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KURZBEWERTUNG |
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Die schaurigste Familie der Fernsehgeschichte erobert die Bühne. Der Zeltpalast Merzig bringt das erfolgreiche Broadway-Musical “The Addams Family” nach Deutschland. Auch wenn das Stück selbst eher Mittelmaß ist, lohnen die Regie von Andreas Gergen und das brillante Ensemble um Uwe Kröger den Besuch.
Noch vor der Ouvertüre öffnet sich der Vorhang – nur einen Spalt – und ein kleinwüchsiger Haarballen wuselt auf die Bühne. Brabbelnd gibt er zu verstehen, dass Foto-, Film- und Tonaufnahmen während der Vorstellung nicht gestattet sind. Die seltsame Figur ist, wie die Fans wissen, niemand geringeres als Vetter It, entfernteres Mitglied einer der wohl berühmtesten Familien des US-Fernsehens: der Addams Family. Dann ertönt die berühmte Titelmelodie mit dem Fingerschnippen, der Vorhang geht auf und der Spuk im Zeltpalast Merzig kann beginnen.
Seit den 1930er Jahren geistert die morbid-charmante Familie Addams durch die Medien: Von Comiczeichner Charles Addams entwickelt, folgten zahlreiche Adaptionen für Film und Fernsehen. Ihre jüngste Reinkarnation feierten die Addams 2010 am Broadway in der Musicalfassung von Marshall Brickman, Rick Elice und Andrew Lippa.
Die ersten Töne der schwungvollen Eröffnungsnummer “Bist du ein Addams” fungieren nahezu wie der Startschuss für den Gag-Marathon. Schlag auf Schlag folgt Witz auf Wortspiel auf Zote. Regisseur Andreas Gergen, Anfang der 2000er als Sohn der „Familie Heinz Becker” bekannt geworden, kann in Merzig sein komisches Talent einmal mehr unter Beweis stellen. Keinen Moment lässt er beim Publikum Langeweile aufkommen und gibt den Späßen den richtigen Raum, um ihre Wirkung zu entfalten. Das ist auch ungemein wichtig, denn viel mehr als eine, zugegebenermaßen gekonnte, Aneinanderreihung von Gags hat “The Addams Family” nicht in Petto. Die Handlung um Tochter Wednesday, die sich in einen Normalo verliebt und ihn und seine Eltern zum Besuch lädt, wirkt wie ein müder Mischmasch von “La Cage aux Folles” und der “Rocky Horror Show”. Die Auflösung im zweiten Akt ist wenig originell, die Musik ist auch eher Mittelmaß. Gergen baut daher weniger auf die dramatische Strahlkraft des Stückes und gibt dafür seinem fabulösen Ensemble den richtigen Raum für das Portrait der berühmten Figuren.
Unbestrittener Star der Show ist Uwe Kröger, der mit dick aufgetragenem spanischem Akzent und reichlich großen Gesten den Patriarchen Gomez Addams gibt. Kröger zeigt sich auf der Höhe seiner Spielkunst. Seine Darstellung ist herrlich überzogen und kombiniert aufgesetzt-südländisches Temperament mit emotionalen Ausbrüchen und einer Mimik, die einem Groucho Marx würdig ist. Auch gesanglich überzeugt Kröger voll. An seiner Seite gleitet Edda Petri als verruchte Ehefrau Morticia mit surrealer Grazie über die Bühne. Meisterlich beherrscht Petri es, ihre Pointen zu setzen und ihren gesamten Körper für ihre spröde Komik einzusetzen.
Jana Stelley spielt die Armbrust-schwingende Tochter Wednesday zwischen aufgestauter Aggression, zuckersüßen Liebesschwüren und sadistischen Ausbrüchen gegenüber ihrem Bruder Pugsley (sehr gut: der 13-jährige Justin Natale). Sowohl Enrico de Pieri als Onkel Fester als auch Anne Welte als Grandma Addams haben das Potential zu Publikumslieblingen. Vor allem de Pieris Solo “Sagt der Mond, ich liebe dich” hat Ohrwurmpotential und ist sowohl darstellerisch als inszenatorisch ein Hochgenuss. Für große Lacher sorgt zudem Gerhard Karzel in der Rolle des untoten Butlers Lurch, der langsam, teilnahmslos und stöhnend durch das Addams-Haus stapft.
