Intimität im Foyer des ehemaligen Musical Domes (inzwischen ‘Oper am Rhein’)? Eine dichte Atmosphäre unter dem blauen Gummidach? Das alles gelingt in Köln besser als gedacht und sorgt sowohl für nachdenkliche als auch heitere Momente in den knapp 90 Minuten des Einakters. Die Vorstellungen zur Wiederaufnahme 2016 finden in der Kinderoper statt.
Im oberen Foyer der Oper am Rhein ist an der großen Glasfassade mit Blick auf den Fluss eine kleine Bühne aufgebaut. Davor etwas mehr als 100 Stühle mit Caféhaus-Tischen. Der riesige Raum liegt vollständig im Dunkeln, so dass tatsächlich eine Club-Atmosphäre entsteht, die in die 1930er Jahre passt. Auf der Bühne, an deren Seiten ein Bilderrahmen angedeutet ist, steht ein großer schwarzer Flügel, rechts daneben einer großer Schrankkoffer, den die Hauptdarstellerin immer wieder als Umzugsort nutzen kann. So schaffen Eike Ecker (Inszenierung) und Petra Möhle (Ausstattung) eine gute Grundlage, um sich in die Geschichte fallen lassen zu können.
Georg Kreisler schrieb “Lola Blau” 1971 ursprünglich für seine Ehefrau Topsy Küppers, die in Wien selbstständig einen Chanson-Abend gestalten sollte. Ihre Idee, eine Wiener Jüdin müsse beim Einmarsch Hitlers in Österreich ins Ausland emigrieren, war unausgereift, so dass sie vier Wochen vor der Premiere ihren Mann um Unterstützung bat. So entstand kurzfristig die Idee, bereits bekannte Songs ein wenig umzutexten und den Stücken ein paar Monologe voranzustellen. Wer die Handlung des Stückes nicht kennt, bekommt gute Unterstützung vom Programmheft, das zum jedem Lied einen Satz formuliert, der die Szene beschreibt.
Und doch ist es eine besondere Kunst, das Publikum in den kurzen Szenen mit auf die Reise zu nehmen. Als Glücksgriff darf die österreichische Mezzosopranistin Katrin Wundsam bezeichnet werden, die bereits seit 2009 an der Kölner Oper engagiert ist. Bereits beim ersten Song “Im Theater ist was los” zeigt sie sich mitreißend und lebhaft. Zunächst noch naiv und erkennbar politisch uninteressiert durchläuft sie eine bestens nachvollziehbare Wandlung zum Nachtclub-Star in den USA, der mit Depressionen zu kämpfen hat. Wundsam spielt mit dem Publikum, rekelt sich auf dem Flügel oder auf dem Schoss des Pianisten und gewinnt im Laufe des Abends rollenbedingt immer mehr Sicherheit.
Als Pianist und Freund Leo ist Rainer Mühlbach auf der Bühne, der unter anderem der Leiter des Internationalen Opernstudios der Oper Köln ist. Sein Klavierspiel ist exzellent, zudem harmoniert er bestens mit der Hauptdarstellerin.
Einer der besonderen Höhepunkte der Show ist sicherlich der Song “Im Theater ist nichts los”. Die acht Minuten vergehen wie im Flug, wenn die Wundsam den imaginären Theaterdirektor überzeugen will, die Hauptrolle zu bekommen. Sie wienert, berlinert, singt mit französischem Akzent und wirbelt über die kleine Bühne, so dass es langanhaltenden Applaus gibt.
Das gilt am Schluss auch für das gesamte Team dieser Inszenierung. Das Stück an diesem Ort aufzuführen, ist eine Herausforderung, die bestens gemeistert worden ist.
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