Und noch ein Compilation-Liederabend der sich Frauen widmet, die auf der Suche nach dem Mann an ihrer Seite sind. Dietmar Loeffler (Autor, Regisseur, Darsteller und unter dem Pseudonym Diego Ocean auch musikalischer Leiter) verhebt sich gehörig an diesem “Theater-Musical” genannten Abend. Allein die vier Darsteller überzeugen.
Die Frau von heute gibt keine Bekanntschaftsanzeigen mehr in der Tageszeitung auf. Sie wendet sich an DoctorDate.de. Wer im digitalen Zeitalter hinter diesem Namen eine Dating-Plattform im World Wide Web vermutet, ist allerdings auf dem Holzweg. In dem von Dietmar Loeffler und seiner Co-Autorin Susanne Behem-Loeffler verantworteten gleichnamigen Musical verbirgt sich hinter DoctorDate.de eine klassische Partneragentur. Warum sie die Internet-Endung für Deutschland im Namen führt, ist eine der vielen Ungereimtheiten, auf die der Zuschauer keine Antwort erhält.
Das nächste Rätsel heißt Valery Berg. Sie ist die Verkörperung des Unternehmens in Person einer grellen Dragqueen in Hotpants und Frack (Kostüme: Imma Schön). Tommaso Cacciapuoti stöckelt hinreißend divenhaft und überdreht über die Bühne, gibt Power-Coaching für das erste Treffen und führt seine Kundinnen zum Dating-Diplom. Doch warum er dies nicht als Mann macht, bleibt das Geheimnis des Autoren-Paars.
“Da fehlt doch noch was!”, stellen die von DoctorDate geschulten Anna Piotrowski (Jasmin Wagner), Beate von Glückstedt (Susanne Pollmeier) und Roswitha Stark (Meike Kircher) nach Seelenstriptease und Trockenübungen fest. Sie vermissen Männer. Was das Publikum hingegen vermisst, sind eine Art von Handlung (das Gezeigte ist eher eine Aneinanderreihung von Sketchen) und niveauvollere Gags (“Immer wenn ich Schwangere sehe, frage ich mich: Warum klappt es nicht bei mir?” – “Probier’s doch mal mit Sex”). Die Folge: Der Garderobendienst des Theaters tauscht in der Pause Marken gegen Jacken, sodass im zweiten Teil einige Plätze unbesetzt bleiben.
Und da kommt es noch schlimmer. Auf dem Weg in Richtung Happy End fällt das Musical auf das Niveau des Nachmittagsprogramms im deutschen Privat-TV: Anna beichtet den Besuch einer Samenbank und eine daraus resultierende Schwangerschaft, deren Urheberschaft bei der Therapie-Transe liegt. Die schwäbelnde Apothekenfachangestellte Rosi verabredet sich telefonisch mit ihrem Kunden Allergie-Ali. Beate findet ihr Glück bei Franz (Dietmar Loeffler), den gemeinsam mit drei Musikern auf der Bühne sitzenden Pianisten. Zu allem Überfluss steigen die Ex-Kundinnen in die Agentur mit ein und kümmern sich ums Geschäftliche. Denn Valery alias DoctorDate ist ja der Partner-Papst!
Neben dem abstrusen Buch überzeugt auch Dietmar Loefflers schlichte Regie-Arbeit wenig. Auf der nur mit einem riesigen Plakat, einem Tigerfell-Bürostuhl und drei türkisen Plastikklappstühlen dekorierten Bühne (Imma Schön) wird meist frontal ins Publikum gespielt. Die Figuren agieren klischeehaft. Die burschikose Automechatronikerin Anna wedelt ständig mit ihrem Schraubenschlüssel und die auf Insolvenz- und Scheidungsrecht spezialisierte Anwalts-Zicke Beate trägt immer ihren Gesetzeswälzer bei sich. Immerhin kommt das Musical durch die fast allgegenwärtigen, spritzigen Choreografien (Rossen Prangov-Rossi) etwas in Schwung.
Glücklicherweise sind Jasmin Wagner, Susanne Pollmeier, Meike Kircher und Tommaso Cacciapuoti gesanglich top, sodass die musikalische Seite stimmt. Der krude, teilweise peinlich neu betextete Musik-Mix reicht von der Oper (Torrero-Lied aus “Carmen”) über Musical (“All that Jazz” mutiert zu “Bei DoctorDate”), Oldies (“El condór pasa”), Gassenhauern (“Ham’se nicht ‘nen Mann für mich”) bis hin zu Hard-Rock (“Highway to Hell”) und volkstümlichen Klängen. Alles in allem ein Abend für Hartgesottene.
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