Von dieser Produktion haben wir leider keine Fotos
Von dieser Produktion haben wir leider keine Fotos

Schani - Mehr als ein Leben (2006)
Metropol, Wien

CastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
 

Musikalische Biografie des Wiener Komponisten Johann Strauß mit Entertainer Alfons Haider in der Titelrolle, der mit seinem Hang zur Selbstinszenierung mehr von sich als vom Walzerkönig zeigt. Das großartige Tanzensemble kann das überarbeitungsbedürftige Musical von Bela Fischer und Tamás Ferkay nicht retten.

Wien ist eine Musikstadt, gar keine Frage. Einige der größten Komponisten lebten und arbeiteten hier. Wolfgang Amadeus Mozart zum Beispiel, dem Michael Kunze und Sylvester Levay 1999 ein Musical widmeten. Oder Johann Strauß, der berühmte Walzerkönig, dessen Leben nun auch für die Musicalbühne aufbereitet worden ist. “Schani – Mehr als ein Leben”, so der Titel des Stücks von Bela Fischer (Musik) und Tamás Ferkay (Buch und Regie), wurde im Juli 2006 in Stockerau uraufgeführt und übersiedelte anschließend nach Wien.

Nach eigenen Angaben hat sich Ferkay lange Jahre mit dem Leben und Werk von Strauß beschäftigt und dazu viele Originalbriefe des Walzerkönigs gesichtet. Sein Anliegen: Im Musical ein neues Bild des Komponisten zu zeichnen, um vor allem die Person hinter dem Genie zu zeigen. Was Michael Kunze bei “Mozart!” gut gelungen ist, glückt Ferkay jedoch nicht. Die oft ordinäre Sprache, die er seiner Hauptfigur in den Mund gelegt hat, ist zwar historisch belegt, reicht aber nicht aus, um den Walzerkönig jenseits des Kitsches zu porträtieren. Was bleibt ist eine brave Nacherzählung von Strauß’ beruflichem und privatem Erfolg: Am Anfang liegt der Fokus der Handlung vor allem auf dem Kampf zwischen Strauß und seinem Vater, der eigentlich eine Beamtenlaufbahn für seinen Sohn vorgesehen hat. Im weiteren Verlauf wächst Johann Strauß mithilfe seiner Mutter zum gefeierten Komponisten und Dirigenten heran. Nebenbei gibt es die eine oder andere Frauengeschichte.

Für Bela Fischer dürfte die Komposition der Musik wohl ein Eiertanz gewesen sein: Auf der einen Seite galt es den Erwartungen der Zuschauer gerecht zu werden, die bekannten Strauß’schen Gassenhauer zu hören – auf der anderen Seite sollte “Schani – Mehr als ein Leben” nach Musical klingen, und nicht nach Neujahrskonzert. Letztendlich hat Fischer einige musikalische Strauß-Themen in seine Songs eingebaut. Durch die Elemente Walzer, Polka, Galopp, Marsch und Csardas klingt die Partitur einerseits sehr flott und schmissig, streckenweise jedoch auch äußerst altbacken und rührselig. Ein musikalischer Kompromiss eben, der nicht besonders befriedigt.

In der Titelrolle ist der in Österreich bestens bekannte Sänger Alfons Haider zu sehen – rein optisch auf der Bühne ein verblüffend realistisches Abbild des Walzerkönigs. Schauspielerisch neigt Haider jedoch eher zur Selbstinszenierung, wirkt selbstverliebt und dadurch unsympathisch. Gesanglich stellt er zufrieden, fällt aber nicht durch außergewöhnliche Leistungen auf. Ganz anders dagegen Heidelinde Pfaffenbichler: Sie zeigt ein großes Maß an Wandlungsfähigkeit, indem sie in den Rollen von vier Frauen agiert, die Strauß den Kopf verdrehen. Auch Sabine Muhar kann schauspielerisch überzeugen und gibt eine gefühlvolle Mutter Strauß, die ihren Sohn mit allen Kräften fördert.

Die durch das großartige Ensemble umgesetzten Tanzszenen von Christoph Riedl sind zwar sehr flott, machen jedoch eher den Eindruck, als seien sie gewaltsam in die Handlung eingefügt worden. Sie tragen das Geschehen keinesfalls weiter, sondern dienen allein der Unterhaltung – dadurch gerät die Handlung wiederholt ins Stocken. Das Bühnenbild von Walter Vogelweider besteht lediglich aus einer Wand mit aufgemalten Noten und wenigen Möbeln, die davor aufgebaut sind. Eine spärliche Ausstattung, die jedoch ausreicht, um Strauß in den Vordergrund zu stellen. Die Kostüme von Mimi Zuzanek kommen besonders beim Tanzensemble, das in jeder Szene ein anderes Outfit trägt, gut zur Geltung.

Insgesamt betrachtet hinterlässt “Schani – Mehr als ein Leben” einen faden Nachgeschmack. Dafür, dass das Stück den wahren Menschen Johann Strauß zeigen will, bleibt es erstaunlich oberflächlich. Wer sich ernsthaft für Leben und Werk des Komponisten interessiert, ist mit einer Biografie besser bedient als mit diesem Musical. Letzteres ist zwar durchaus unterhaltsam, bedarf aber dringend einer dramaturgischen Überarbeitung.

 
CastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
CAST (AKTUELL)
Johann StraußAlfons Haider
Strauß' FrauenHeidelinde Pfaffenbichler
Strauß' MutterSabine Muhar
mitKurt Hexmann
Jörg Stelling
 
CastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
TERMINE
keine aktuellen Termine
 
CastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
TERMINE (HISTORY)
Di, 19.09.2006 20:00Metropol, WienPremiere
Mi, 20.09.2006 20:00Metropol, Wien
Do, 21.09.2006 20:00Metropol, Wien
▼ 24 weitere Termine einblenden (bis 28.10.2006) ▼
Zur Zeit steht die Funktion 'Leserbewertung' noch nicht (wieder) zur Verfügung. Wir arbeiten daran, dass das bald wieder möglich wird.
Overlay