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Düstere, kompromisslose und atmosphärisch dichte Neuinszenierung von Leonard Bernsteins Großstadtdrama unter der Regie von Matthias Winter: der aussichtslose Kampf zweier Liebenden (Katharina Schrade und Christian Alexander Müller) gegen die Vorurteile ihrer Freunde und Familien.
Eigentlich erwartet man von einer “West Side Story”-Inszenierung wenige Überraschungen. Leonard Bernsteins moderne “Romeo & Julia”-Version ist nach mehr als 50 Jahren ein Musical-Urgestein auf den Theaterbühnen. Bereitschaft zu Innovation zeigen dabei die wenigsten Regisseure. Die Chemnitzer Neuinszenierung dagegen zeigt, wie viel man aus dem Stück auch nach einem halben Jahrhundert noch herausholen kann, ohne es künstlich zu verfremden.
Matthias Winters Version des Großstadtdramas zeigt sich durchgehend düster und unheilschwanger. Dass es auf der Bühne während des gesamten Stücks niemals richtig hell wird, ist sinnbildlich. Selbst wenn man den Verlauf der Geschichte nicht kennen würde: Schon bei der ersten Begegnung von Tony (Christian Alexander Müller) und Maria (Katharina Schrade) lässt sich der Eindruck nicht abschütteln, dass ihre Liebe die beiden ins Verderben führen wird. Auch die symbolische “Hochzeitsszene”, in der sich die beiden Liebenden ewige Treue bis in den Tod schwören, während im Dunkeln neben ihnen ein weiß-gekleidetes Tänzer-Paar einen Pas-de-Deux tanzt, hat etwas zutiefst Melancholisches. Das sehnsuchtsschwere “Irgendwo” als (Wunsch-)Traumsequenz zu arrangieren und ausgerechnet von der ständig nach Anerkennung strebenden Anybody’s (Jessica Wall) singen zu lassen, erweist sich als Geniestreich.
Die Konsequenz, mit der die Inszenierung die Ausweglosigkeit in Szene setzt, findet am Schluss des Stückes ihren Höhepunkt. Auf den mit Blut und Tränen bezahlten Frieden zwischen den rivalisierenden Gangs, der normalerweise an dieser Stelle für einen Hoffnungsschimmer sorgt, wartet man vergebens. Stattdessen erlöschen die Lichter, als Maria, Tonys Leiche im Arm und vor Trauer und Verzweiflung außer sich, den Revolver schwenkt. Im Dunkel fällt ein Schuss.
Das veränderte Ende schockiert – vielleicht auch gerade deswegen, weil man nicht damit rechnet –, fügt sich aber hervorragend in den Gesamteindruck der Inszenierung ein und verleiht der Geschichte durch den Wegfall der schlussendlichen Versöhnung eine zusätzliche Tragik.
Das stimmige Bühnenbild von Walter Schütze zwischen Nachthimmel, Hochhaus-Schluchten, schäbigem Diner und engen Zimmern verstärkt die fast schon beklemmende Atmosphäre. Dank mehrstufiger Drehbühne wird eine hohe Wandelbarkeit der Kulisse erreicht, die aber dennoch zu keinem Zeitpunkt überladen wirkt.
Von der Choreographie kann man das dagegen nicht immer sagen. Vor allem die Massenszenen kommen leicht chaotisch daher. In der Anfangssequenz fällt es entsprechend schwer, Jets und Sharks auseinander zu halten, und in der Kampfsequenz im Finale des ersten Akts werden die Todesszenen von Riff und Bernardo zu wenig dramatisch in Szene gesetzt und gehen im allgemeinen Durcheinander unter. Einer der wenigen Schwachpunkte der Inszenierung.
Protagonist Christian Alexander Müller gibt einen glaubwürdigen Tony mit wohlklingender Stimme und gefühlvoller, reifer Interpretation. Seiner Bühnenpartnerin Katharina Schrade fehlen vor allem im ersten Akt die Jugendlichkeit und der Schwung, die man mit der Rolle assoziiert und die ihre Verliebtheit glaubhaft machen.
“Amerika” wird als Wettgesang zwischen der quirligen Muriel Wenger (Rosalia) und der nicht minder temperamentvollen Carla Seder (Anita) zum Showstopper. Und auch die kampflustigen Gang-Mitglieder der Jets und der Sharks – allen voran die Anführer Riff (Matthias Otte, mit starker Stimme) und Bernardo (Marc Boadu, optisch und darstellerisch perfekt besetzt) – singen und agieren auf hohem Niveau.
Die “West Side Story” in Chemnitz zeigt, dass man einem Klassiker neue Seiten abgewinnen kann, ohne die Handlung krampfhaft in die Gegenwart zu versetzen. Trotz des veränderten Endes ist man der “West Side Story” im Kern treu geblieben und hat dabei eine in sich geschlossene, stimmige Inszenierung geschaffen.
Kreativteam | Cast | Termine | Termine (Archiv) | ||||||
KREATIVTEAM |
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Musikalische Leitung | David Marlow |
Inszenierung | Matthias Winter |
Choreografie | Lode Devos |
Bühne und Kostüme | Walter Schütze |
Kreativteam | Cast | Termine | Termine (Archiv) | ||||||
CAST (AKTUELL) |
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Tony | Christian Alexander Müller |
Riff | Matthias Otte |
Action | Udo Eickelmann |
Baby John | Tom Bitterlich |
Arab | Clémént Bugnon |
Diesel | Martin Gäbler |
Big Deal | Armin Frauenschuh |
Snowboy | Bert Uyttenhove |
Graziella | Sara De Col-Edler Steffi Waschina |
Velma | Leslie Humbert Ludmila Komkova |
Anybody's | Jessica Wall Daniela Wolke |
Bernardo | Marc Boadu |
Chino | Tamas Livius Jeronimo Romero-Gonzales |
Pepe | Tamas Livius Maged Mohamed |
Maria | Katharina Schrade |
Anita | Vasiliki Roussi Carla Seder Infante |
Rosalia | Muriel Wenger |
Consuela | Annika Hofmann Daniela Wolke |
Francisca | Carla Seder Annika Hofmann |
Glad Hand | Roland Glass |
Doc | Gottfried Winter |
Shrank | Thomas Mäthger |
Krupke | Jürgen Mutze |
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TERMINE |
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keine aktuellen Termine |
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TERMINE (HISTORY) |
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