Kostenloser Glühwein für alle Vorstellungen bis Heiligabend 2004, ein “Weihnachtsmärchen für Erwachsene” verspricht der Pressetext. Doch das Zwei-Personen-Musical von Thomas Zaufke (Musik) und Peter Lund (Texte) ist alles andere als ein Märchen: Realismus pur mit einem streckenweise amüsanten, streckenweise beklemmenden, aber gegen Ende auch etwas langatmigen Blick in die Beziehungskiste.
Charlotte und Robert mögen sich und geben sich alle Mühe. Doch ihre langjährige Beziehung zerbricht trotzdem, als es ernst wird – und in Sachen Kindern die Zukunft geplant werden soll.
Kann man nach 20 Jahren Fernseh-Comedy dem Thema “Männer und Frauen” wirklich noch komische Seiten abgewinnen? Man kann, und das ist die Überraschung des Stücks. Denn der erste Akt ist ein flott erzähltes Beziehungs-Kabarett mit witzigen, aber auch nachdenklichen Nummern. Lehrer Robert (für Hannover auf das Spielalter 30 herabgesetzt) will endlich Vater werden, aber Rechtsanwältin Charlotte (34) fürchtet um ihre Karriere (“Wenn Sie so’n Ding im Haushalt haben, kriegen Sie’s wie die Küchenschaben niemals mehr richtig weg”). Doch plötzlich verfällt sie in Torschlusspanik (“manchmal sitz und trauer ich, und hör die Zeiger ticken”), und setzt damit wiederum Robert unter Druck (“ich hab noch nie auf Sansibar mit echten Männern Dart gespielt”). Nach langem Hin und Her und viel Frust im Bett wird Charlotte schließlich doch schwanger – womit die eigentlichen Probleme erst anfangen.
Im zweiten Akt kippt das Stück vom Launigen ins Tragische. Ging es im ersten Teil um das Thema Kinderkriegen im Allgemeinen, steht jetzt die Beziehung zwischen den Hauptfiguren im Mittelpunkt. Und die kriselt schon während der Schwangerschaft, doch als Charlotte das Kind verliert, wird das wortreiche Schweigen zwischen den Beiden unerträglich – die Beziehung bricht auseinander.
Die Texte von Peter Lund sind hervorragend: witzig und zugleich oft abgründig. Thomas Zaufke steuert die passende Gebrauchsmusik bei, die von den eingängigen Melodien lebt – zumal die beiden Sänger in Hannover nur vom Piano unterstützt werden.
Wobei Sänger wohl die falsche Bezeichnung ist, denn Michaela Allendorf (bei der Premiere erkältet) und Philip Richert (keine große Stimme) legen den Schwerpunkt klar auf das Schauspielerische. Und das ist, im Gegensatz zum Gesang, richtig gut. Unter der Regie von Katja Buhl spielen die Beiden ein Paar, dem man die Zuneigung und Nähe eine langjährigen Beziehung abnimmt (auch wenn der 26-jährige Philip Richert eher wie vier Jahre jünger aussieht), das sich aber nicht voll vertraut – woran die Partnerschaft letztlich scheitert.
Ist “Babytalk” nun eine Komödie oder eine Tragödie? In ihrem späteren Stück “Elternabend” haben es Zaufke/Lund geschafft, auch einem bitteren Stoff noch eine Art ausgleichenden Humor abzugewinnen. Das fehlt diesem Stück im zweiten Akt, wodurch einige Längen entstehen. Stattdessen gibt es eine intelligente und gut erzählte Beziehungsanalyse. Und im Gegensatz zu der Berliner Uraufführung, die mit einem langsamen Licht-Fadeout das Ende von Charlotte und Robert besiegelte, gönnt Katja Buhl dem Publikum in Hannover sogar ein zart angedeutetes Happy-End.
Mi, 10.11.2004 20:30 | Landesbühne, Hannover | Premiere |
So, 14.11.2004 20:30 | Landesbühne, Hannover | |
So, 28.11.2004 20:30 | Landesbühne, Hannover | |
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Sa, 04.12.2004 20:30 | Landesbühne, Hannover | |
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So, 12.12.2004 20:30 | Landesbühne, Hannover | |
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