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Parodiert wird einiges in diesem nach der Broadway-Premiere über 70 Jahre nicht mehr aufgeführten Musical: die amerikanische Prohibitionszeit, der Musikgeschmack und die Ordnungsliebe der Deutschen, Psychologie im Allgemeinen und das Phänomen der Persönlichkeitsspaltung im Besonderen. Die Inszenierung von Holger Hauer ist zwar insgesamt durchaus sehens- und hörenswert, kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Vorlage stellenweise zu klamaukig und flach ist.
Die Grundidee der Handlung ist ziemlich absurd: In Dresden, einer fernen deutschen Stadt, die George Gershwin und sein Bruder Ira nachweislich nie selbst besucht haben, sind die Produktion, der Handel und der Konsum von Limonade verboten. Skrupellose Gangster schenken das süße Getränk in “Flüsterkneipen” schwarz aus, tollpatschige Polizisten versuchen sie dabei zu erwischen, und mittendrin bewegt sich der britische Geheimagent Michael Bramleigh, der nach einem Schlag auf den Kopf zum Dresdner Unterweltboss Golo Schmidt wird (und nach dem nächsten Schlag wieder zu Bramleigh und so weiter und so fort). Die dadurch entstehende Verwirrung bildet die Grundlage für eine leichtgewichtige und stellenweise sehr banale Handlung, die Regisseur Hauer mit allerlei Späßen aufpeppt: Während eines Liebesduetts räumt ein Kulissenschieber schonmal die Bühne ab, beim nächsten Song klettert das Liebespaar durch die engen Zuschauerreihen, um sich beim Schlusston in der Mitte zu treffen, und den Running Gag “immer wenn sich ein Darsteller wundert, wird seine Kopfdrehung zum Publikum und zurück zum Dialogpartner mit an- oder absteigenden Pfeiftönen untermalt” lässt Hauer gar so oft wiederholen, dass nicht der eigentliche Gag, sondern eher die ständige Wiederholung erheiternd ist. Auch die große Anzahl von Wortwitzen, die Übersetzer Wolfgang Adenberg aus dem Original ins Deutsche transportierte, führt gemeinsam mit einem enorm hohen Dialogtempo dazu, dass Hauer und sein vitales Ensemble viele Lacher auf ihrer Seite haben. Die Songs, begleitet von einem in klassischen Broadway-Melodien schwelgenden Orchester unter der schwungvollen Leitung von Ernst Theis, können sich wirklich hören lassen – obschon sie lange nicht so schnell ins Ohr gehen wie viele Evergreens der Gershwin-Zeitgenossen Richard Rodgers und Cole Porter.
Besonders einfallreich und zum grotesken Charakter des Stücks passend ist die Ausstattung von Christoph Weyers. Das gesamte Ensemble ist in den Dresdner Stadtfarben Schwarz und Gelb gekleidet – nur in der Szene, in der sich Michael/Golo wegen seiner Persönlichkeitsspaltung untersuchen lässt, tragen die Ärzte zu ihren Sigmund-Freud-Bärtchen Zwangsjacken (!), die mit dem Dresdner Stadtplan bedruckt sind. Auf der Bühne dominieren Flaschen: Fast alle Kulissenteile bestehen aus leeren Plastikflaschen, die Flüsterkneipe sieht gar aus wie die Recycling-Version der Dresdner Frauenkirche. Vom Hochzeitsbett, vermeintlich wegen der besseren Sichtbarkeit der liegenden Darsteller angeschrägt, rutschen die beiden singenden Turteltauben unvermittelt auf den (Hosen-)Boden. Und um der Absurdität die Krone aufzusetzen, werden in derselben Szene links und rechts riesenhafte Plastikrosen aufgeblasen, zu denen sich ein von der Decke herabfahrender Amor gesellt.
Geschmackssache, ob es die Theaterlandschaft bereichert, dass dieses fast vergessene Gershwin-Werk wieder ans Licht der Öffentlichkeit und auf die Bühne gebracht wurde. Zum Glück nehmen sich die Buchautoren Herbert Fields und Morrie Ryskind selbst auch nicht zu ernst und lassen die Darsteller sagen: “Ich kann der Handlung nicht mehr folgen!” – “Welcher Handlung?”.
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KREATIVTEAM |
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Musik | George Gershwin |
Liedtexte | Ira Gershwin |
Buch | Herbert Fields Morrie Ryskind |
Deutsche Übersetzung | Wolfgang Adenberg |
Musikalische Leitung | Ernst Theis |
Inszenierung | Holger Hauer |
Ausstattung | Christoph Weyers |
Choreografie | Andrea Kingston |
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CAST (AKTUELL) |
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Golo Schmidt / Michael Bramleigh | Christian Grygas Marcus Günzel |
Gitta | Elke Kottmair Ann Mandrella |
Kommissar Bauer | Alfred Berg Gerd Wiemer |
Frieda Bauer / Ilse | Romana Beutel Jeannette Oswald |
Inspektor Schultz | Hilmar Meier Hans-Jürgen Wiese |
Magda | Inka Lange Annegret Reißmann |
Dickie Carter | Frank Ernst Bernd Könnes |
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GALERIE |
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