Dantanio Goodmann (erwachsener Michael Jackson) © Franziska Krug, GettyImages
Dantanio Goodmann (erwachsener Michael Jackson) © Franziska Krug, GettyImages
Kreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
 

Am Tag des 60. Geburtstags von Michael Jackson wird ein weiteres Biografie-Show-Musical in Berlin uraufgeführt, das 2018 und 2019 durch den deutschsprachigen Raum tourt. Auch wenn sich gleich zwei Jacko-Klone redlich bemühen, das große Vorbild wiederzubeleben: Das Pop-Vobild bleibt in diesem “Tribute to Michael”-Konzert mit peinlichen szenischen Einsprengseln unerreicht. Das Anschauen einer Best-Of-DVD ist auf jeden Fall günstiger und erquickender.

Wenige Tage vor der Uraufführung von “Beat It!” ändert der Veranstalter seine Kommunikation: Das ursprünglich angekündigte Musical mutiert zur “Show” über den King of Pop. Egal, ob Musical oder Show: Die Inszenierung von Andreana Clemenz, die “Beat It!” als Show Director betreut, ist nicht viel mehr als ein Arrangement von Aufritten und Abgängen der Darsteller, wobei wie im Fall von “Thriller” die Optik bekannter Jackson-Videos mit einfachen Mitteln kopiert wird. Wenn acht Tänzer in schwarzen Kapuzen-Outfits durch Nebelschwaden wanken, dann ersetzt dies nicht die schaurige Zombie-Truppe aus dem filmischen Vorbild und pendelt irgendwo zwischen Parodie und Schultheater. Richtig gruselig wird die Aufführung allerdings immer dann, wenn in den wenigen “Spielszenen” die erzählende Frauenfigur – wer richtig aufpasst, erfährt zur Mitte der Show, dass es sich um Diana Ross handelt – und ihr männliches Pendant hölzern ihre Texte aufsagen. Wer Musical durch Show ersetzt, der hätte auch gleich den überflüssigen szenischen Ballast entsorgen sollen. Kritische Biografie-Episoden, wie Michaels angeblichen pädophilen Neigungen, seine Ehe oder die Medikamenten-Abhängigkeit im Streben nach Perfektion sind an diesem Abend ohnehin tabu.

Unklar bleibt, welche Beiträge die Show-Berater (Moderator und Fitnessexperte Detlef Soost und Ex-BRAVO-Chefredakteur Alex Gernandt) geleistet haben. Viel kann es nicht sein, denn “Beat It!” hat weder eine erkennbare Erzählstruktur, noch ein musikalisches Konzept: Die 25 Michael-Jackson-Hits werden mit Ausnahme des “Jackson 5”-Blocks aus den Anfangsjahren beliebig gemischt. Und warum mimen mit Dantanio Goodmann und Koffi Missah gleich zwei Darsteller einen erwachsenen, beziehungsweise jungen Michael? Auch die Antwort auf diese Frage bleibt “Beat It!” schuldig. Goodman und Missah, beide optisch nahezu perfekte Klone des Originals, singen abwechselnd seine Hits, haben in traumwandlerischer Routine die typischen Michael-Posen einstudiert und glänzen nicht nur beim Moonwalk. Allerdings reichen sie im Gesang nicht an das große Vorbild heran: Dantanio Goodman verfügt über eine solide Mittellage, fiepst mit großer Freude die Spitzentöne heraus, hört sich jedoch wie ein erkälteter Jacko an. Auch Jackson II Koffi Missah versucht, mit viel Spitzentönen das Original zu imitieren, doch auch er kann dem großen Vorbild nicht das Wasser reichen. Beider Leistungen werden durch die Tontechnik ausgebremst, die per Playback eingespielte Chorpassagen über den Gesang mischt und die Solostimmen akustisch verwässert. Ergebnis ist ein nicht zu lauter, aber unbefriedigender, oft auch recht unnatürlich wirkender Klangbrei. Die fabelhaft fetzende , auf der Bühne platzierte Band (Musikalische Leitung: Andy Keller) macht allerdings einen hervorragenden Job und insbesondere die punkig ausstaffierte Gitarristin Anja Arnold wird immer wieder in das Bühnengeschehen einbezogen.

Auf der Haben-Seite der Show steht auch ihre Optik: Kostümbildner Stephan Bolz wildert erfolgreich im Jackson-Uniform-Fundus, erfindet aber gerade für das Ensemble – mit Ausnahme der bereits erwähnten Thriller-Langeweiler – tolle eigene Kreationen mit Hingucker-Potenzial. Set Designer Matthias Lässig hat ein Einheitsbühnenbild mit zentraler Spielfläche kreiert, das mit Feuer, Nebel und bildgewaltigen Projektionen (Video-Design: Alexandra Matthes und Haegar Deutsch) inhaltliche Defizite vergessen lässt.

Choreograf Alex Burgos (in Kooperation mit den Co-Chorografen Betty Sturm und Detlef Soost) fordert mit rasanten Moves und quirligem Poptanz das Ensemble – alles mit großer Perfektion vorgetragen. Ein dicker Pluspunkt von “Beat It”. Allerdings besitzt nicht jeder der Tänzer eine gute Gesangsstimme: In der als Tanz-Probe arrangierten “Bad”-Sequenz gibt es zu viele schiefe, nicht richtig getroffene Töne zu hören.

“Beat It!” sei allen Michael Jackson-Fans ans Herz gelegt, die ihr Idol – wenn auch nicht im Original – einmal wieder auf der Bühne sehen und in musikalischen Erinnerungen schwelgen möchten. Sie erleben eine tolle Show. Alle anderen werden bitter enttäuscht.

 
Kreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
KREATIVTEAM
Show DirectorAndreana Clemenz
BeratungDetlef Soost
Alex Gernandt
ChoreografieAlex Burgos
Co-ChoreografieBetty Sturm
Detlef Soost
Musikalische LeitungMarin Subasic
KostümeStephan Bolz
BühnenbildMatthias Lässig
Video-DesignAlexandra Matthes
Haegar Deutsch
 
Kreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
CAST (AKTUELL)
**2020 **
Erwachsener Michael JacksonDantanio Goodman
Junger Michael JacksonKoffi Missah
Swing Michael JacksonAndré Santisi
Diana RossMeimouna Coffi
(Djodjo Kasse)
Janet JacksonChamelle Moser
ChefredakteurDennis "Denice" Somuah
Reporter James / PlattenbossAndy Roda
EnsembleDeniz Doru
Andy Roda
Dennis "Denice" Somuah
Samuel Franklin
Chamelle Moser
Aloysia Astari
Marjolein van Haren
Kimberly Leenders
Devin Ash-Quaynor
Segen Woldemariam
Momo Markert
Ramona Helder
SwingDjodjo Kasse
Dennis Oertel
Julia Karnysh
Devin Ash-Quaynor
  
Kreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
TERMINE
keine aktuellen Termine
 
Kreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
TERMINE (HISTORY)
Di, 28.08.2018 20:00Theater am Potsdamer Platz, BerlinPreview
Mi, 29.08.2018 20:00Theater am Potsdamer Platz, BerlinPremiere
Do, 30.08.2018 20:00Theater am Potsdamer Platz, Berlin
▼ 160 weitere Termine einblenden (bis 25.04.2020) ▼
Zur Zeit steht die Funktion 'Leserbewertung' noch nicht (wieder) zur Verfügung. Wir arbeiten daran, dass das bald wieder möglich wird.
Overlay