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Temporeich getanzt, authentisch gesungen und gespielt – diese “West Side Story” unterstreicht in der Inszenierung von Ralf Rossa die Stärken eines Musical-Klassikers und vermag dank durchweg starker Besetzung sowie sattem Orchesterklang zu überzeugen.
Regen prasselt auf die Bühne, als ob er versucht, sie von den schrecklichen Geschehnissen reinzuwaschen – ein starkes Schlussbild, das auch einen dramaturgischen Höhepunkt markiert. Der Bandenkrieg rund um die Jets und die Sharks sowie die Liebesgeschichte bauen stark auf der Filmvorlage auf und sind bis auf einzelne Akzente kaum modernisiert worden. Große Überraschungen bleiben in der Inszenierung aus, aber dies trübt nicht das Gesamtbild. Denn es ist es schon fast angenehm zu sehen, dass Ralf Rossa dem Stück nicht zwanghaft den Stempel der heutigen Zeit aufdrückt, sondern stattdessen versucht, den Faktor des Klassikers in den Vordergrund zu rücken. Außerdem verharmlost er in seiner Inszenierung die brutale Geschichte nicht, sondern zeichnet harte und schockierende Bilder voller Gewalt auf die Bühne
Das Bühnenbild von Matthias Hönig bildet eine Brückenkonstruktion vollgeschmiert mit Graffiti. Elemente wie Docs Laden oder der Hochzeitssalon werden bei Bedarf auf die Bühne gefahren – einfach, aber effektiv. Ein passender Rahmen, bei dem jeder Zentimeter gut ausgenutzt wird. Auch das Kostümdesign von Wiebke Horn ist stimmig. Hier finden sich die kleineren, zeitgemäß angepassten Elemente: Die Jets treten tättowiert in Lederoutfit mit Nieten auf, während die Sharks in Stoffhosen und Hemd daher kommen. Die Kleider der Mädchen sind farbenfroh und detailverliebt.
Den modernen Romeo verkörpert an diesem Abend Martin Markert. Als Tony glänzt er mit seinem warmen Tenor, meistert Bernsteins anspruchsvolle Partitur mühelos und klingt auch in den Höhen immer klar. Auch schauspielerisch vermag er auf ganzer Linie zu überzeugen: Egal ob als bester Freund, als Liebender oder als Vermittler zwischen den rivalisierenden Gangs – sein Tony wirkt in jedem Moment authentisch und bleibt selbst nach seinem Mord im Affekt eine Figur, mit der man mitfühlt.
Besonders schön ist das Zusammenspiel mit seiner Maria Ines Lex. Ihre Opernstimme klingt ebenfalls immer klar und harmoniert wunderbar mit Markert. Gleiches gilt für das Schauspiel: Das bis über beide Ohren verliebte Pärchen, das vom großen Glück träumt, kauft man ihnen in jeder Minute ab. Die Chemie stimmt. Dabei schauspielert und singt sich Ines Lex vom braven, verliebten Mädchen bis hin zur hasserfüllten Frau – ihre Wandlung im Verlauf des Musicals ist toll anzusehen. Wenn sie am Ende mit zitterigen Händen die Pistole hält, liegt Verbitterung und kalter Hass statt federleichter Verliebtheit in der Luft.
Ganz besonders passend besetzt ist auch Stefan Reil (Riff) als lässiger und draufgängerischer Bandenanführer der Jets. Sein Tenor ist frech und flott und passt wunderbar zur Rolle. Sein Gegenüber ist Janko Danailow als Bernardo, der ebenfalls als abgebrühter Ganganführer überzeugt. Großartig in Stimme und Schauspiel ist auch Anna Thorén als heißblütige Anita – ihr “A Boy like that” sorgt für Gänsehaut.
Natürlich darf in einem Stück wie der “West Side Story” vor allem das hauseigene Ballett glänzen. Gerade dann, wenn es instrumental wird, macht es einfach Spaß, den temporeichen Choreografien des Ballett Rossa (die ebenfalls von Ralf Rossa stammen), zuzuschauen. Hier wird jemand in die Luft gewirbelt, dort wird auf einem Brückenpfeiler herumgeturnt – es ist immer Bewegung auf der Bühne. Ensemblenummern wie “America” oder “Gee, Officer Krupke” sind mitreißend und die Tänzer zeigen dabei auch stimmlich Qualitäten.
Aus dem Orchestergraben kommt ein wirklich satter und voller Sound unter der musikalischen Leitung von Ingo Martin Stadtmüller. Die Partitur blüht durch die vielen Musiker regelrecht auf und ist ein Ohrenschmaus. Einziges Manko ist die Tonabmischung: Leider ist das Orchester manchmal zu wuchtig für die Darsteller und übertönt Gesang und Texte.
Schlussendlich zeichnet das runde Gesamtbild die “West Side Story” in Halle aus: Sie schafft es, alle drei Sparten eines Stadttheaters inklusive Gästen und einem großen Orchester in einen überzeugenden und rundum harmonischen Einklang zu bringen – daraus resultieren zweieinhalb Stunden packendes und mitreißendes Musical-Drama. Eine sehr sehenswerte Leistung, wie man sie an einem Stadttheater nicht alle Tage sieht.
[BILD: 1]
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KREATIVTEAM |
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Musikalische Leitung | Robbert van Steijn |
Inszenierung und Choreografie | Ralf Rossa |
Bühne | Matthias Hönig |
Kostüme | Wiebke Horn |
Dramaturgie | André Meyer |
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CAST (AKTUELL) |
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Maria | Ines Lex Joanna Nora Lissai | |||
Tony | Björn Christian Kuhn Martin Markert | |||
Riff | Janko Danailow Stefan Reil | |||
Anita | Anna Thorén Lucía Isabel Haas Muñoz | |||
Bernardo | Markus Maria Düllmann Janko Danailow | |||
Action | Frank Schilcher | |||
Arab | Dalier Burchanow | |||
Baby John | Martin Zanotti | |||
Snowboy | Zdenko Galaba | |||
Big Deal | Johan Plaitano | |||
Diesel | Martin Markert Thiago Fayad | |||
Graziella | Yuliya Gerbyna | |||
Velma | Marion Schwarz | |||
Clarice | Denise Dumröse | |||
Clarice | Laura Busquets | |||
Anybodys | Paloma Figueroa | |||
Besty | Margherita Sabbadini | |||
Sandy | Janina Strejcek | |||
Chino | Andriy Holubovskyy | |||
Pablo | Jonathan dos Santos | |||
Pepe | Vaclav Sutorka | |||
Indio | Pietro Chiappara | |||
Rosalia | Elizabeth King | |||
Rosalia | Olivia Saragosa | |||
Consuela | Lucía Isabel Haas Muñoz | |||
Consuela | Franziska Faust | |||
Francisca | Denise Dumröse | |||
Teresita | Ludivine Dutriez-Revazov | |||
Margarita | Johanna Raynaud | |||
Estella | Anastasia Melero Marchal | |||
Schrank | Axel Gärtner | |||
Krupke | Stanislaw Brankatschk | |||
Doc | Joachim Unger | |||
Glad Hand | Till Voß | |||
Ballett Rossa | ||||
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Chor der Oper Halle | ||||
Staatskapelle Halle |
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GALERIE |
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