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My Fair Lady (2011 - 2012)
Theater, Vorpommern Stralsund

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Mit „My Fair Lady” erfüllt das Theater Vorpommern seinen Möglichkeiten entsprechend die Erwartungen des Stammpublikums. Innovationen sucht man vergebens, der Abend zieht sich.

Albtraum Ehe. Alfred P. Doolittles Zukunft ist eindeutig: Nach seiner Trauung wird er unter der Knute seiner Gattin stehen. Tanzende Bräute – skurril besetzt mit den Herren den Opernchores – und Hausfrauen, die drohend Bügeleisen, Besen und Nudelhölzer schwenken, illustrieren zum Amüsement des Publikums den Hochzeitssong von Elizas Vater.

Dies ist der einzige Einfall, mit dem Georg Blüml seine klassisch-traditionelle Inszenierung des Musical-Oldtimers aufpeppt und der den Namen einer Choreografin (Sabrina Sadowska) auf dem Programmzettel rechtfertigt. Wobei Werktreue kein Makel sein muss. Wenn der Regisseur die Geschichte um das „Rinnsteinpflanze-wird-zur-feinen-Dame”-Experiment allerdings ausschließlich am Buch orientiert umsetzt, dann wirkt die zweidreiviertelstündige Aufführung trotz einiger Straffungen länger als sie tatsächlich ist. Wer genau hinschaut, entdeckt, dass Blüml seine Akteure sich selbst überlässt, statt sie zu führen. Insbesondere in Dialogszenen interagieren die Figuren nicht miteinander, sondern singen und sprechen ihre Dialoge oft nur frontal ins Publikum. Dafür platziert sie der Regisseur in zentralen Bühnen-Positionen, von wo aus sie wie bei einem Wunschkonzert das Publikum mit den eingängigen Songs aus Frederick Loewes Partitur unterhalten.

Mit Ausnahme von Professor Higgins (Hannes Rittig) – ihn deutet Blüml als leicht verwirrten und fahrigen Gelehrten – wirken die Figuren blutleer und zeigen wenig eigenes Profil. Oberst Pickering (Markus Voigt) verkommt zum harmlosen Stichwortgeber, Alfred P. Doolittle (Bernhard Leube) ist einfach ein Mann in einem grauen Overall und warum Freddy Eynsford-Hill (Noriyuki Sawabu) sich mit seinem Schmuse-Teddy vor der Pause auf einem Klappstuhl am rechten Bühnenportal niederlässt, kann das Publikum nur erahnen. Ähnlich blass bleibt, warum sich Eliza (Maria Klier) vom kodderschnäuzigen Blumenmädchen zur feinen Lady mausert. Immerhin bleibt Blümls Inszenierung ihrem harmlos-werkgetreuen Konzept bis zum kaum nachvollziehbaren Happyend zwischen Eliza und ihrem Lehrer treu. Das stößt im Publikum niemanden vor den Kopf, reißt es aber auch nicht vor Begeisterung von den Sitzen.

Schnell langweilig wird Katrin Kammans terrakottafarbenes, abstraktes Bühnenbild mit seinen auf der Drehbühne platzierten Stufen-Podesten und einem sich nach oben neigenden Wand-Element, das an ein Geländer erinnert. Wer nach dem wiederholten Fallen des Vorhangs nach Songs überraschende Verwandlungen erwartet, der wird bitter enttäuscht: Wird der Blick auf die Bühne wieder frei, hat sich die Drehscheibe mit dem Wandelement nur in eine neue Position bewegt. Mehr Atmosphäre zaubert die Ausstatterin mit dem Bücherregal-Prospekt im Goldrahmen für das Studierzimmer und den farbenfrohen, manchmal etwas zu gestriegelt wirkenden Kostümen, die dem viktorianischen England huldigen.

Solide, aber keine wirklich herausragenden Leistungen zeigen die Solisten der Hauptpartien. Maria Kliers klassischer Sopran scheppert sich mit viel Vibrato durch die Höhen der Eliza-Partie und hat Mühen in tieferen Lagen. In Piano-Passagen und in der Mittellage perlt ihre Stimme allerdings angenehm frisch. Hannes Rittig kann seine eigentliche Heimat, das Schauspiel-Ensemble des Theaters Vorpommern, nicht verleugnen, allerdings passt sein Chansonstil im Gesang gut zu seiner Rolle als Professor Higgins. Rittig verschleppt in der besuchten Premiere zwar den ein oder anderen Einsatz und seine Ausbrüche in „Kann denn eine Frau nicht sein wie ein Mann” könnten etwas kraftvoller sein. Letztendlich zählt jedoch seine Gesamtleistung – und die ist gut. Noriyuki Sawabu schlanker, hoher Operntenor passt gut zum introvertierten Freddy, während Bernhard Leubes Bass für die Partie des Alfred P. Doolittle ruhig etwas mehr Substanz haben könnte.

Der Opernchor, dessen Mitglieder fast das gesamte Personal der Nebenfiguren abdeckt, hat sichtbare Freude an diesem Musical. Die Choristen holen aus ihren kleinen Solo-Auftritten als Ladys, Händler, Nachbarn oder dienstbare Geister das Maximum heraus, protzen in den Ensembleszenen jedoch nicht unangenehm aufdringlich mit dem klassisch ausgebildeten Stimmmaterial. Die mal quirlig, mal walzerseelig aufspielenden Musiker des Philharmonischen Orchesters Vorpommern betonen unter dem Dirigat von Egbert Funk die direkte Nachfolge von „My Fair Lady” zur Operette. Eine Verwandtschaft, für die sich niemand schämen muss.

 
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KREATIVTEAM
Musikalische LeitungEgbert Funk
InszenierungGeorg Blüml
AusstattungKatrin Kammann
ChoreografieSabrina Sadowska
 
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CAST (AKTUELL)
Eliza DoolittleMaria Klier
Professor Henry HigginsHannes Rittig
Alfred P. DoolittleBernhard Leube
Oberst Hugh PickeringMarkus Voigt
Lady Majorie HigginsVera Meiss
Lady BoxingtonKatja Böhme
Lord BoxingtonAndreas Amelung
Mrs. PearceChristina Winkel
Freddy Eynsford-HillNoriyuki Sawabu
Mrs. Eynsford-HillFanny Gundlach
JamieBernd Roth
HarryHans Löbnitz
George, WirtDieter Alves
Eine NachbarinMichaela Tack
Ein BlumenmädchenGalina Lis
 
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TERMINE
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TERMINE (HISTORY)
Sa, 07.05.2011 19:30Theater Vorpommern, StralsundPremiere (ausverkauft)
Do, 12.05.2011 19:30Theater Vorpommern, Stralsund
Fr, 20.05.2011 19:30Großes Haus, Greifswald
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