Eine Zeitreise in die 90er gefällig? Die Darsteller des Koblenzer Jugendtheaters präsentieren eine Revue mit den Hits des “Einheitsjahrzehnts” auf Profi-Niveau. Dabei gibt es durchweg talentierte Darsteller und viel Nostalgisches (wieder-) zu entdecken.
“Weißt du noch?” und “Ach ja, stimmt…” hört man zwischendurch im Auditorium. Auch in den Pausengesprächen wird gerätselt, wer denn nun dieses oder jenes auf der Bühne dargebotene Lied im Original singt. Willkommen in den 90ern! Einem Jahrzehnt, das einiges an Musikalischem zu Tage gefördert hat. Seien es die Boy- und Girlbands, der Scooter-Techno oder berühmte Schnulzen wie “My Heart Will Go On” von Celine Dion oder “Candle in the Wind” von Elton John. Sie alle finden in dieser herrlich nostalgischen Revue Platz und werden von einem außergewöhnlich talentierten Ensemble mit Leben erfüllt.
Alles startet in Berlin, der neuen Bundeshauptstadt. Ein paar Mädels ziehen in eine Mädels-WG, ein paar Jungs ziehen in eine Jungs-WG – die Geschichte ist schnell erzählt. Und dennoch hat es Regisseur Frank Eller geschafft, die einzelnen Songs – um die es in einer Revue nun einmal geht – geschickt in die Handlung einzuflechten. So wirken die Szenen niemals erzwungen, sondern der szenische Aufbau entwickelt sich mit der Musik. Immer wieder unterbrochen werden die Szenen in den WGs durch Szenen einer Talkshow – ein TV-Format, dessen Geburt auch in den 90ern stattfand – mit Themen der damaligen Zeit (“Millennium – werden wir ins Chaos stürzen?”). Diese werden amüsant abgehandelt und in die Handlung integriert. Sophie Hein als “Renate am Nachmittag” spielt so herrlich überdreht wie das gesamte Ensemble. Aber so waren die 90er eben – immer eine Spur “too much”.
Die Darsteller des Koblenzer Jugendtheaters sind allesamt Laien, die von Profis gecoacht und trainiert werden. Bestimmte Personen aus dem Ensemble herauszustellen wäre schwierig, spielen doch alle energiegeladen und sind gut bei Stimme. Manch Darsteller dieser Produktion muss sich vor Profis nicht verstecken und ist so talentiert, dass es eine Wonne ist, dem beizuwohnen. Selbst schwierige Balladen, die bei Laien oft ein Wagnis darstellen, werden mühelos präsentiert. So gelingen eigene Interpretationen von “My Heart Will Go On” oder “I Will Always Love You” so grandios, dass man sich fragt wie jugendliche Laiendarsteller dazu fähig sind.
Zwei Darstellerinnen sollten dennoch erwähnt werden. Lena Wecker als TicTacToe-Ricky und Katharina Hellbach als Jasmin Wagner haben rollenbedingt den Applaus auf ihrer Seite. Bei Lena Wecker hat man in der Tat den Eindruck, Ricky bzw. die Wochenshow-Persiflage von Anke Engelke vor Augen zu haben. Diese Frau hat ein Gespür für Komik. Katharina Hellbach hat eine unglaublich professionelle Bühnenpräsenz, sodass man hofft, ihr weiterer Weg wird auf den Brettern der Musicalbühnen fortgeführt werden.
Die männlichen Darsteller räumen mit ihrem Boygroup-Medley ordentlich ab und bringen das Publikum zum Toben. Dementsprechend gibt es das Medley im Finale erneut als Reprise. Auch wenn der Boygroup-Stil tanzbedingt nicht ganz erreicht wird, sorgen die Darsteller doch ordentlich für Stimmung.
Alles in allem erreicht “Hyper Hyper” vor allem eins: Es bringt das Flair der 90er zurück in unsere heutige Zeit. Die “Kinder der 90er” dürften das ein oder andere Aha-Erlebnis durchlaufen. Mit einem sehr guten Ensemble und einer rockig aufspielenden Band macht diese Zeitreise ungemein viel Spaß.
Zur Zeit steht die Funktion 'Leserbewertung' noch nicht (wieder) zur Verfügung. Wir arbeiten daran, dass das bald wieder möglich wird.
Mehrere Begriffe ohne Anführungszeichen = Alle Begriffe müssen in beliebiger Reihenfolge vorkommen (Mark Seibert Hamburg findet z.B. auch eine Produktion, in der Mark Müller und Christian Seibert in Hamburg gespielt haben). "Mark Seibert" Wien hingegen findet genau den Namen "Mark Seibert" und Wien. Die Suche ist möglich nach Stücktiteln, Theaternamen, Mitwirkenden, Städten, Bundesländern (DE), Ländern, Aufführungsjahren...