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Die aktuelle UK-Tour von “Ghost” zeigt, wie man es schaffen kann, durch fragwürdige Darstellerauswahl, schlechte Inszenierung und Orchestrierung in Kopplung mit marketingtechnischen Fehlinformationen ein Stück völlig gegen die Wand zu fahren und eine gesamte Fangemeinde gegen sich aufzubringen.
Bereits kurz nach der ersten Preview von “Ghost” im New Wimbledon Theatre in London konnte man in den sozialen Medien den Missmut der Fans ausmachen, die unmissverständlich den Rauswurf der beiden Hauptdarsteller oder gar den Abbruch der gesamten Tour forderten und sich darüber ausließen, dass die Inszenierung völlig konzeptlos sei. Vergleiche mit einem “car crash” oder Aussagen wie “low budget musical” waren da noch von milder Natur. Zudem tauchte ein – nunmehr bereits von offizieller Seite entferntes – Live-Video auf, das die Hauptdarsteller und ihre “Sangeskünste” zeigte und ebenfalls Schlimmes erahnen ließ.
Das auf der Bühne Präsentierte übertrifft die negativen Erwartungen noch um Längen. Eines ist nach fünf Minuten klar: Diese Inszenierung hat mit der Uraufführung und der ersten UK-Tour nicht das Geringste zu tun. Hier wurde schlicht und einfach auf bekannte Namen gesetzt, um möglichst viele Häuser füllen zu können. Augenscheinlich hat man nicht damit gerechnet, dass das Musical mittlerweile eine riesige Fangemeinde hat, die mit ihrem Unmut – zu Recht – nicht hinter dem Berg hält.
Die beiden Hauptdarsteller Sarah Harding und Andrew Moss sind beide keine Unbekannten. Sarah Harding war Mitglied der Girl-Group Girls Aloud (aus der britischen Version der Casting-Show “Popstars”) und Moss ist Darsteller diverser TV-Seifenopern. Beide wirken auf der Bühne völlig allein gelassen und zeigen dabei keinerlei musikalisches und schauspielerisches Talent. Man möchte sie nach einer gewissen Zeit einfach nur noch in den Arm nehmen und sich bei ihnen entschuldigen, dass sie in diese Situation gebracht wurden und sie von der Bühne führen, um das Fremdschämen abzustellen.
Weder stimmlich noch darstellerisch haben die beiden Mimen nur ansatzweise etwas anzubieten. Harding trifft beinahe keinen Ton und versucht, darüber hinwegzutäuschen, indem sie ihre Songs haucht, anstatt zu singen. Schauspielerisch schafft sie es in keiner Weise, irgendeine Stimmung zu erzeugen oder Emotionen authentisch zu transportieren. Beim Tod Sams kommt es im Publikum anstelle von beklemmender Trauer zu schallendem Gelächter, da Ihre “gespielte” Traurigkeit dermaßen überzogen ist, dass das Ganze wie schlechtes Laientheater wirkt.
Moss ist scheinbar pausenlos damit beschäftigt, diverse Regieanweisungen im Kopf abzurufen und diese dann abrupt und völlig seelenlos in die Tat umzusetzen. Man kann förmlich an seinem Blick ablesen, wie ihm beim Schauspielunterricht wahrscheinlich irgendwann gesagt wurde, dass “traurig sein” bedeutet, die Mundwinkel nach unten zu ziehen und gebückt zu gehen – was Moss dann den kompletten zweiten Akt tapfer durchzieht und damit das Publikum ebenso erheitert. Auch er singt seine Songs nicht; er schreit sie.
Jacqui Dubois als Oda Mae Brown ist solide, aber etwas zu brav. Gerade im Zusammenspiel mit Sam könnte sie durchaus noch eine Schippe draufpacken und zynischer und komödiantischer spielen.
Leider bietet auch das Ensemble einige Angriffspunkte, denn immer wieder ertönen unsaubere Töne aus den Reihen, so dass auch Nummern wie “More” oder das wunderschöne “Suspend My Disbelief” nicht überzeugen können.
Die schlechte Darstellerauswahl wird leider auch nicht durch die – für “Ghost” doch so wichtige – technische Ausstattung wettgemacht. Wer sich noch an die LED-Wände oder die fantastischen Illusionen der ursprünglichen Inszenierung erinnert, weiß, dass damals technisch auf allerhöchstem Niveau gespielt wurde. In dieser Tour ist von dem nichts mehr zu spüren. Tricks gibt es – abgesehen von einer “fliegenden” Zeitung – keine und die Kulisse wirkt eindimensional und langweilig. Graue Häuserfronten und einige verschiebbare Wände – die von den Darstellern bewegt werden – lassen keine Stimmung aufkommen.
