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Jekyll & Hyde (2008)
Burgfestspiele, Bad Vilbel

Kreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
 

Jekyll & Hyde intim: Die Bad Vilbeler Festspiele stoßen mit einer stimmigen Inszenierung und einem starken Ensemble in die erste Liga der deutschsprachigen Open-Air-Produktionen vor. Nur der in den Massenszenen eingesetzte Laienchor stört den professionellen Eindruck.

Egon Baumgarten, seit Jahren Bad Vilbeler Hausregisseur in Sachen Musical, hat ganze Arbeit geleistet. Mit nur elf Darstellern, drei Tänzerinnen und einem örtlichen Laienchor realisiert er eine zwar abgespeckte, aber mitreißende und durchdachte Version des Wildhorn-Musicals. Die Bühne (Thomas Pekny) ist schlicht: Ein rostiges Gerüst bildet den Abschluss nach hinten, aus den dazwischen montierten silbrig verspiegelten Schiebetüren treten die Figuren auf die nicht sehr große, sich nach hinten verengende Bühne. Ein rollbares Drehelement in der Mitte dient als Labor, Nachtclub, Altar und Lucys Zimmer. Die relative Enge und die geringe Entfernung zu den Zuschauern macht sich Baumgarten zunutze und lässt sein Ensemble intime Szenen spielen, in denen die Zerrissenheit der Protagonisten deutlich wird. Besonders gut gelingt es ihm, die fiebrige Begierde zwischen Lucy und Hyde fast kammerspielhaft einzufangen. Schwach dagegen die Szene, in der Utterson erstmals Hyde begegnet: Durch die räumliche Nähe beider Figuren entbehrt es jeglicher Logik, dass Utterson Hyde nicht sofort erkennt. Hin und wieder fehlt der Inszenierung etwas das Tempo, etwa unmittelbar nach der Verwandlung, wenn Hyde die Bühne verlässt und mehrere Sekunden lang außer dem lauten Zischen der Nebelmaschine nichts passiert.
Einige Szenen (unter anderem das Duett von Stride und Lisa bei der Verlobungsfeier und Hydes Solo “Die Welt ist völlig irr”) und sogar die Rolle des Butlers Poole fielen der Schere zum Opfer, was der Story aber nicht schadet. Da stört viel eher die holprige Übersetzung von Susanne Dengler, die nur so strotzt vor falschen Betonungen und schiefen Bildern – hier muss für kommende Inszenierungen dringend Abhilfe geschaffen werden.
Durch die kleine Orchesterbesetzung mit fünf Bläsern, vier Streichern, Keyboards, Schlagzeug und Bass kommt jedem Musiker eine besondere Verantwortung zu. Am Premierenabend saß unter der Leitung von Thomas Lorey noch nicht jeder Ton und die Abmischung war nicht optimal, aber die Klarheit, mit der jedes einzelne Instrument zu hören ist, lässt neue Facetten an Wildhorns Musik erkennen.
Die Besetzung des Ensembles mit Profis und Amateuren des örtlichen Chores “Vil-belCanto” war in den vergangenen Jahren eine der Stärken des Bad Vilbeler Musicals: Eine Regionalveranstaltung, die auch Theaterinteressierte aus der Region einbindet, hat durchaus Charme. Da nun aber die Qualität der Inszenierungen stetig steigt, fallen unmotiviert wirkende Gesichter, falsch gesetzte Tanzschritte und schlechte getimte Auf- und Abgänge immer unangenehmer auf. Für eine Produktion mit derart kleinem Budget ist es sicher nicht möglich, allein für die wenigen Massenszenen weitere Profis zu beschäftigen – doch intensiveres Training und eine strengere Auswahl der beteiligten Amateure sind für kommende Produktionen unerlässlich.
Alexander di Capri, der die Titelrolle erstmals im vergangenen Jahr in Bozen spielte, ist ein energiegeladener, von seinen Forschungen getriebener Jekyll, der zum fiesen, verschlagenen Hyde mit aufgerissenem Hemd und wilder schwarzer Mähne mutiert. Im zweiten Akt changiert seine Stimmfärbung je nach Rolle zwischen klarem Poptenor und gewaltigem, dreckigen Rockbariton. Nur bei den schnellen Wechseln während der “Konfrontation” ist der stimmliche Unterschied zwischen Jekyll und Hyde nicht immer deutlich genug wahrnehmbar – dank der effektvollen Lichtregie (Jan Langebartels) wird diese Szene dennoch schlüssig.
Anne Hoth (“Tanz der Vampire”, Berlin) ist die Entdeckung des Abends. Ihre äußerst kraftvolle und sichere Beltstimme passt wunderbar zur Rolle der Lucy, während “Gefährliches Spiel” gelingt ihr spielerisch die Steigerung vom zurückgenommenen Beginn bis zum ekstatischen Höhepunkt. Ihre Szenen mit di Capri als Hyde spielt Hoth mit exakt der richtigen Mischung aus Begehren und Abscheu. Ein kleines Energiebündel mit großer Ausstrahlung! In der undankbaren Rolle der Lisa kann Eva Aasgaard zwar keine Glanzpunkte setzen, ihr schöner lyrischer Sopran passt aber sehr gut zu di Capris Stimme. Die leichten Intonationsprobleme, die Aasgard am Premierenabend bei “Nimm mich wie ich bin” in den Höhen hatte, sind im glänzend vorgetragenen Duett mit Hoth längst vergessen. Matthias Pagani, gesanglich wenig herausgefordert, kann seinem Utterson in den wenigen Auftritten ein deutliches Profil verleihen und sticht gemeinsam mit Sissy Staudinger aus der Riege der durchweg guten Nebendarsteller heraus. Die sehr wandelbare Staudinger in einer Doppelrolle als schrille Lady Beaconsfield und mitfühlende Nelly sorgt mit ihrem warmen Alt für ein in Musicals selten zu hörendes Klangerlebnis.
Die kleine Open-Air-Bühne mit ihrer familiären Atmosphäre bildet einen reizvollen Kontrast zu den großen Produktionen – und kann qualitativ durchaus mit Tecklenburg, Bad Hersfeld oder Erfurt mithalten.

 
Kreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
KREATIVTEAM
RegieEgon Baumgarten
Musikalische LeitungThomas Lorey
AusstattungThomas Pekny
ChoreographieAngela Hercules-Joseph
ChoreinstudierungBenedikt Bach
Dance-CaptainDaniel Pabst
 
Kreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
CAST (AKTUELL)
Jekyll/HydeAlexander di Capri
LucyAnne Hoth
LisaEva Aasgaard
UttersonAndrea Matthias Pagani
DanversErwin Bruhn
Lady Beaconsfield / NellySissy Staudinger
Lord Savage / SpiderPeter Trautwein
General Lord GlossopWolfgang Krautwig
StrideDaniel Pabst
Bischof v. BasingstokeDaniel Coninx
Priester, EnsembleSebastian Coors
Mädchen der Nacht, EnsembleNicole Gütling
Mareike Hüsing
Kora Lang
 
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TERMINE
keine aktuellen Termine
 
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TERMINE (HISTORY)
Di, 10.06.2008 20:15Burgfestspiele, Bad Vilbelöffentliche Generalprobe
Mi, 11.06.2008 20:15Burgfestspiele, Bad VilbelPremiere
Do, 12.06.2008 20:15Burgfestspiele, Bad Vilbel*
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