The Rocky Horror Show (2004 - 2005)
Clingenburg Festspiele, Klingenberg am Main

Richtig Dreck machen: Bei der Straps-Kultshow können Fans nach Herzenslust mit Reis und Toilettenpapier um sich werfen.

Das Kultmusical hat eine große Anhängerschar und schon Stunden vor der Show bereitet sich der echte »Rocky Horror«-Fan intensiv darauf vor: Zur Minimalausrüstung zählen Papierhut und Reis; auch Wasserpistolen und Klopapierrollen dürfen natürlich nicht fehlen!
Wer sich fragt, wofür diese Utensilien gut sein sollen, hat die Show um den außergewöhnlichen Frank’N’Furter und seine Gespiel(inn)en Magenta, Columbia und Rocky noch nicht gesehen. Die Handlung ist so absurd, wie komisch: Die brave Janet und ihr stockkonservativer Verlobter Brad wollen ihren ehemaligen Lehrer Dr. Scott besuchen. Nach einer nächtlichen Reifenpanne irren die beiden durch strömenden Regen und erreichen ein furchterregendes Schloss, wo sie vom buckligen Butler Riff Raff begrüßt werden. Das biedere Pärchen lernt den exzentrischen, Strapse tragenden Hausherrn Frank’N’Furter kennen und lässt sich von ihm in eine Welt voller Leidenschaft, Verlangen und Ekstase entführen.
Das Highlight dieses Abends ist die „Geburt” des attraktiven Rocky, den FrankNFurter zur Befriedigung seiner grenzenlosen Begierde erschaffen hat. Nachdem Janet in einem schwachen Moment FrankNFurter erlegen ist, lässt es sich der Hausherr nicht nehmen, auch noch Brad zu verführen. Die groteske Orgie wird unterbrochen als Dr. Scott plötzlich und unerwartet auftaucht. Dieser ist in Wahrheit im Auftrag der Regierung für die Abwehr von „Aliens” zuständig und entlarvt sogleich Frank und seine Gefolgschaft als waschechte Außerirdische.
Die seit Jahren durch Europa tourende Londoner Originalproduktion erfährt in der Inszenierung keinerlei Änderungen. Und auch wenn die Besetzung sich regelmäßig ändert, so sind die Darsteller mit dem erotisch-frivolen Stoff derart vertraut, dass man meinen möchte, sie würden ihre Rollen schon seit Jahren spielen.
Spannend ist für die Darsteller jedes Mal die „Mitmachbereitschaft” des Publikums – denn bei dieser Show werden die Zuschauer direkt angesprochen und in das Geschehen mit einbezogen. Sieht sich das Ensemble einem unterkühlten, weil »Rocky Horror«-unerfahrenen, Publikum gegenüber, kann es mitunter sehr hilfreich sein, wenn ein paar „durchgeknallte” Fans im Publikum die „Neulinge” mitziehen.
Richard O’Brien hat mit diesem Werk ein Bühnenstück geschaffen, das als Tournee-Produktion noch viele Jahre – unabhängig von Musical-Revivals jeglicher Art – das europäische Publikum erfreuen wird.