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Recht lang geratener, behäbiger Musical-Spaß fürs gesetzte Stammpublikum. Die Inszenierung von Roland Hüve enttäuscht. Optik, Orchester und vier tolle Hauptdarsteller stimmen versöhnlich.
Leinwandstar Lina Lamont ist zum Schweigen verdammt. Nicht nur, weil die bewegten Kinobilder 1927 noch nicht sprechen können. Auch Linas begrenzt vorhandener Intellekt und besonders ihre unvorteilhafte, schrille Stimme veranlassen die Filmcrew, sie bei öffentlichen Auftritten aus dem Rampenlicht zu ziehen, um lieber ihren Partner Don Lockwood zu Wort kommen zu lassen. In einer wohldosierten Mischung aus tief im Inneren verletzter Frau, zickiger Diva und dümmlicher Blondine glänzt Franziska Krötenheert in dieser Rolle. Die Sängerin krönt ihre Darstellung mit einer für ihre Stimmbänder nicht gerade förderlichen Quäk-Lispel-Stimme, die sie auch in ihrem einzigen Song einsetzt. „What’s Wrong with Me?” klagt Krötenheert, dreht dem Publikum den Rücken zu und beweist für eine Strophe, dass sie auch unverstellt toll singen kann.
Als Glücksgriff erweist sich die Gastverpflichtung von drei Musical-Profis für die weiteren Hauptrollen. Filipina Henoch (Kathy Selden), Jochen Schmidtke (Don Lockwood) und Philippe Ducloux (Cosmo Brown) bilden das fröhliche Trio, das das durch die Erfindung des Tonfilms in seiner Existenz bedrohte Studio rettet. Zur Freude des Publikums gehen alle drei singend und tanzend in ihren Rollen auf und faszinieren rasant steppend im gemeinsamen „Good Morning”. Henoch und Schmidtke harmonieren auch als Paar in ihren Duetten stimmlich hervorragend. Ducloux hat mit „Make Them Laugh” einen komischen Auftritt, den er mit markiger Stimme auskostet.
Ohnehin ist das musikalische Niveau der Aufführung sehr hoch. Bereits in der Ouvertüre beweist das Städtische Orchester Bremerhaven unter Stephan Tetzlaff, dass es abseits der Klassik auch geschmeidig und beschwingt swingen kann. Den ganzen Abend über begleiten die Musiker souverän als Bigband im flotten, altmodischen Broadway-Sound. Bedauerlich, dass Nacio Herb Browns und Arthur Freeds Partitur eher schmal geraten ist und vieles (wie der Titelsong, „You Are My Lucky Star” oder „Would You”) als Reprisen auftauchen. Ein Geheimnis bleibt, warum die Choreografen Véronique Lafon und Jochen Schmidtke das Ballett in den zum Tanzen animierenden Melodien so sparsam einsetzt. Immerhin dürfen die Tänzerinnen und Tänzer im Song „Got to Dance Broadway” glänzen.
Ein schwaches Stück braucht einen starken Regisseur. Roland Hüve gelingt es nur in Ansätzen, den Abend in Schwung zu halten. Trotz einiger wirklich witziger Ideen – so sucht Don Lockwood den Spazierstock wie ein Golfspieler seinen Schläger aus – wirkt „Singin‘ in the Rain” in dieser Inszenierung seltsam leer und hausbacken. So ist weder Linas Sprachlehrer (Thomas Burger), eine optische Kopie des Hape Kerkeling Alter-Egos Siegfried Schwäbli, originell, noch erzeugt der statisch arrangierte Opernchor auf der Premierenfeier im ersten Akt überschäumende Partystimmung. Auch wenn in Stummfilmen dem Gegenüber gerne Torten ins Gesicht geworfen oder Gemälde über den Kopf gehauen werden: So klamottig sollte eine Inszenierung 2013 nicht mehr sein. Ganz dem Schenkelklopfen verpflichtet zeichnet Hüve auch Nebenfiguren wie den Filmregisseur (John Wesley Zielmann) oder den Produzenten (Jan Kämmerer). Trotz vieler Lacher schleppt sich das Musical über fast zweieinhalb Stunden dahin und lässt in Hüves Regie seine Schwächen noch offensichtlicher werden: Zu wenig Musik, viel zu viel Text und vor allem eine unausgegorene Dramaturgie. So bleibt zum Beispiel völlig offen, warum und wie Don und Kathy zum Liebespaar werden oder weshalb sie in der Lage sind, einen fertig produzierten Stummfilm zu einem Musical umzubauen.
Ausgesprochen gelungen hingegen ist die Optik. Ausstatter Siegfried E. Mayer huldigt mit seinem aufwendigen, farbenfrohen Kostümbild den 1920ern und schafft mit wenigen Versatzstücken immer wieder neue Schauplätze. Der Knüller gelingt ihm dabei beim Titelsong, zu dem ein echter Regenschauer den unter einer einsamen Straßenlaterne singenden und steppenden Don Lockwood durchnässt. Donnernder Szenenapplaus für schlechtes Wetter – ein Musical macht‘s möglich!
Musical basierend auf dem MGM Film in Übereinkunft mit Warner Bros. Theatre Ventures, inc. / Musikverlag: EMI (Originalchoreografie von Gene Kelly und Stanley Donen) / Drehbuch und Adaptierung von Betty Comden und Adolph Green / Musik und Songtexte von Nacio Herb Brown und Arthur Freed
Dialoge in deutscher Sprache (Hartmut H. Forche), Songs in englischer Sprache
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KREATIVTEAM |
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Inszenierung | Roland Hüve |
Musikalische Leitung | Stephan Tetzlaff |
Choreografie | Véronique Lafon Jochen Schmidtke |
Ausstattung | Siegfried E. Mayer |
Film und Kamera | Nikolaj Malik Jonas Vogel |
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CAST (AKTUELL) |
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Lina Lamont | Franziska Krötenheerdt | |||
Don Lockwood | Jochen Schmidtke | |||
Kathy Selden | Filipina Henoch | |||
Cosmo Brown | Philippe Ducloux | |||
Dora Bailey, Reporterin | Iris Wemme | |||
R.F. Simpson, Produzent | Jan Kämmerer | |||
Roscoe Dexter, Regisseur | John Wesley Zielmann | |||
Tenor & Mr. Dinsmore, Sprecherzieher | Thomas Burger | |||
Zelda Zanders, Filmstar | Elena Zehnhoff | |||
Cosmo als Kind | Matthes John Max-Noah Schmidt | |||
Don als Kind | Cornelius Ganzer Maximilian Müller | |||
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Opernchor des Stadttheaters Bremerhaven | ||||
Ballett des Stadttheaters Bremerhaven | ||||
Städtisches Orchester Bremerhaven |
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GALERIE |
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