarsten Knödler
Bühne und KostümeNorman Heinrich
DramaturgieRené Schmidt
 
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CAST (AKTUELL)
VocalsDirk Glodde
Magda Decker
Philipp von Schön-Angerer
René Schmidt
Andreas Manz-Kozár
Lauretta van de Merwe
Mona Krueger
Keyboard, Dulcimer, AkkordeonSteffan Claußner
GitarreArmin Reichel
KontrabassTobias Brunn
SchlagzeugJan Christoph
GitarreAndreas Manz-Kozár
ViolineMona Krueger
  
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TERMINE
Sa, 19.10.2024 19:30Spinnbau, ChemnitzWiederaufnahme
So, 20.10.2024 18:00Spinnbau, Chemnitz
 
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TERMINE (HISTORY)
Fr, 16.11.2018 20:00Schauspielhaus, ChemnitzPremiere
Di, 20.11.2018 20:00Schauspielhaus, Chemnitz
So, 25.11.2018 20:00Schauspielhaus, Chemnitz
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