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Vertraue niemals blind Werbeversprechen. Das unterstreicht nachhaltig „Sissi – Das Musical”, ein 2008 in China uraufgeführtes Musiktheaterstück, das neben einem süßlich-weinerlichen Buch (Jean Müller) und belangloser Musik (George Amadé) so manche weitere böse Überraschung bereithält.

Zu „Freibier für alle!” lädt der zünftige Erzherzog Max wiederholt seine in Lederhose und Dirndl bekleideten, bajuwarischen Untertanen auf der Bühne ein. Eine Aufforderung, die sicherlich auch dem Publikum, das bis zum Schluss enttäuscht auf seinen teuer erkauften Sitzplätzen im Saal ausharrt, schmecken könnte. Denn bei Ticketpreisen bis zu 79 Euro haben viele mehr erwartet.

Da sind zunächst die in Werbung und Programmheft vollmundig angekündigte „bühnentechnische Raffinesse” und der „ungewöhnlich hohe technische Aufwand”, mit der die „opulente Welt” der Kaiserin Elisabeth von Österreich „mit modernster Projektionstechnik auf der Bühne visualisiert” wird. Dahinter verbirgt sich ein simpler Beamer, der – etwas lichtschwach – beliebig austauschbare Hintergrundmotive auf eine Leinwand in einem royal anmutenden Einheitsbühnenbild mit verschiebbaren Wandelementen wirft. Kaum vorstellbar, dass das von Georg Stampfer entwickelte Bühnendesign „nach hunderten Fotos von den Originalschauplätzen” angefertigt und die sparsame Möblierung von einem „Architektenteam nach alten Originalen aus dem Wiener Hofmöbeldepot” hergestellt worden sein soll. Immerhin bringen die schicken und im Vergleich dazu aufwändig gestalteten Kostüme vom Designer-Trio Hildegard Mandl, Elena Stampfer und Walburga Stampfer Farbe auf die eher trist ausgeleuchtete Bühne (Lichtdesign: George Amadé).

Ist dieser erste optische Eindruck unter Berücksichtigung der Tournee-Kompatibilität der Show gerade noch verschmerzbar, so ist der Rest nahezu unverzeihlich. Das Biografie-Musical von Jean Müller (Libretto, Liedtexte) und George Amadé (Komposition) nähert sich Elisabeth von Bayern, der späteren Kaiserin von Österreich, mit kitschig-weinerlichem Duktus von Seiten der in den 1950er-Jahren gedrehten „Sissi”-Filme. Traf diese, der historischen Figur nur bedingt gerecht werdende Zelluloid-Monarchin zu ihrer Entstehungszeit noch den Geist der Nachkriegsgeneration, so wirkt diese Herangehensweise über ein halbes Jahrhundert später antiquiert und wenig authentisch.

Mit schwülstigen Wortbildern beschwört Müller eine Welt der Groschenromane, in der „dein Name in ein weißes Feld von Schnee” geschrieben wird, „Tränen leise Blatt für Blatt” fallen und permanent der Vergleich Elisabeths mit einem Vogel, der aus dem Nest seiner bayerischen Familie fällt, wiederholt wird. Historische Fakten werden entweder verklärt (Elisabeth besingt im „Heimwehlied” eine Affäre mit König Ludwig II.) oder völlig ignoriert (Franz Xaver Winterhalters bekanntes Elisabeth-Porträt mit den Edelweißsternen im Haar ziert bereits vor der Hochzeit die Wand in Franz Josephs Arbeitszimmer). Auch hängt das Buch insbesondere nach der Pause dramaturgisch durch, weil der Autor spannende und mit erzählerischer Substanz versehene Handlungsstränge (Ehealltag, Entzug des ersten Kindes, Konflikt mit den ungarischen Freiheitskämpfern) wie beiläufig abhandelt.

