Vermusicalte Biographien berühmter Persönlichkeiten gibt es viele. Mit „Barbra Streisand” kommt eine weitere, in einigen Punkten enttäuschende Produktion hinzu.
„Enough is enough”. Der gemeinsam mit Disco-Legende Donna Summer auf Vinyl eingesungene Pop-Song umschreibt schon zur Pause, wie es um das musikalische Portrait über Barbra Streisand im Kleinen Theater steht: Es reicht! Ulrike Barz – Autorin, Regisseurin, Ausstatterin und Hauptdarstellerin in Personalunion – verhebt sich an der Idee, einer der ganz großen Entertainerinnen unserer Zeit einen biografischen Bühnenabend zu widmen.
Achillesferse ist vor allem das sich an einzelnen Lebensstationen der Streisand entlang hangelnde Buch. Es baut keinen Spannungsbogen auf, ist weder besonders witzig, noch kann es das Publikum emotional berühren. Kurzum: Es ist einfach langweilig, wenn – wie an einer Schnur aufgereiht – Barbras erstes Bühnen-Casting, ihre beruflichen Triumphe, ihr politisches Engagement oder ihre Ehen und Affären in kurzen Szenen erzählt werden, die dann in Songs münden. Oft bleibt dabei unklar, ob überhaupt ein Zusammenhang zwischen dem Dargestellten und der Musik besteht.
Als verbindender Stichwortgeber fungiert meist eine männliche Lautsprecherstimme, die wahlweise aus dem am Theatergarderobentischchen stehenden Radio tönt oder die Zuschauer akustische Zaungäste bei Barbras Telefonaten sein lässt. Aber auch Nico Stabel, der links im hinteren Bühnenbereich sitzende Pianist, darf neben seinem beherzten Klavierspiel auch sein schauspielerisches Talent mit kurzen Sätzen aufblitzen lassen. Ulrike Barz, eigentlich im Dauereinsatz auf der Bühne, hat so die Gelegenheit, sich flink mit neuen Perücken und sehr stilvollen, zeittypischen Kleidern, in eine „neue” Barbra zu verwandeln. Damit die geschickt über die Mini-Bühne verteilte Inszenierung im Fluss bleibt, geschehen diese Umzüge meist parallel zu einer Spielszene hinter einem weißen Paravent.
Damit steht optisch eine fast perfekte Streisand auf der Bühne. Im Spiel verzichtet Ulrike Barz ganz darauf, ihre Kopie zu sein, und auch im Gesang klappt das in Ansätzen. Nämlich immer dann, wenn Barz mit ihrem beweglichen, sicher geführten Sopran in Pianopassagen brilleren kann. Die Stimme klingt dann selbst in tieferen Lagen („With one look”) warm, perlig und schön rund. Muss Barz allerdings wie bei „Somewhere” oder „Memory” aufdrehen, dann wirkt das oftmals schrill und angestrengt. Ein Umstand, der sie dann weit von ihrer Bühnenperson entfernt.
In wenigen Auftritten ist Marc Schlapp Ulrike Barz‘ Bühnen- und Duettpartner. In nicht unbedingt figurschmeichelnden Kostümen verkörpert er verschiedene Männerrollen, die er allerdings alle in der gleichen machohaften Art darstellt. Das mag zum coolen Don Johnson passen, weniger jedoch zu Barry Gibb oder Neil Diamond. In der besuchten Vorstellung trifft Schlapp zudem bei „Till I loved you” und „Guilty” mehr als nur einmal nicht den richtigen Ton, bewegt sich aber mit seinem samtigen Bariton bei „You don’t bring me flowers” auf sicherem Terrain.
In der ausverkauften Repertoire-Vorstellung bejubelt das Publikum alle Beteiligten. Bestimmt auch deshalb, weil Ulrike Barz und Marc Schlapp mit ihrer Zugabe – „Enough is enough” mit bewusst leicht verändertem, witzigen Text – dem Abend ein komödiantisches Finale geben.
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