Maike Switzer und Marcus Günzel © © Kai-Uwe Schulte-Bunert
Maike Switzer und Marcus Günzel © © Kai-Uwe Schulte-Bunert

Passion (2011 - 2012)
Staatsoperette, Dresden

Stephen Sondheims Musical basiert auf der Novelle “Fosca” von Iginio Ugo: ein junger italienischer Offizier steht zwischen zwei Frauen. Die Staatsoperette Dresden präsentiert Sondheims “Passion” erstmals im deutschen Sprachraum in einer Inszenierung von Holger Hauer. In den Hauptrollen: Vasiliki Roussi, Maike Switzer und Marcus Günzel.

Wie im Deutschen, so ist auch im Englischen der Begriff „Passion” mehrdeutig. Er kann sowohl Leidenschaft bedeuten, als auch Leid. Zwischen diesen beiden Polen menschlichen Fühlens und Erlebens ist Stephen Sondheims Musical „Passion” mit dem Buch von James Lapine angesiedelt. Am 24. März 1994 wurde es erstmals im Plymouth Theater am New Yorker Broadway aufgeführt und gewann im gleichen Jahr vier Tony Awards, den wichtigsten amerikanischen Theater- und Musicalpreis, unter anderem in den Kategorien Bestes Musical, Beste Partitur und Bestes Buch.

In der Reihe der Ur- oder Erstaufführungen, die die Staatsoperette Dresden ihrem Ziel entsprechend jede Spielzeit zur Premiere bringt, erlebt am 28. Januar 2011 Stephen Sondheims Musical „Passion” seine Deutsche Erstaufführung, die zugleich auch die deutschsprachige Erstaufführung ist.

„Passion” folgt, wie alle Musiktheaterwerke Sondheims, nicht dem Mainstream des kommerziellen Musicals. Vielmehr ist es eine intensive, emotionsbetonte Auseinandersetzung mit existenziellen Themen, die um die Geschichte einer leidenschaftlichen Liebe kreisen: Besessenheit, Manipulation, Macht, Schönheit, Leidenschaft, Krankheit und Liebe. „Passion” ist die psychologisch differenziert gezeichnete Dreiecksgeschichte eines Soldaten zwischen zwei Frauen.

Der attraktive Hauptmann Giorgio wird in seinen weltanschaulichen und moralischen Grundsätzen durch die bedingungslose und leidenschaftliche Liebe von Fosca, der todkranken Cousine seines vorgesetzten Obersts, erschüttert. Giorgio, der eigentlich die schöne (aber verheiratete) Clara liebt, gerät zwischen die beiden Frauen. Mit Clara sehen wir ihn zu Beginn des Stückes in heißer Liebe entbrannt. Doch versetzt auf einen fernen militärischen Stützpunkt in der Provinz bleibt den Beiden nur der Kontakt über Briefe. Während Giorgio mit der fernen Geliebten korrespondiert, gerät er in der geregelten Enge des militärischen Lebens immer stärker in den Bann Foscas. Wie in einem Thriller wird Giorgio von der gebildeten und faszinierenden Frau, die obsessiv ihre Gefühle zu ihm formuliert und auslebt, nach und nach stärker angezogen.

„ ,Passion’ handelt davon, wie Dich die Kraft der Gefühle einer andern Person aufknacken kann”, sagte Sondheim über sein Stück, „und wie dies zur Lebenskraft in einer erstorbenen Welt wird.” Damit ist „Passion” auch ein Stück über die Veränderung der inneren Ordnung einer Persönlichkeit. Und der Autor des Buches, James Lapine, ergänzte, die Geschichte „erinnert Dich an die Momente im Leben, die wir alle einmal hatten, in denen wir besessen oder Besitz ergreifend oder außer Kontrolle waren.”

Sondheims Musiksprache für „Passion” ist bemerkenswert: Die üppige, romantische Partitur, die die New York Times sofort lobte, vermag den gesteigerten Ausdruck der Charaktere und die psychologischen Qualitäten der Geschichte intensiv zu vermitteln. Die Musik zieht den Hörer in einen fiebrigen Sog der Leidenschaften. Sie folgt den Veränderungen und den kaleidoskopischen Emotionen der Charaktere.

Stephen Sondheim, Jahrgang 1930, ist der vielleicht bedeutendste lebende Musical-Komponist. Früh beginnt seine Karriere am Broadway, bereits in den 1950er Jahren ist er (zunächst noch) als begnadeter Dichter von Gesangstexten maßgeblich an Werken wie Bernsteins „West Side Story” und „Candide” oder Jule Stynes „Gypsy” beteiligt. Zu seinen zahlreichen erfolgreichen Musicals als Komponist zählen Meilensteine des Genres wie „Company” (1970), „Follies” (1971), „A Little Night Music” (dt. „Das Lächeln einer Sommernacht”, 1973), „Sweeney Todd” (1979) oder „Into the Woods” (1987). Mit dem Theaterautor und Regisseur James Lapine hat er immer wieder Musicals geschaffen, die die traditionellen Erzählweisen des Theaters weiterführen, neben „Passion” (1994) am markantesten wohl in dem 1985 mit dem Pulitzer Preis ausgezeichneten Musical „Sunday in the Park with George”.

Musicalspezialist Holger Hauer, der an der Staatsoperette zuletzt Gershwins Dresden-Musical „Pardon My English” erfolgreich inszenierte, hat die Regie übernommen. Christoph Weyers zeichnet, wie schon bei Gershwin, auch diesmal wieder für die Ausstattung verantwortlich. Hauer und Weyers interessiert vor allem die Zeitlosigkeit der existentiellen Geschichte. Deshalb haben sie die Geschehen aus seiner konkreten historischen Situation behutsam herausgelöst und stellen die Konstanten menschlichen Seelenlebens in den Mittelpunkt.

Die deutsche Übersetzung, die Roman Hinze für diese Produktion eigens angefertigt hat, wurde von Stephen Sondheim autorisiert. Zu hören sein wird „Passion” nicht wie bisher in einer der üblichen reduzierten Musical-Orchesterbesetzung, in denen Synthesizer zum Einsatz kommen, sondern in einer großen Orchesterbesetzung – eine Entscheidung, die der Komponist sehr begrüßt. Peter Christian Feigel, der neue 2. Kapellmeister der Staatsoperette Dresden, betreut mit „Passion” seine erste eigene Produktion am Haus.

Musikalische Leitung: Peter Christian Feigel
Inszenierung: Holger Hauer
Ausstattung: Christoph Weyers

Fosca: Vasiliki Roussi
Clara: Maike Switzer
Giorgio: Marcus Günzel
Oberst Ricci: Gerd Wiemer
Feldwebel Lombardi (Koch): Dietrich Seydlitz
Leutnant Barri: Elmar Andree
Major Rizzolli: Herbert G. Adami
Gefreiter Augenti: Martin Gebhardt
Ludovic: Christoph Simon
Foscas Mutter: Tanja Höft / Annegret Reißmann
Geliebte: Inka Lange
Doktor Tambourri: Hans-Jürgen Wiese

  
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Fr, 28.01.2011 19:30Staatsoperette, DresdenPremiere
Sa, 29.01.2011 19:30Staatsoperette, Dresden
So, 30.01.2011 15:00Staatsoperette, Dresden
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