In die von Müller entworfene, nicht ganz so heile Welt der Herz-Schmerz-Reime passen George Amadés Kompositionen voller Operettenseligkeit. Sie bestehen aus einer Aneinanderreihung wenig ohrwurmtauglicher Einzelmotive, die mit ganz wenigen Ausnahmen („Erste Liebe”) überhaupt zu so etwas wie Songs verdichtet sind. Zudem können sich die Melodien – im Gewand von Polka, Walzer, Csárdás oder Schmacht-Ballade – kaum entfalten, da ihre Musikbegleitung vom Band (Symphonic Orchestra Bratislava unter der Leitung von Paul Fabian) nach in der Regel einer Strophe schon wieder ausgeblendet oder abrupt beendet wird. Amadé zitiert in seiner Partitur Wagner- und Johann-Strauss-II-Motive, bedient sich wie bei „Hoffnungslos” jedoch auch im Pop-Genre. Richtig gut ist die Partitur, wenn klassische Werke offen als Einlagen einfügt sind, wie zum Beispiel Strauss‘ „Tritsch-Tratsch-Polka”. Zu der bekannten Melodie amüsieren sich die Kammerzofen mit neuem Text über den ausbleibenden Nachwuchs ihrer Herrschaft. Allerdings bewegen die sieben Ballett-Damen nur ihre Lippen zu den Stimmen der via Tonkonserve eingespielten „Paul Fabians Chorvereinigung Bratislava”.

Die Form des „Playback-Musicals” wird allerdings nicht nur bei Szenen mit etwas mehr Personal auf der Bühne gezeigt. Auch beim Sologesang wird getrickst. Ist das bei Lukas Wachernigs Mini-Auftritt als Graf Mailath noch verschmerzbar, ist es im Fall von Edith Leyrer (Erzherzogin Sophie) einfach nur unverschämt. Leyrer interpretiert die Kaiser-Mutter mit penetrant rollendem „R” als herrschsüchtige Furie, ihre Gesangsstimme lässt sie allerdings einspielen und bewegt nur ihre Lippen.

Die Behauptung im Programmheft, dass „in monatelangen Castings (…) die geeigneten Darsteller (…) gesucht und gefunden” wurden, stimmt immerhin für die restliche Besetzung. Und die singt sogar live. Karolina Pasiersbska (Sissi) und Martin Sommerlatte (Franz Jospeh) sind ein glaubwürdiges, harmonisches Paar mit schönen Stimmen, Marco Steiner (Graf Andrassy) singt mit markigem Bariton seine ungarischen Revoluzzer-Songs. Sissis Eltern sind beim kernigen Bassisten Alois A. Walchshofer (Erzherzog Max) und Margot Loibnegger als dessen Frau Ludovika gut aufgehoben. Dorota Slabolepszy ist mit schönem Sopran eine ewig leidende Nené. Abgerundet wird die Cast in der besuchten Vorstellung durch Franz Suhrada (Major Krespl), der als trottelig-liebenswürdiger Adjutant ganz dem Rollenprofil eines Operetten-Komikers entspricht.

Wolfgang Atzenhofer. Dieser Name steht bei „Regie” im Programmheft. „Arrangement” wäre allerdings der treffendere Begriff für das, was er hier geleistet hat. Atzenhofer lässt die Figuren alle nur möglichen Klischees ausspielen und bringt wenig Schwung in das kitschbelastete Buch. Zudem raubt er den Darstellern oft die Möglichkeit, nach einem Song Applaus zu erhalten, da er die Folgeszene unvermittelt einsetzen lässt. Wirkliche Interaktion zwischen den Figuren ist selten und die Texte werden routiniert abgespielt. Ins Bild passen auch die nicht gerade vor fantasievollen Schritt- und Hebefiguren strotzenden Choreografien (Peter Bogdan), die das kleine Tanz-Ensemble allerdings mit viel Hingabe zeigt. Unterm Strich ein Abend, der maßlos enttäuscht.

 
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KREATIVTEAM
KomponistGeorge Amadé
Buch und LiedtexteJean Müller
RegisseurClaus J.Frankl
ChoreographinMihaly Toth
 
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CAST (AKTUELL)
Sissi, Kaiserin Elisabeth von ÖsterreichMaria Meßner
Fedi Peters
Franz Joseph, Kaiser von ÖsterreichFabian Klatt
Maik Eckhardt
Erzherzogin Sophie, Franz Josephs MutterAdelheid Brandstetter
Erzherzogin Ludovika in Bayern, Sissis MutterMargot Loibnegger
Erzherzog Max in Bayern, Sissis VaterAlois A. Walchshofer
Nené, Sissis SchwesterRenáta Szeretva
Major Krespl, Sissis AdjutantKurt Hexmann
Philipp Landgraf
Graf Andrassy, ungarischer RevolutionärMaik Eckhardt
Marc Antonio Lozano
Fürst Windischgrätz / Graf MailathDávid Száraz
 
