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Craig Simmons (“Die Show ihres Lebens”) inszeniert den viel gespielten Klassiker von John Kander und Fred Ebb open-air vor dem Dom.
Die Gandersheimer Domfestspiele wagen sich 2013 mit “Cabaret” an einen echten Klassiker, der aktueller nicht sein könnte. Rund um den Kit-Kat-Club im Berlin der späten 1920er Jahre treffen verschiedenste Lebensweisen und -stile aufeinander, verschmelzen fast poetisch, um später in den Mühlen des aufkeimenden Nationalsozialismus zermahlen zu werden. Die Geschichten von Frl. Schneider, Herrn Schulz, Clifford Bradshaw und Sally Bowls ließen sich fast ohne Schwierigkeiten auch ins heutige Europa und die heutige Welt übertragen. Sehnsüchte und Hoffnungen führen zu einem kurzen Glück, während die Schatten des Extremismus allgegenwärtig sind und besonders bei schwachen Persönlichkeiten fruchtbaren Boden finden.
In ihren Details betrachtet ist die Gandersheimer Inszenierung pfiffig und gut durchdacht: “One Man and Two Ladies” erscheinen plötzlich unerwartet unter einem Bett, “Money” wird gierig bis in den Zuschauerraum hinein gesammelt und die legendäre “Ananas” findet auf dem Flur der Pension Schneider ihren Platz. Das hervorragende Kostüm- und Maskenbild ist stets keck, aber nie zu vulgär, und unterstützt die einzelnen Charaktere optimal. Die einzelnen Rollen sind durchweg gut besetzt und ausgearbeitet. Sehr intime Rollen wie die des Frl. Schneider stehen im Kontrast zu den zombieartig anmutenden Tänzerinnen des Kit-Kat-Club.
Die Schauspieler rund um Franziska Schuster (Teilnehmerin des TV-Castings “Ich Tarzan, Du Jane” mit anschließender Ausbildung an der Joop-van-der-Ende-Akademie Hamburg) liefern in den Choreographien von Mathias Schwarz eine tolle Leistung, spielen mit dem Publikum, sind rührend, anmutig, stark und verletzlich. Auch abseits des Handlungsfokus verbleiben sie perfekt in ihren Rollen und erzählen stumm ihre Geschichten weiter.
Mit liebenswerter Berliner Schnauze gewinnt Petra Welteroth (Frl. Schneider) schnell die Sympathie der Zuschauer, an ihrer Seite gibt Hans-Jörg Frey (Hr. Schneider) den charmanten Verehrer alter Schule. Über allem thront dämonengleich der Conférencier (brillant und präsent: Jens Schnarre), der in wechselnden Kostümen die Handlung begleitet, kommentiert oder düster unterbricht.
Unterstützt von der bewährten Band der Domfestspiele rund um Heiko Lippmann tanzen und singen sich alle Darsteller schnell in die Herzen der Zuschauer.
Ausdrucksstarke und abwechslungsreiche Choreographien mit starken Finalbildern sorgen teilweise für überschwänglichen Szenenapplaus.
Doch an einigen anderen Stellen schwächelt die Aufführung. Das Lichtdesign wirkt über weite Teile einfallslos. Gut abgestimmte Farbelemente stehen nur starr auf der Bühne, auf Projektionen wird vollständig verzichtet. Selbst nach dem Einbruch der Dunkelheit unterstützt das Lichtdesign die Handlung nur minimal.
Das Bühnenbild ist funktional, wenn auch zeitweise zu abstrakt. Es verzichtet auf jegliche Details und trägt so ebenfalls wenig zur Handlung bei. Das aufkeimende NS-Regime wird so nur vom Kostümbild aufgenommen, auf der Bühne dienen nur einige Zitate Hitlers auf gedruckten weißen Fahnen zur Unterstützung.
Und so springt der Funke des Gesamtwerks nicht voll über: Zum Ende der Aufführung setzt ein langanhaltender und freundlicher Applaus ein, doch erst nach einiger Zeit kommt es zu ersten Standing Ovations. Vielleicht liegt es am bedrückenden Thema Nationalsozialismus, vielleicht am modern umgesetzten und dann sehr abrupten Ende des Stücks.
Trotzdem lohnt sich für “Cabaret”-Fans ein Besuch vor dem Gandersheimer Dom. “Cabaret”-Neulinge werden die zauberhaften Momente der Aufführung genießen können, ein Gesamtkunstwerk durften sie -zumindest in der Premiere – noch nicht erleben.
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KREATIVTEAM |
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Musikalische Leitung | Heiko Lippmann |
Regie | Craig Simmons |
Choreografie | Mathias Schwarz |
Ausstattung | Kati Kolb |
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CAST (AKTUELL) |
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Sally Bowles | Franziska Schuster |
Conférencier | Jens Schnarre |
Clifford Bradshaw | Dirk Schäfer |
Frl. Schneider | Petra Welteroth |
Herr Schulz | Hans-Jörg Frey |
Frl. Kost | Rebecca Siemoneit-Barum |
Ernst Ludwig | Mario Germlich |
Ensemble | Alice Hanimyan Julia Hiemer Johannes Kiesler Stefan Rüh Tabea Scholz |
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GALERIE |
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TERMINE |
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TERMINE (HISTORY) |
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