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Rock im ehemaligen Stummfilm-Kino. „Rent” überzeugt mit überragenden Sängern und einem durchdachten Regie-Konzept in einer ungewöhnlichen, in Berlin fast unbekannten Location.
Junge Menschen leben ihre Träume, kämpfen gegen die Verdrängung aus angestammten Quartieren, dröhnen sich mit Drogen zu und verlieren liebgewonnene Menschen durch heimtückische Krankheiten. Das passiert in New York genauso wie in Berlin oder anderswo. Folgerichtig vereinen Daniel Bandkes stimmungsvolle Video-Projektionen Broadway-Leuchtreklamen mit dem Berliner Fernsehturm und seelenlosen Großstadt-Silhouetten. Sie holen die unverputzten, in die Jahre gekommenen Backsteinmauern im Inneren des ehemaligen Stummfilmkinos ins Heute. Eine dunkle Metallleiter auf der rechten Seite verbindet die Bühne mit der Sitzempore, links führt eine Treppe auf ein schmales, in den Saal gestelltes Podest mit einem Ledersessel. Fertig ist die perfekte, effektvolle „Rent”-Kulisse.
Doch Uwe Lockner (Regie, Bühnenbild und technische Konzeption) setzt nicht nur auf den morbiden Charme des schummrigen, alten Saals mit bröckelndem Putz und Staubflocken an der Decke. Er lässt seine brillante, junge Darstellerriege quasi zum Anfassen ganz dicht am Publikum agieren. Mit einem guten Händchen für Timing und Atmosphäre bringt der Regisseur das Drama um die weitgehend desillusionierten Kreativen nicht nur direkt auf die Bühne. Weitere Spielorte sind der mit Tischen und Stühlen möblierte Zuschauerraum und der Rang mit seinen Logen und der Original-Kinobestuhlung. Umbauten sind so nicht erforderlich, die Szenen fließen mit einer ungeheuren Leichtigkeit ineinander. Dabei wird der Konflikt um Mieten und Gentrifizierung des Viertels etwas beiläufig abgehandelt, der Fokus liegt auf den Menschen und ihren Beziehungen zueinander.
Dank einer sorgfältigen Personenzeichnung wirken die Akteure in ihren aktuellen Alltagsklamotten sehr authentisch, allerdings auch etwas zu schick für ein Leben am Existenzminimum. Erfreulich, dass Lockner darauf verzichtet, überzogene Klischee-Typen auf die Bühne zu stellen. Das zeichnet insbesondere die beiden homosexuellen Paare Collins (mit rundem, vollen Bariton: Markus Hanse) und Angel (nie überzogen tuckig und mit schönem Pop-Tenor: Sebastian Krolik) sowie Maureen (verführerisch: Denise Vilöhr) und Joanne (Dalma Viczinas schöner Sopran hat Gänsehautfaktor) aus. Allerdings würde Neu-Hausbesitzer Benny etwas mehr Schärfe und Kantigkeit gut zu Gesicht stehen. Sebastian Smulders singt die Rolle zwar perfekt, wirkt allerdings wie ein schüchterner Bubi mit Designer-Krawatte.
Wenonah Wildblood gibt die Mimi wie eine zerbrechliche Porzellanpuppe, der Liebe und Geborgenheit bisher versagt waren und die letztendlich an ihrer Drogensucht und der HIV-Infektion zugrunde geht. Wildbloods zuweilen in den Höhen wackelnder Sopran passt zu dieser Deutung und harmoniert in der Färbung sehr schön mit dem dynamischen und ungemein stimmstarken Sven Fliege (Roger). Gemeinsam mit Florian Peters (Mark) rockt er das ein oder andere Mal die Bühne.
Als Musical abseits des Mainstreams ist „Rent” ein Ensemble-Stück mit wenigen Dialogen und noch weniger Tanz (unauffällige Choreografien: Nadine Steinert). Es dominiert die Musik, die Jonathan Larsson ungemein abwechslungsreich geschrieben hat. Seine zarten Balladen, die harten Rockbeats, versehen mit Zitaten aus der dem Stück zugrundeliegen Puccini-Oper „La Bohème” sind bei Dominik Walenciak (musikalische Leitung) und seinen vier Kollegen im Orchestergraben in guten Händen. Sie beweisen, dass auch bei Musical-Aufführungen mit schmalem Produktions-Budget Live-Musik die beste Wahl ist. Unterm Strich ist eine Aufführung entstanden, die nicht nur wegen des Spielorts Kultpotenzial hat.
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KREATIVTEAM |
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Inszenierung | Uwe Lockner |
Choreografie | Nadine Steinert |
Musikalische Leitung | Dominik Walenciak |
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CAST (AKTUELL) |
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Mark Cohen | Florian Peters | |||
Roger Davis | Sven Fliege | |||
Tom Collins | Markus Hanse | |||
Angel Dumontt Schunard | Sebastian Krolik, (Lars Schmidt) | |||
Benjamin Coffin III | Sebastian Smulders, (Lars Schmidt) | |||
Mimi Markowa | Wenonah Wildblood | |||
Maureen Johnson | Denise Vilöhr | |||
Joanne Jefferson | Dalma Viczina | |||
Ensemble | Julien Blue Hirte Lena Weiss Sophie Duda Lars Schmidt Andre Rauscher Nadine Steinert | |||
Band | ||||
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Keyoard | Dominik Walenciak | |||
Gitarre | Sophie Milz | |||
Gitarre / Keyboard | Nicolas "Nickel" Greiner | |||
Bass | Kai Wiegert | |||
Drums | Sascha Laue |
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GALERIE |
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TERMINE |
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keine aktuellen Termine |
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TERMINE (HISTORY) |
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Mi, 26.12.2012 20:00 | Theater im Delphi, Berlin | Premiere | |||||||
Do, 27.12.2012 20:00 | Theater im Delphi, Berlin | ||||||||
Fr, 28.12.2012 20:00 | Theater im Delphi, Berlin | ||||||||
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Sa, 29.12.2012 20:00 | Theater im Delphi, Berlin | ||||||||
So, 30.12.2012 20:00 | Theater im Delphi, Berlin | ||||||||
Mo, 31.12.2012 20:00 | Theater im Delphi, Berlin | ||||||||
Di, 01.01.2013 20:00 | Theater im Delphi, Berlin | ||||||||
Mi, 02.01.2013 20:00 | Theater im Delphi, Berlin | ||||||||
Do, 03.01.2013 20:00 | Theater im Delphi, Berlin | ||||||||
Fr, 04.01.2013 20:00 | Theater im Delphi, Berlin | ||||||||
Sa, 05.01.2013 20:00 | Theater im Delphi, Berlin | ||||||||
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