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CAST (HISTORY)
Kreativ-Team
(2012/13)

InszenierungWolfgang Atzenhofer
Musikalische LeitungPaul Fabian
BühnendesignGeorg Stampfer
KostümeHildegard Mandl
Elena Stampfer
Walburga Stampfer
ChoreografieEdit Jaltis
=Besetzung 2012/13=
Sissi, Kaiserin Elisabeth von ÖsterreichKarolina Pasierbska
Barbara Pöltl
Franz Joseph, Kaiser von ÖsterreichMartin Sommerlatte
Georg Leskovich
Erzherzogin Sophie, Franz Josephs MutterAdelheid Brandstetter
Erzherzogin Ludovika in Bayern, Sissis MutterMargot Loibnegger
Erzherzog Max in Bayern, Sissis VaterAlois A. Walchshofer
Nené, Sissis SchwesterDorota Slabolepszy
Johanna Kräuter
Major Krespl, Sissis AdjutantHerrand Melzer
Franz Suhrada
Graf Andrassy, ungarischer RevolutionärMarco Steiner
Fürst Windischgrätz, Graf MailathLukas Wachernig

=10.01.15-15.03.15=
Sissi, Kaiserin Elisabeth von ÖsterreichAlexandra Lexer
Karolina Pasierbska
Franz Joseph, Kaiser von ÖsterreichAnton Leiss-Huber
Martin Sommerlatte
Erzherzogin Sophie, Franz Josephs MutterAdelheid Brandstetter
Erzherzogin Ludovika in Bayern, Sissis MutterMargot Loibnegger
Erzherzog Max in Bayern, Sissis VaterAlois A. Walchshofer
Nené, Sissis SchwesterJohanna Kräuter
Julia Raich
Major Krespl, Sissis AdjutantKurt Hexmann
Franz Suhrada
Graf Andrassy, ungarischer RevolutionärMarco Steiner
Fürst Windischgrätz/Graf MailathAdam Jelinek
=09.01.16-06.03.16=
Sissi, Kaiserin Elisabeth von ÖsterreichKarolina Pasierbska
Laura Voith
Franz Joseph, Kaiser von ÖsterreichAlexander Donesch
Paulus Fina
Erzherzogin Sophie, Franz Josephs MutterAdelheid Brandstetter
Erzherzogin Ludovika in Bayern, Sissis MutterMargot Loibnegger
Erzherzog Max in Bayern, Sissis VaterAlois A. Walchshofer
Nené, Sissis SchwesterSandra Leitner
Julia Raich
Major Krespl, Sissis AdjutantClaus Frankl
Kurt Hexmann
Graf Andrassy, ungarischer RevolutionärFabian Klatt
Sascha Littig
Martin Mulders
Fürst Windischgrätz/Graf MailathMihaly Toth
=2017=
Sissi, Kaiserin Elisabeth von ÖsterreichSandra Leitner
Laura Voith
Franz Joseph, Kaiser von ÖsterreichFabian Klatt
Stefan Konrad
Erzherzogin Sophie, Franz Josephs MutterAdelheid Brandstetter
Erzherzogin Ludovika in Bayern, Sissis MutterMargot Loibnegger
Erzherzog Max in Bayern, Sissis VaterAlois A. Walchshofer
Nené, Sissis SchwesterSandra Leitner
Julia Raich
Major Krespl, Sissis AdjutantClaus Frankl
Kurt Hexmann
Graf Andrassy, ungarischer RevolutionärSascha Littig
Martin Mulders
Fürst Windischgrätz / Graf MailathMihaly Toth
  
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TERMINE
keine aktuellen Termine
 
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TERMINE (HISTORY)
Fr, 13.04.2012 16:00Großes Festspielhaus, SalzburgPreview
Fr, 13.04.2012 20:00Großes Festspielhaus, SalzburgPremiere
Sa, 14.04.2012 20:00Meistersingerhalle, Nürnberg
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