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Andrew Lloyd Webbers Musical-Klassiker über Aufstieg und Fall der argentinischen Präsidenten-gattin Eva ‘Evita’ Perón war bereits 1996 im Opernhaus Chemnitz zu sehen. In der Spielzeit 2009/2010 bringt Matthias Winter das Stück in einer neuen Inszenierung auf die Chemnitz Bühne. Sigrid Brandstetter steht in der Titelrolle auf der Bühne, als Ché alternieren Christian Alexander Müller und Matthias Pagani.
“Wer war diese Santa Evita?” fragt Ché sich und das Publikum am Anfang des Stückes, nachdem er in einem imposanten Auftritt mit Fallschirm auf der Bühne gelandet ist. Doch wenn gute zwei Stunden später der Vorhang fällt, fühlt man sich der Antwort auf diese Frage nicht näher als zu Beginn.
Sigrid Brandstetter spielt die Titelfigur als junge Frau mit spürbar unersättlichem Hunger nach Leben. Darüber hinaus bleibt die Rolle widersprüchlich und schwer fassbar: mal kaltschnäuzige Opportunistin, deren Streben nach Macht eher Selbstzweck scheint, mal uneigennützige Wohltäterin, die direkt nach ihrer Ankunft in Buenos Aires – lange bevor jede ihrer Handlungen von Presse und Volk kritisch unter Beobachtung steht – einem mittellosen Mädchen ihre gesamten Habseligkeiten schenkt. Ebenso unbeständig wie die Charakterzeichnung zeigt sich dabei die Hauptdarstellerin, die streckenweise in ihrer Rolle brilliert und etwa bei “Wein’ nicht um mich Argentinien” oder “Ich wäre wirklich gut für dich” mit gefühlvollem Gesang überzeugen kann. Abseits der großen Balladen bleibt ihre gesangliche Leistung allerdings dahinter zurück, lässt Emotion vermissen und wirkt gerade im ersten Akt oft zu schrill.
Matthias Pagani als Ché braucht ein bisschen Zeit, um ins Spiel zu finden. So aufsehenerregend der Auftakt mit dem Fallschirm ist – der Effekt verpufft, weil bei “Was für ein Zirkus” die nötige Bissigkeit fehlt. Im Laufe des ersten Akts gewinnt Paganis Spiel zunehmend an Intensität und Zynismus, was besonders dem Zusammenspiel von Ché und Evita sichtbar gut tut.
Probleme gibt es auch abseits der Bühne: das Orchester unter der Leitung von Tom Bitterlich rast mit einer Geschwindigkeit durch das Stück, als ob man es so schnell wie möglich hinter sich bringen wolle. Angesichts der Tatsache, dass in der deutschen Übersetzung oftmals ohnehin zu viele Silben auf die Takte kommen, trägt das rasante Tempo nicht unbedingt zur guten Verständlichkeit der Texte bei. Verschlimmert wird die Situation dadurch, dass die Tontechnik es mit dem Orchester etwas zu gut meint und den Gesang eher stiefmütterlich behandelt. So manche Textzeile, sowohl in den Chornummern als auch in den Soli, kommt im Zuschauerraum schlichtweg nicht an.
Doch es gibt auch Positives zu berichten: Steffen Friedrich überzeugt in der Rolle von Evitas Präsidentengemahl Perón voll und ganz und schafft es, dem eigentlich eher blassen Charakter Charisma einzuhauchen und seine zwiespältige Beziehung zu Evita – zwischen Zweckgemeinschaft und tiefer Zuneigung – glaubhaft darzustellen. Udo Eickelmann als Magaldi entpuppt sich als echtes Highlight der Aufführung. Mit dem Look eines Elvis-Imitators und dem Schmalz eines Schmusesängers schmettert er sein “Diese Nacht ist so sternenklar” – selbst in der Pause zwischen den Akten – so oft, dass er damit eigentlich längst die Schmerzgrenze erreicht haben sollte. Doch im Gegenteil, ein ums andere Mal begeistert Eickelmann mit viel Selbstironie, Humor und starker Stimme.
Matthias Winters Inszenierung wartet mit einigen interessanten Regieeinfällen auf. Da ist etwa der berühmte Balkon der Casa Rosada, der am Ende von “Wein’ nicht um mich, Argentinien” immer weiter in die Ferne fährt und mit Hilfe von Leuchtelementen zu einer Art Spinnennetz um Evita stilisiert wird. Da ist Peróns junge Geliebte, die am Ende ihres Solos am hinteren Bühnenrand ins Nichts springt. Da ist Magaldi, der zu Beginn des Stücks auf Evitas Beerdigung singt und damit die traditionelle Kino-Szene ersetzt, andererseits aber keine Gelegenheit bekommt, auf die Nachricht von Evitas Tod zu reagieren, bevor Che die Bühne übernimmt. Alles in allem ist die Inszenierung offenkundig um Frische bemüht, wirkt dabei aber nicht immer ausgereift und hinterlässt einen eher durchwachsenen Eindruck.
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KREATIVTEAM |
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Musikalische Leitung | David Marlow |
Inszenierung | Matthias Winter |
Choreografie | Lode Devos |
Bühne | Walter Schütze |
Kostüme | Anna Strauss |
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CAST (AKTUELL) |
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TERMINE |
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keine aktuellen Termine |
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TERMINE (HISTORY) |
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