Claudia Kariuki & Ensemble © Martin Kaufhold
Claudia Kariuki & Ensemble © Martin Kaufhold

The Life (2015 - 2016)
The English Theatre, Frankfurt am Main

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Das selten gespielte Musical “The Life” mit all seinen Prostituierten und Zuhältern wird vom English Theatre Frankfurt knallbunt auf die Bühne gebracht. Die Inszenierung und besonders das innovative Beleuchtungs- und Bühnenkonzept überzeugen im Großen und Ganzen, während Cy Colemans Musik und das aus diversen anderen Musicals “geklaut” wirkende Buch recht austauschbar und nicht nachhaltig berührend daherkommen. Auch das überzeugende Ensemble kann da nicht vor Längen bewahren.

“The Life” handelt von Queen, einer Prostituierten in den Straßen New York Citys. Ihr Mann Fleetwood missbraucht heimlich ihre gemeinsamen Ersparnisse für seinen Drogenkonsum und betrügt sie mit der jungen Prostituierten Mary. Enttäuscht verlässt sie ihn und lässt sich mit dem Zuhälter Memphis ein, der sie jedoch ebenfalls nur erniedrigt und für seine Zwecke ausnutzt. In die Enge getrieben, scheint die einzige Möglichkeit, die Stadt gemeinsam mit ihrer Freundin Sonja zu verlassen. Diese Idee führt jedoch zur finalen Katastrophe.

Der Times Square vor rund dreißig Jahren – verrucht, frivol, anrüchig. Ryan McBrydes Inszenierung von Cy Colemans Musical stellt die 80er mit sehr viel Neonlicht in einer modernen Inszenierung dar. Das gefällt und ist im ersten Akt durchaus spannend anzusehen, denn pausenlos wechseln die Lichtvariationen, werden Bühnenteile verschoben, wird mit Farben gespielt. So entstehen auf einfache Weise immer neue Räume, wie eine Bar, die Innenansicht einer Wohnung oder das Exterieur des Bordells auf dem Times Square. Oftmals werden die Zuschauer nahezu vom Licht geblendet, so intensiv ist die Wirkung der Neonbeleuchtung von Lichtdesigner Ben Cracknell. Leider verliert sich die Varianz im zweiten Akt, da – bis auf die Inszenierung des Hookers’ Ball – nicht viel Neues dazu kommt und die beweglichen Elemente ein wenig zu häufig rotieren. Dennoch ist dieser moderne Ansatz ein Gewinn für die Show und lässt sie aktuell und poppig wirken.

Leider lässt das Buch von David Newman solche Ansätze vermissen. Die Geschichte plätschert dahin, die Figuren bleiben recht unausgereift und verleiten nicht dazu, mit ihnen zu fühlen. Mary – die Prostituierte, die von Fleetwood als neues Zugpferd angeheuert wird – bleibt beispielsweise durchwegs blass, was nicht an der Darstellung von Hannah Cadec liegt, sondern schlichtweg an der fehlenden Tiefe der Rolle. Auch die Beweggründe der Hauptfiguren, wie etwa Queens Zuneigung zu Memphis, werden oft nur touchiert und bleiben schwer nachvollziehbar. So entstehen besonders im zweiten Akt Längen, die keinerlei Fortführung der Geschichte erkennen lassen und bisweilen recht zäh sind. Zudem wirken viele Ideen der Story so, als seien sie aus anderen Musicals übernommen worden – so fühlt man sich beispielsweise zu Beginn musikalisch und choreografisch an “Chicago”, “Fosse” und “Sweet Charity” erinnert.

Die Inszenierung von Ryan McBryde holt sowohl musikalisch als auch inhaltlich alles aus der Geschichte heraus, was es herauszuholen gibt. Seine Regiearbeit konzentriert sich auf die Hauptfiguren und lässt die Probleme im Prostituiertenmilieu plastisch werden. Unterstützt wird er von der platzbedingt recht einfach gestalteten Choreografie von Gary Lloyd, die mit witzigen Ideen wie beispielsweise tanzenden “People Magazines” unterhält und sich nahtlos in die bunte Inszenierung einfügt.

Kostüme und Bühnenbild von Tim McQuillen sind schlicht und eher dunkel gehalten, im zweiten Akt darf der Kostümbildner jedoch aus dem Vollen schöpfen und lässt die Darsteller beim Hookers’ Ball in quietschbunter Kleidung auftreten, die dann doch selbst für die 80er-Jahre etwas zu schrill und ausgefallen geraten ist und eher an Manga-Comics erinnert. Die aus verschiebbaren Wänden inklusive der erwähnten Neonbeleuchtung bestehende Bühne ist einfach, jedoch effektvoll. Meist laufen Szenenwechsel reibungslos, nur selten entstehen Verzögerungen, in denen die Darsteller oder Bühnenarbeiter die Kulissenteile händisch bewegen müssen.

Besetzungstechnisch gibt es auch in dieser Inszenierung des English Theatre durchweg Positives zu vermelden. Die beiden Leading Ladys Queen und Sonja werden durch Ngozi Ugoh und Claudia Kariuki würdig dargestellt. Gelegentlich wünscht man sich bei Ugoh noch ein wenig mehr Schmerz und Kraft in der Stimme – ihre Queenie bleibt sehr zurückhaltend, wirkt jedoch nicht minder glaubwürdig. Besonders überzeugend gelingt den beiden Damen das berührende Duett “My Friend” zum Ende der Show, in dem sie gefühlvoll ihre Stimmen erheben.
Im Ensemble fällt besonders Samson Ajewole positiv auf, der mit seiner Darstellung von Queens Partner Fleetwood ein hervorragendes Rollenporträt abliefert. Ebenso weiß Tom Andrew Hargreaves als Zuhälter Jojo in “Use What You Got” mit starker Stimme und glaubhafter Darstellung zu überzeugen.

Das English Theatre Frankfurt beweist mit “The Life” erneut, dass es ein Händchen für clevere Inszenierungen hat und besetzungstechnisch auf hohem Niveau arbeitet.
Ob das recht schwache Stück aber längerfristig den Nerv des Publikums trifft, wird sich weisen.

 
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KREATIVTEAM
BuchDavid Newman
Ira Gasman
Cy Coleman
MusikCy Coleman
TexteIra Gasman
RegieRyan McBryde
Musikalische LeitungPaul Herber
Ralph Abelein
ChoreografieGary Lloyd
AusstatungTim McQuillen
BeleuchtungBen Cracknell
 
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CAST (AKTUELL)
JoJoTom Andrew Hargreaves
SonjaClaudia Kariuki
QueenNgozi Ugoh
MaryHannah Cadec
MemphisCameron Johnson
FleetwoodSamson Ajewole
GretchenVictoria Anderson
Axel / LouZeph Gould
MercedesRosalind James
TraceyCharlie Johnson
DanteJordan Laviniere
LacyNewtion Matthews
CarmenSiobhan Athwal
  
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TERMINE
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TERMINE (HISTORY)
Do, 05.11.2015 19:30The English Theatre, Frankfurt am MainPreview
Fr, 06.11.2015 19:30The English Theatre, Frankfurt am MainPreview
Sa, 07.11.2015 19:30The English Theatre, Frankfurt am MainPremiere
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