Zudem überzeugen auch die musikalischen Arrangements nicht. Unterhaltsame und wichtige Songs, wie “Three Little Words”, wurden gekürzt, andere (wie “I Can’t Breathe”) dafür bis zur Ermüdung wiederholt. Die in der Pressemeldung angekündigten “neuen Szenen” und “neuen Songs” gibt es schlichtweg nicht, was erneut für Ärger sorgt. Die Show basiert auf der Originalinszenierung mit Anleihen aus der kurz danach erfolgten Broadway-Spielreihe. Hier wurde das Publikum bewusst getäuscht, um Neuerungen vorzumachen, die de facto nicht existieren.
Das unter Tim Whiting spielende Orchester lässt schmerzlich Tiefe vermissen und wirkt wie Synthesizer-Musik. Auch hier wurde augenscheinlich gespart.
Letztlich kann man vor der neuen “Ghost”-Tour nur warnen. Hier wurde ganz offensichtlich das Publikum und die Theaterkunst als solche völlig aus den Augen verloren. Es sind nicht nur Kleinigkeiten zu beheben, die vielleicht nach einigen Vorstellungen ausgemerzt sind – die Inszenierung als Ganzes ist auf einem katastrophalen, unprofessionellen Niveau – eigentlich eine Verhöhnung des Genres und in jedem Fall bedauerlich für das emotional starke Stück.
Es wird spannend zu verfolgen, ob bzw. in welcher Konstellation die Tour nach der ersten Runde in Wimbledon weiterzieht. Mittlerweile gibt es sogar eine Online-Petition, die die Absetzung der aktuellen Tour fordert, da diese dem Ruf des Stückes schadet. Ob die Verantwortlichen die Show unberührt weiterlaufen lassen, Darsteller austauschen oder ob die Baustelle doch zu groß ist und die Inszenierung komplett überarbeitet werden muss oder gar eingestampft wird, bleibt abzuwarten. Die Auslastung ist jedenfalls nicht hoch, und nach den diversen Pressemeldungen und eindeutigen Zuschauermeinungen dürften die Verantwortlichen von Bill Kenwright Ltd. zumindest ins Schwitzen geraten.
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KREATIVTEAM |
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Regie | Bob Tomson |
Choreografie | Alistair David |
Musikalische Leitung | Tim Whiting |
Bühne | Mark Bailey |
Beleuchtung | Nick Richings |
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CAST (AKTUELL) |
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Molly | Sarah Harding |
Sam | Andrew Moss |
Oda Mae Brown | Jacqui Dubois |
Carl | Sam Ferriday |
Willie Lopez | Leo Sene |
Hospital Ghost | James Earl Adair |
Subway Ghost | Gary Lee Netly |
Louise | Tarisha Rommick |
Clara | Simbi Akande |
Ensemble | Lori Baker Ethan Bradshaw Lauren Drew Matthew Vinetot Mike Ward Kelly Hampson |
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GALERIE |
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TERMINE |
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keine aktuellen Termine |
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TERMINE (HISTORY) |
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Do, 01.09.2016 19:30 | New Wimbledon Theatre, London | Premiere | |||||||
Fr, 02.09.2016 19:30 | New Wimbledon Theatre, London | ||||||||
Sa, 03.09.2016 14:30 | New Wimbledon Theatre, London | ||||||||
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Sa, 03.09.2016 19:30 | New Wimbledon Theatre, London | ||||||||
Mo, 05.09.2016 19:30 | New Wimbledon Theatre, London | ||||||||
Di, 06.09.2016 19:30 | New Wimbledon Theatre, London | ||||||||
Mi, 07.09.2016 14:30 | New Wimbledon Theatre, London | ||||||||
Mi, 07.09.2016 19:30 | New Wimbledon Theatre, London | ||||||||
Do, 08.09.2016 19:30 | New Wimbledon Theatre, London | ||||||||
Fr, 09.09.2016 19:30 | New Wimbledon Theatre, London | ||||||||
Sa, 10.09.2016 14:30 | New Wimbledon Theatre, London | ||||||||
Sa, 10.09.2016 19:30 | New Wimbledon Theatre, London | ||||||||
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