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Das bereits aus Füssen bekannte Musical von Konstantin Wecker, Christopher Franke und Nic Raine in einer generalüberholten Fassung.
Reichlich vier Jahre, nachdem bei “Ludwig²” in Füssen der letzte Vorhang fiel, feierte das Stück über das Leben und den mysteriösen Tod des Bayernkönigs Ludwig II sein Comeback in Kempten.
Es handelt sich nicht nur um eine Neuinszenierung, sondern um eine gänzlich überarbeitete Fassung des Musicals mit verändertem Handlungsablauf und neuen Songs. Die Rahmenhandlung um Ludwigs und Guddens letzten Gang etwa, von der aus gesehen in Füssen das gesamte Musical in Rückblenden erzählt wurde, sucht man in der “Kemptener Fassung” vergebens. Auch der Engel, der Ludwig in seinen schweren Stunden besucht und an seine Ziele erinnert, wurde gestrichen – statt dessen erscheint dem König immer wieder eine Vision seiner selbst als Kind, die ihm ins Gewissen redet. Dieser Kunstgriff erinnert zwar ein wenig an “Mozart!”, fügt sich aber gut ins Stück und in den Gemütszustand Ludwigs ein. Des Weiteren werden die Verstrickungen zwischen Ludwigs politischen Gegnern und seinem Attentäter eindeutiger dargestellt.
Es gibt insgesamt jede Menge größerer und kleiner Änderungen, von denen manche dem Stück zum Vorteil gereichen und andere nicht. Von den neuen Liedern bleibt vor allem das Damen-Terzett von Sophie, Sybille und Sisi im ersten Akt im Ohr. Auf die Biertisch-Szene mit volkstümlicher Blaskapelle und Schuhplattler hätte man dagegen verzichten können.
Dass die szenische Umsetzung verändert wurde, ergibt sich einerseits zwangsläufig aus den Begebenheiten des neuen Spielortes, andererseits aber auch offensichtlich aus bewusstem Streben nach Veränderung. Die Bühnenbilder, für die in der aktuellen Fassung Gerd Friedrich verantwortlich ist, faszinieren nach wie vor – sei es das fast schon bedrohlich wirkende blutrote Rosenmeer bei Sisis und Ludwigs schwermütigem Duett oder die erdrückende Weite der Palasträume, wobei das XXL-Breitwandformat der Big Box hervorragend zum Tragen kommt. Manchmal wünschte man sich, die Projektionswand am hinteren Ende der Bühne würde mehr genutzt werden, aber im Großen und Ganzen ist die Kombination aus Minimalismus und einzelnen Bühnenelementen bzw. Effekten, die dadurch um so mehr im Gedächtnis bleiben, sehr wirkungsvoll. Dennoch hat das Musical trotz einer Vielzahl von Szenen mit Gänsehautcharakter bedauerlicherweise die alles überschattende düstere Grundstimmung, die es noch in seiner Urfassung hatte, verloren.
Ludwig II wird von Matthias Stockinger als sensibler Feingeist zwischen überschwänglichem Tatendrang und ohnmächtiger Unentschlossenheit dargestellt. Er mag nicht wahnsinnig sein, aber seine extremen Stimmungsschwankungen lassen erahnen, warum seine Gegner ein einfaches Spiel hatten, seine Zurechnungsfähigkeit in Frage zu stellen. Stockinger lebt die Rolle auf der Bühne voll und ganz und glänzt mit großer Stimme sowie inbrünstigem Spiel voll großer Emotionen.
Michaela Kovarikova ist eine Sisi mit glockenklarer Sopranstimme, die zwar von “Rosen ohne Dornen” träumt, aber einen angenehm realistischen Gegenpart zu Ludwigs Verträumtheit darstellt. Als Ludwigs Amme Sybille Meilhaus steht wie schon in Füssen Suzan Zeichner auf der Bühne. Gerade ihrer Rolle gereichten die Änderungen im Stück zum Vorteil: Als Ludwigs Vertraute ist sie eine der uneingeschränkten Sympathieträgerinnen des Musicals und kann sowohl bei ihrem Solo “Mein Ritter” als auch im Zusammenklang mit Sisi und Sophie bei “In uns’rem Herzen” überzeugen.
Eine der eindringlichsten Szenen des Musicals fällt Martin Markert als Ludwigs jüngerem Bruder Otto zu. Den schwer traumatisierten Kriegsheimkehrer spielt Markert erschütternd realistisch und das Duett “So kalt mein Herz” mit Ludwig ist einer der emotionalen Höhepunkte.
Wie auch schon in Füssen spielt Norbert Lamla den Nervenarzt Dr. Gudden und macht vor allem die innerliche Zerrissenheit des Mannes, dessen Unterschrift Ludwig letztendlich vom Thron stößt, deutlich. Der mysteriöse Schattenmann wird von Dietmar Ziegler mit angenehm warmer, dunkler Stimme gesungen, die einen faszinierenden Gegensatz zu seiner Rolle als emotionsloser Attentäter bietet.
Die Akustik in der Big Box ist nicht optimal, was sich vor allem in Ensemblenummern und bei hohen Tonlagen negativ auf die Textverständlichkeit auswirkt. Auch wartet die Halle nicht mit einem Orchestergraben auf. Da mag der musikalische Leiter Florian Appel noch so inbrünstig dirigieren – die Musik kommt nur vom Band.
Die Veränderungen haben “Ludwig 2 – Der König kommt zurück” insgesamt nicht notwendigerweise besser gemacht – aber auch nicht schlechter. Die Kemptener Fassung ist, nicht zuletzt auch aufgrund der hervorragenden schauspielerischen und gesanglichen Leistungen der Solisten, ein faszinierendes und unterhaltsames Portrait des legendären Bayernkönigs.
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CAST (AKTUELL) |
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Ludwig II. | Matthias Stockinger Marc Gremm |
Bernhard von Gudden / Max von Bayern | Norbert Lamla |
Alfred Graf Dürckheim | Ruwen Goyens |
Schattenmann / Lew Vanderpoole | Philippe Ducloux Dietmar Ziegler |
Prinz Otto von Bayern / Techniker | Martin Markert |
Graf Holnstein / Erfinder | Nils Holger Bock |
Kaspar | William Cohn |
Graf Rettenberg | Thorsten Kugler |
Elisabeth Kaiserin von Österreich | Michaela Kovarikova Janet Marie Chvatal |
Sibylle Meilhaus | Suzan Zeichner |
Marie Königin von Bayern | Stefanie Kock |
Ludovika von Bayern | Christa Wettstein |
Sophie von Bayern | Anna Hofbauer |
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