Auch im Euro-Land immer noch aktuell: Brecht und Weill schildern in ihrer “haifischzahn-scharfen” Satire auf die Gesellschaft die Machenschaften der Männer an den Hebeln der Macht. Wirtschaft, Politik und Polizei bekommen ihr Fett weg
Wieviele Songs gibt es, die man nach vier Tönen erkennt, egal, ob sie gesummt, auf einem Kamm geblasen oder dem Frühstücksei geklopft werden … Der Mackie-Messer-Song gehört zweifellos dazu, und er ist dabei seit über 75 Jahren ein generationsübergreifendes Phänomen. Egal, ob man nach dem vierten Ton begeistert einsteigt, oder sich, wie nach dem Genuss von zu viel Schokolade, abwenden muss. Das Geheimnis eines Schlagers ist erklärbar, die Geburt eines Mythos braucht theaterwissenschaftliche Erklärungsbände.
Dass der Räuber Macheath und seine zweifelhafte Bande ganz London lahm legen, bleibt in der »Dreigroschenoper« ebenso eine Behauptung wie Macheath’ diverse Eheversprechen. Sie stehen im Raum, man sollte sich aber nicht unbedingt auf sie berufen. Dass Mackie Messer wegen persönlicher Überpünktlichkeit, aufgrund derer er donnerstags immer das Hurenhaus aufsuchen muss, von der Polizei geschnappt werden kann, ist kurios. Sein Gegner hätte ein weiterer Schwiegervater werden sollen, doch Jonathan Jeremiah Peachum weiß genau, wovon ein gutgehendes Geschäft abhängt. Und das seine will er sich nicht von einem kriminellen Anfänger zunichte machen lassen. Liebe hin oder her. So beginnt ein Kampf mit allen Mitteln, und keines davon ist legal: Erpressung, Bestechung, illegale Demonstrationen, Denunziationen sollen Peachums Geschäft vor dem Untergang und seiner Tochter Polly die Jungfräulichkeit retten. Aber der Mond über Soho wird zuletzt über einem neuen Helden strahlen, über einer neuen Art von Gewinner – einem Star.
Kreativ-Team
Regie: Johanna Schall
Musikalische Leitung: Ari Benjamin Meyers
Bühnenbild: Horst Vogelsang
Kostüme: Jenny Schall
Besetzung
Polly: Maria Simon/Anna Kubin
Macheath: Pierre Besson/Tom Quaas
Peachum: Jörg Schüttauf/Götz Schubert
in weiteren Rollen: Rosa Enskat, Norman Schenk, Jacqueline Macaulay, Ursula Werner
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