Kurzbewertung | Rezension | Kreativteam | Cast | Termine | Termine (Archiv) |
Helen Schneider brilliert in der Rolle der Norma Desmond und macht Sunset Boulevard zu einem Genuss.
Man muss sich freimachen von der großen Bühnenshow, die in den neunziger Jahren im West End, am Broadway oder hier zulande in Niedernhausen zu sehen war. Bei den Bad Hersfelder Festspielen gibt es keine Hydraulik, die die Bühne hoch- und runterfahren lässt. Es gibt keine goldglänzende Villa, in der die Stummfilmdiva residiert und keinen Swimmingpool, in den der im Finale erschossene Joe Gillis stürzt.
Eins aber hat diese Version mit der damaligen Produktion im Rhein-Main-Theater gemeinsam: Einen Star. Helen Schneider.
Sie lebt die Rolle der Norma Desmond. Kommt sie auf die Bühne, folgt man ihr gebannt und man wünscht sich eine Leinwand, auf der man jedes Detail ihres Mienenspiels verfolgen kann. Fast schon hat man Angst, dass sich die Schauspielerin tatsächlich im Wahn verliert, so bewegend führt sie ihre Norma in den Untergang. Dabei legt sie ihren Part noch exzentrischer an als unter der Originalregie in Niedernhausen. Kleine Details, wie das verschämte Lachen, wenn sie versucht, ihren jungen Lover zu umgarnen oder ihre ständigen wirren Handbewegungen, machen ihre Darstellung zu einem Gesamtkunstwerk, welches die damalige Leistung noch übertrifft und auch im internationalen Vergleich bestehen kann.
Es ist zweifelsohne unfair, die anderen Rollen an Norma zu messen, denn ihre Präsenz ist, wenn sie überzeugend gespielt wird, unvergleichlich. Dennoch bietet die Hersfelder Inszenierung weitere bekannte Namen. Rasmus Borkowski spielt Joe Gillis. Der junge Darsteller, aus Wiener Inszenierungen, wie “Romeo und Julia” oder “Spring Awakening”, bekannt, gibt dem Schreiberling eine jugendliche Leichtigkeit, die das Interesse Normas an seiner Person noch glaubwürdiger macht, als damals im Zusammenspiel mit Uwe Kröger. Er ist sympathisch, fast schon ein wenig naiv im Umgang mit der Grande Dame, was gut zur Rolle passt. Er singt alle Songs mit Nachdruck und immer wieder gelingt es ihm, sein eiskaltes Kalkül im Umgang mit Norma und Betty durchblitzen zu lassen.
Betty Schaefer wird von der gebürtigen Niederländerin Wietske van Tongeren gespielt, die ebenfalls aus der Wiener Musicallandschaft bekannt ist. Sie ist, ähnlich wie Helen Schneider, eine Darstellerin, der es gelingt, durch ihre Präsenz, ihr überzeugendes Schauspiel und ihre reine Stimme das Publikum zu fesseln – Leider gibt die Rolle der Sekretärin nicht viel an Entfaltungsmöglichkeit her, sie holt aber so viel aus der Rolle heraus, dass ihre Trauer um den Verlust von Joe an Norma glaubwürdig erscheint.
Ein wenig enttäuschend dagegen: Helmut Baumann als Normas Butler Max von Mayerling. Diese Rolle braucht einen starken Charakterdarsteller, damit die Intention, die den Butler dazu beflügelt, Norma nicht aufgeben zu wollen, herauskommt. Baumanns Darstellung mag überzeugen, aber seine schwache gesangliche Leistung führt dazu, dass die Rolle an Glaubwürdigkeit verliert und das Gesamtpaket des Butlers, der letztlich ja eine wichtige Rolle in Normas Leben spielt, nicht glaubhaft vermittelt wird.
Der Blick auf die Liste der Ensembledarsteller lässt erkennen, dass die Festspiele auch hier auf Qualität setzen, denn auch dort finden sich bekannte Namen. Alle Ensembleszenen sind daher stimmig und gesanglich einwandfrei. Dies unterstützt das unter Christoph Wohlleben bombastisch aufspielende, mit vielen Streichern ausgestattete Orchester. Hier gelingen die Instrumentierungen sogar besser als auf der bekannten Cast-Aufnahme aus Niedernhausen.
Die Bühne von Heike Meixner ist zurückhaltend, anfangs ist man gespannt, wie eine solch ausladende Show ohne das eingangs erwähnte Drumherum funktionieren kann, aber sie tut es. Andeutungen reichen hier völlig aus, der Hintergrund der stimmungsvoll beleuchteten Stiftsruine genügt als Kulisse. Einige interessante Versatzstücke, wie das aus Einzelteilen zusammengesetzte Auto oder die Tore der Paramount Studios, setzen interessante Highlights.
Insgesamt stellt diese Inszenierung unter Beweis, dass auch ein Stück, bei dem man es nicht unbedingt vermutet, als Freilichttheater funktionieren kann. Durch die reduzierte Bühne und die erstklassige Hauptdarstellerin tut es dies sogar eindringlicher als die zweifelsohne sehr imposante Originalproduktion aus dem Jahre 1995.
Kurzbewertung | Rezension | Kreativteam | Cast | Termine | Termine (Archiv) | ||||
KREATIVTEAM |
---|
Regie | Gil Mehnert |
Choreografie | Melissa King |
Musikalische Leitung | Christoph Wohlleben |
Bühne | Heike Meixner |
Kurzbewertung | Rezension | Kreativteam | Cast | Termine | Termine (Archiv) | ||||
CAST (AKTUELL) |
---|
Norma Desmond | Helen Schneider |
Joe Gillis | Rasmus Borkowski |
Betty Schaefer | Wietske van Tongeren, (Katharina Schrade) |
Max von Mayerling | Helmut Baumann |
Celile B. DeMille | Wolfgang Scheiner |
Artie Green | Martin Kiuntke |
Sheldrake | Daniel Berger |
Manfred, Myron | Claus Dam |
Ensemble | Suzana Novosel Stefanie Köhm Yara Hassan Sabine Ruflair Jessica Fendler Marthe Römer Amélie Dobler Ariana Schirasi-Fard Fredrik Andersson Christopher Hemmans Wolfgang Türks Martin Kiuntke Oliver Mülich Daniel Dimitrow Daniel Berger Klaus Brantzen Bernard Niemeyer Christian Hante |
Kurzbewertung | Rezension | Kreativteam | Cast | Termine | Termine (Archiv) | ||||
TERMINE |
---|
keine aktuellen Termine |
---|
Kurzbewertung | Rezension | Kreativteam | Cast | Termine | Termine (Archiv) | ||||
TERMINE (HISTORY) |
---|