© Jens Hauer
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Dirty Dancing (2014)
Mehr-BB Entertainment GmbH, Tournee

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Wer von der “Dirty Dancing”-Tourversion eine abgespeckte Sparvariante erwartet, der wird richtig enttäuscht. Fans der Show werden weiter auf hohem Niveau unterhalten und können in Achtzigerjahre-Erinnerungen schwelgen. Wen schablonenhaft angelegte Charaktere in einer klinisch-perfekt daherkommenden Inszenierung nicht stören, ist hier richtig. Denn mehr aus dem Stück rausholen, als es hergibt, kann auch diese Produktion nicht.

“Mein Baby gehört zu mir” oder “Ich habe eine Wassermelone getragen” lösen ekstatische, spitze Schreie im Saal aus. Inzwischen besitzt die Bühnenversion von “Dirty Dancing” einen solchen Kultstatus, dass der Hauptdarstellerin beim Tourauftakt in Berlin von Fans zum Schlussapplaus keine Blumen überreicht werden, sondern die besagte Frucht vor die Füße gerollt wird.

Die grüne Kugel hat sich Anna-Louise Weihrauch als von allen nur Baby gerufene Frances Houseman auch redlich verdient. Gemeinsam mit ihrem Partner Mate Gyenei (Johnny Castle) trägt sie die heftig beklatschte Vorstellung. Denn beide, die ihre Rollen bereits in früheren Produktionen verkörperten, haben als einzige Darsteller die Chance, ihre Charaktere auf der Bühne zu entwickeln. Sie vom gutbehüteten Töchterlein der amerikanischen Oberschicht zur selbstbewussten Frau; er vom oberflächlichen Macho-Gockel zum Mann, der Gefühle zulässt und dazu steht. Beide harmonieren in Spiel und Tanz hervorragend miteinander, legen aber auch schmerzlich offen, dass “Dirty Dancing” in erster Linie eine rasante Tanzshow mit einer vorhersehbaren Herz-Schmerz-Handlung ist, die sich auf die beiden Protagonisten konzentriert.

Alle anderen Figuren bleiben eindimensional gezeichnete Stichwortgeber mit Mini-Gesangsaufgaben. Da kann Marie-Luisa Kaster als Penny in roter Abendrobe (Kostümbild: Jennifer Irwin) noch so elegant ihre Beine schmeißen oder Natalya Bogdanis noch so schräg ihren albernen Hula-Song intonieren: Alex Balgas Regie-Klon der von Sarah Tipple verantworteten Ur-Inszenierung lässt keine wirklichen Typen auf der Bühne zu. So bleiben Martin Sommerlatte und Tanja Kleine als Babys Eltern farblos, Fritz Hille (Max Kellerman) und Charlie Serrano (Mr. Schumacher) unscheinbar. Immerhin kann sich Benjamin A. Merkl als Kellerman-Enkel Neil einige Lacher erspielen, wenn er komisch über das Parkett tanzt.

Alex Balga setzt im Spiel ganz auf Tempo, sodass die Szenen nahtlos ineinander übergehen. Dadurch wirken die Texte an manchen Stellen etwas emotionslos aufgesagt. Die Handlung ist Nebensache, denn wirklich sehenswert ist “Dirty Dancing” vor allem wegen seiner vielen, von Glenn Wilkinson einstudierten, Tanzszenen. Da wippt das Knie im Parkett mit, wenn das Ensemble erotisch die Hüften kreisen lässt oder zu rasanten Mambo-Rhythmen über die Bühne fegt. In den Tanz-Performances ist eine gehörige Portion Pfeffer drin, die das Ensemble denn auch genüsslich wie perfekt zelebriert.

Auf der Habenseite der Show stehen auch die drei Gesangssolisten: Tertia Botha mit souliger Powerstimme, Dennis Legree mit markigem Bass und Dennis Dobrowolski mit geschmeidigem Bariton. Begleitet werden sie laut Programmheft von acht Musikern (Leitung: Heribert Feckler). Allerdings sind nur fünf von ihnen im Zentrum der Bühnenbildkonstruktion mit LED-Schiebewänden (Stephen Brimson Lewis) sichtbar. Das darüber und auf weiteren seitlich aufgestellten Flächen flimmernde Video- und Projection-Design von Jon Driscoll wirkt im Vergleich zu früher technisch aufpoliert und teilweise erneuert (Tanz von Baby und Johnny auf dem Baumstamm).

Trotz des Fehlens eines Hubpodiums wirkt die Show in der Tournee-Version alles andere als billig produziert und muss sich bestimmt nicht hinter der bisher in Deutschland gezeigten Version verstecken. Der Kult kann weitergehen.

[Anm. der Red.: Eine neuere Rezension der “Dirty Dancing” Tournee von 2019 findet Ihr hier.]

 
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CAST (AKTUELL)
JohnnyMate Gyenei,
(Lucas Baier/ Luciano Mercoli)
Frances "Baby"Anna Weihrauch,
(Victoria Kasprzak
Barbara Schmid)

PennyMarie-Luisa Kaster,
(Victoria Kasprzak
Gloria Wind)

JakeMartin Sommerlatte,
(Wolfgang Schwingler
Luciano Mercoli)

MarjorieTanja Kleine,
(Julia Waldmayer
Anja Backus)

LisaNatalya Bogdanis,
(Anja Backus
Gloria Wind)

BillyDennis Dobrowolski,
(Pieter de Groot
Erik van Hoof)

MaxFritz Hille,
(Hans-Dieter Heiter
Martin Sommerlatte)

NeilBenjamin A. Merkl,
(Shaw Coleman
Erik van Hoof)

TitoEric Lee Johnson
Dennis LeGree,
(Lemuel Pitts
Kage Douglas)

Mr. SchumacherCharlie Serrano
Hans-Dieter Heiter,
(Wolfgang Schwingler
Shaw Coleman)

LeadsängerinTertia Botha,
(Julia Waldmayer
Anja Backus)

JordanAndrea Scibilia,
(Pieter de Groot
Erik van Hoof)

RobbieLucas Baier,
(Andrea Scibilia
Austin Wilks)

MoeWolfgang Schwingler
VivianKiara Gregory
Chiara Rosignoli
EnsembleVictoria Kasprzak
Julia Waldmayer
Gloria Wind
Kage Douglas
Garry Kessing
Luciano Mercoli
SwingsAnja Backus
Emanuela Calisi
Barbara Schmid
Shaw Coleman
Pieter de Groot
Erik van Hoof
Austin Wilks
 
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So, 27.04.2014 18:00Admiralspalast, BerlinPremiere
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