Den Addams gegenüber steht der Besuch aus der Provinz: April Hailer spielt Mutter Alice als harmoniebedürftige Hausfrau mit sonnigem Gemüt, und bietet mit ihrer Darstellung einen wunderbaren Kontrast zu Edda Petris Morticia. Vor allem die Szenen, in denen beide Frauen aufeinandertreffen, sind sehr gelungen. Schauspielerisch wie gesanglich unterfordert zeigt sich hingegen der Rest von Alice’ Familie . Dominik Hees gibt den jugendlichen Spießer Lucas mit besten Schwiegersohnmanieren, hat aber stückbedingt nur wenig mehr zu bieten als schmachtende Liebesschwüre. Ethan Freeman als Mal kann seine Rolle dann auch nicht besser machen als sie geschrieben ist: Als stinklangweilige Verkörperung der Normalität geht der gutbürgerliche Vater zwischen den bizarren Addams völlig unter.
Für Fernsehnostalgie im allerbesten Sinne sorgen das Bühnenbild von Christian Floeren und die Kostüme von Ulli Kremer. Floeren zaubert mit drei beweglichen Elementen vor einer durchgehend bespielten Videowand die verfallene viktorianische Addams-Villa auf die Bühne. Schnelle Szenenwechsel sind dadurch kein Problem. Ulli Kremer schafft es mit seinen Kostümen tatsächlich, den Geist der amerikanischen Vorlage zu treffen – bei so ikonischen Figuren wie Morticia, Onkel Fester und Grandma Addams bei weitem keine leichte Aufgabe. Auch sehr überzeugend und für das Stück unabdingbar ist die stimmungsvolle Lichtgestaltung der Firma Audio Check.
Für Schwung sorgen die einfallsreichen Choreographien von Danny Costello, der in diesem Sommer bereits mit Regisseur Gergen an der Tecklenburger Inszenierung von “Sunset Boulevard” arbeitete. Trotz der eher kleinen Bühne des Zeltpalastes schafft es Costello, den gebotenen Platz mit ausgefeilten Bewegungen und Tanzschritten zu füllen. Auch das Orchester unter der Leitung von Tobias Deutschmann vollbringt eine tadellose Leistung, wenngleich der Hörgenuss in manchen Songs durch die nicht ganz saubere Tonmischung des Theaterzelts eingeschränkt wird.
Auch wenn “The Addams Family” nur wenig Potential zum Kultklassiker hat, so lohnt sich der Abstecher ins Saarland doch für alle Addams-Fans und solche, die es noch werden wollen. Im verregneten Sommer 2014 zweifellos ein kleiner Sonnenstrahl.
Diese Produktion lief/läuft in folgenden Theatern:
22.08.2014 bis 28.09.2014 Zeltpalast Merzig
27.11.2014 bis 07.12.2014 Musicaltheater am Richtweg Bremen
12.02.2016 bis 14.02.2016 Zeltpalast Merzig
17.02.2016 bis 21.02.2016 Theater 11 Zürich
02.11.2016 bis 09.11.2016 Museumsquartier Wien
14.03.2017 bis 26.03.2017 Deutsches Theater München
17.05.2017 bis 21.05.2017 Admiralspalast Berlin
17.10.2017 bis 22.10.2017 Theater am Marientor Duisburg
25.10.2017 bis 29.10.2017 Museumsquartier Wien
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KREATIVTEAM |
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Musikalische Leitung | Tobias Deutschmann Scott Lawton |
Inszenierung | Andreas Gergen |
Choreographie | Danny Costello |
Bühne | Christian Floeren |
Kostüme | Ulli Kremer |
Produzent | Joachim Arnold |
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CAST (AKTUELL) |
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=Tour= | ||||
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Gomez Addams | Uwe Kröger Holger Hauer | |||
Morticia Addams | Edda Petri | |||
Wednesday Addams | Hanna Kastner Marianne Curn Henriette Schreiner, (Katrin Merkl) | |||
Onkel Fester | Oliver Mülich | |||
Großmutter | Petra Lamy Tanja Schumann | |||
Pugsley Addams | Noah Walczuch André Haedicke | |||
Lurch | Gerhard Karzel | |||
Mel Beineke | Ethan Freeman Andreas Zaron | |||
Alice Beineke | Franziska Becker April Hailer, (Monika-Julia Freeman) | |||
Lucas Beineke | Benedikt Ivo, (Victor Petersen Markus Schabbing) | |||
Ensemble | Monika Dehnert-Freeman Henriette Schreiner Janina Moser Maja Sikora Victor Petersen Markus Schabbing Alexander Leder Philipp Andreas Sievers Matthias Knaab Katrin Merkl Marc Schlapp Anke Merz Jan Bastel Nele Neugebauer Felix Rabas Samantha Harris-Hughes | |||
Swing | Timo Radünz |
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