Starke Inszenierung des Cole-Porter-Klassikers. Hervorragende Stepp- und Tanzeinlagen, großartige Hauptdarsteller und ein spielfreudiges Ensemble sorgen für Unterhaltung auf hohem Niveau. Dabei erlebt Mannheim eine Art Wiederaufnahme: Sowohl das gesamte Kreativteam als auch ein Großteil der Hauptdarsteller waren bereits 2003 an der “Anything goes”-Produktion am Gelsenkirchener Reviertheater beteiligt.
Ob die Eröffnungsnummer “I get a kick out of you”, das Liebeslied “All through the night”, oder der Titelsong “Anything goes”: Cole Porters Songs sind längst Klassiker der Jazz- und Swingszene, wurden von bekannten Künstlern gecovert und sind damit auch über die Grenzen des Musicals hinaus bekannt. So lebt dieser Broadway-Hit der 1930er Jahre (hier präsentiert in der Revival-Fassung von 1987) von seinen starken Melodien mit Wiedererkennungswert und von großen Tanzszenen. Die Story ist dabei witzig bis hanebüchen, aber eher nebensächlich: Der New Yorker Habenichts Jimmy Crocker verliebt sich in die junge Hope Harcourt, die bereits dem Millionenerben Evelyn Oakleigh versprochen ist. An Bord eines Luxusliners kommt es dann zu allerhand turbulenten Szenen, Verwirrungen und Verwechslungen.
Bereits das Bühnenbild der ersten Szene, mit seiner langgezogenen Bar wie eine Hommage an Edward Hoppers berühmtes “Nighthawks”-Gemälde wirkend, vermittelt sehr schön die Stimmung des Jahres 1934. Später wird die Bühne von einem riesigen metallenen Dampferschornstein hinter einer beweglichen Kulisse aus verschiebbaren Kajüten dominiert. Je nach deren Position werden verschiedene Bereiche des Hochseedampfers wie das Deck oder die Reling simuliert. Das gesamte Bühnenkonzept von Harald Thor überzeugt durch seine Flexibilität und Vielseitigkeit und nutzt die Breite und Tiefe der großen Bühne sehr gut.
Regisseur Stefan Huber setzt die Vorlage schwungvoll und temporeich um, während der knapp drei Stunden kommt niemals Langeweile auf. Die Pointen sitzen, Bühnenumbauten und Songeinsätze kommen zügig, Huber und sein Ensemble sorgen für beste Unterhaltung im Sinne einer “Musical Comedy”. Einige witzige und effektvolle Einfälle peppen das Stück noch zusätzlich auf: Bei “All through the night” sitzt beispielsweise der Obersteward in der erleuchteten Mondsichel und streut glitzernden Sternenstaub – was das Publikum mit vielen Aahs und Oohs quittiert.
Das Nationaltheater kann als Drei-Sparten-Haus mit einem professionellen Ensemble aus Balletttänzern, Sängern und Schauspielern aufwarten, das in den zahlreichen Massenszenen mit Präzision und Spielfreude bei der Sache ist. Lediglich für die Hauptrollen wurden professionelle Musicaldarsteller engagiert: Die Rolle der predigenden Nachtclubsängerin Reno Sweeney spielt Isabel Dörfler, die sowohl gesanglich als auch tänzerisch begeistern kann. Mit “I get a kick out of you” (es wird auf Englisch gesungen, die Songs sind dabei “übertitelt”) gelingt ihr zu Beginn ein urkomischer und zugleich stimmlich beeindruckender Auftritt. Im zweiten Akt stellt Dörfler ihr Bewegungstalent unter Beweis, als sie bei “Blow, Gabriel, blow”, unterstützt von mehreren Tänzerinnen, eine knackige und abwechslungsreiche Choreographie auf die Bretter bringt. Gaines Hall verkörpert Billy Crocker, den mittellosen blinden Passagier, der fälschlicherweise für einen berühmten Kriminellen gehalten wird. Er spielt seine Figur mit dem nötigen Ernst und gibt sie so niemals der Lächerlichkeit preis. Hall singt mit operettenhafter, weicher Stimme und zeigt bei “Anything goes” ein atemberaubendes Steppsolo, ebenfalls unterstützt vom wunderbaren Tanzensemble des Nationaltheaters. Auch die weiteren Rollen sind stark besetzt. Eric Minsk als kleiner, kontrollwütiger Obersteward erntet immer wieder Lacher und Extra-Applaus. In der Rolle der schönen Hope Harcourt schwebt Susanne Eisenkolb über die Bühne und zeigt im Liebesduett “It’s de-lovely” mit Hall ihr gesangliches Können. Sabine Schreittmüller als Gangsterbraut Erma gibt sich lasziv und sexy und wickelt glaubhaft die gesamte männliche Schiffsbesatzung um den Finger.
Fazit: Mit dieser Produktion kommt ein Stück Broadway nach Deutschland. Bitte mehr davon!
Fr, 28.04.2006 20:00 | Nationaltheater, Mannheim | Premiere |
Do, 04.05.2006 19:30 | Nationaltheater, Mannheim | |
Sa, 06.05.2006 19:30 | Nationaltheater, Mannheim | |
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So, 21.05.2006 19:00 | Nationaltheater, Mannheim | |
Fr, 26.05.2006 19:30 | Nationaltheater, Mannheim | |
Sa, 03.06.2006 20:00 | Nationaltheater, Mannheim | |
Do, 22.06.2006 20:00 | Nationaltheater, Mannheim | |
Di, 04.07.2006 20:00 | Nationaltheater, Mannheim | |
Sa, 08.07.2006 20:00 | Nationaltheater, Mannheim | |
Do, 20.07.2006 20:00 | Nationaltheater, Mannheim | |
So, 30.07.2006 20:00 | Nationaltheater, Mannheim | |
Di, 03.10.2006 20:00 | Nationaltheater, Mannheim | |
Do, 12.10.2006 20:00 | Nationaltheater, Mannheim | |
Mi, 18.10.2006 20:00 | Nationaltheater, Mannheim | |
Di, 31.10.2006 20:00 | Nationaltheater, Mannheim | |
Mi, 10.01.2007 19:30 | Nationaltheater, Mannheim | |
Fr, 02.02.2007 19:30 | Nationaltheater, Mannheim | |
Di, 20.02.2007 19:30 | Nationaltheater, Mannheim | |
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