Seit seinem Studienabschluss an der Bayerischen Theaterakademie August Everding im Jahr 2014 hat sich Philipp Büttner mit unverkennbarer Gesangsstimme, Wandelbarkeit und sympathischem Auftreten einen großen Bekanntheitsgrad in der Musicalszene erarbeitet. Zudem ist er immer wieder ein gern gesehener Gast bei Musical-Konzerten, bei denen er auch Songs aus modernen und in Deutschland weniger bekannten Musicals zum Besten gibt. Im Rahmen seines Engagements in der Titelrolle von “Robin Hood” haben wir mit Philipp auf die großen Stationen seiner 10 Jahre als professioneller Musicaldarsteller geschaut und einen vorsichtigen Blick Richtung Karriere-Zukunftswünsche gewagt…
In den letzten Jahren ist dein Name weit nach oben in der Riege der bekannten Musicaldarsteller gerutscht. Viele Stationen und Rollen hast du auf deinem Weg schon spielen dürfen. Welchedavon haben dich bisher am meisten geprägt, und wie haben sie das geschafft?
Meine Top zwei sind ganz klar Aladdin und Goethe. Ich war als Kind schon ein riesiger “Aladdin“-Fan und mit der Rolle ist wirklich mehr als ein Traum wahr geworden. Manchmal fühlt es sich an wie in einem schlechten Film, wo man denkt: “Mann, wie unrealistisch – im normalen Leben passiert sowas nicht!” Aber doch mir ist es passiert. Die Rolle des Aladdin hat natürlich alles mitgebracht: Wunderschöne Songs, einen tollen Charakter mit einer schönen Entwicklung, viel Tanz und Bewegung, die teuersten Kostüme, die ich in meinem Leben wohl je anhaben werde, einen fliegenden Teppich und ich durfte jeden Abend eine goldene Treppe runter tanzen, während hinter mir ein großes Feuerwerk abgefeuert wurde.”Goethe!” hat sich vor allem durch die Musik in mein Herz gebrannt. Auch hier war ich drei Stunden lang komplett eingespannt und wurde mehrmals stimmlich und emotional an meine Grenzen gebracht. Und das macht einfach unglaublich Spaß.
Deine Stimme sticht durch ihren poppigen Klang sehr heraus und hebt sich von der fast schon klassischen Musical-Männerstimme deutlich ab. Ist das für das Musical-Business für dich bisher eher förderlich oder eher hinderlich gewesen?
Ich denke, dass es förderlich war, da heutzutage viele Musicals moderne Musikstile verwenden, wie “We Will Rock You”, “Next to Normal” oder „Dear Evan Hansen“, um nur einige zu nennen. Ich beschäftige mich schon mein ganzes Leben mit der Stimme und wie sie in verschiedenen Stilen einzusetzen ist. Das heißt, für mich ist es sehr wichtig, dass ich den richtigen Stil bediene, in dem das Musical bzw. das Lied komponiert ist. Also anders gesagt: In “West Side Story” klang ich anders als in “We Will Rock You” oder in “Aladdin”.
Ich denke, dass ich vor allem durch meine poppige Stimme auf mich aufmerksam machen konnte, weil ich mit dieser Musik schon sehr früh angefangen habe, und mir deshalb ein gutes Gefühl für poppige Phrasierung und Klänge erarbeitet habe, das mich von anderen abhebt. Aber das schöne im Musical ist ja, dass man sich nicht für einen Stil entscheiden muss, sondern einfach verschiedene Stücke spielen kann.
Viele deiner Rollen könnte man als Rebellen beschreiben. Robin Hood, Galileo, Gabe oder Frank Abagnale Jr. sind da die aktuellsten Beispiele. Ist das ‘dein Ding’?
Das stimmt. Auf diese Rebellen treffe ich irgendwie öfter!
Ich denke, es ist eine Mischung aus meinem Aussehen und meiner Stimme, dass ich oft dafür besetzt werde. Aber am Ende entscheiden das ja die Kreativen…
Was liegt dir mehr, Comedy oder Tragik? Oder fällt da eine Entscheidung schwer?
Wie in der Musik liegt der Spaß bei mir, glaube ich, vor allem an der Abwechslung!
Was waren deine bisher anspruchsvollsten Rollen und unter welchen Aspekten waren sie das? Wie reiht sich “Robin Hood” da ein?
Aladdin war die anstrengendste Rolle meines Lebens, weil sie körperlich so aktiv war. Da war die Herausforderung, acht Shows energetisch durchzuhalten. “Goethe!” war die emotionalste Reise, die ich bisher auf einer Musical-Bühne durchleben durfte. Und stimmlich hatte ich mit “We Will Rock You” die anspruchsvollste Partie!
“Robin Hood” macht einen Riesen-Spaß, da die Rolle sehr weit von mir privat weg ist, und ich mit Robin eine riesige Verwandlung machen darf.
Du sagst, Robin sei sehr weit von dir privat entfernt. Was ist zum Beispiel ein sehr großer Unterschied zwischen euch beiden?
Robin hat eine harte Kindheit durch den sehr schwierigen Vater und den frühen Tod der Mutter. Er ist traumatisiert durch den Krieg und ihm fällt es schwer, einen Platz im Leben zu finden. Das sind alles Dinge, die zum Glück weit weg von mir liegen. Ich hatte beispielsweise eine wunderschöne Kindheit und habe zwei liebende Eltern.
In “Robin Hood” konntest du mit deiner Freundin Sabrina Weckerlin zusammen arbeiten. Was lässt diese Zusammenarbeit für dich herausstechen?
Sabrina hat einfach ein unglaubliches Gefühl für Musik. Es ist ein Traum, mit ihr zu singen und gemeinsam die Lieder zu gestalten. Sie behandelt jede Phrase mit unglaublich viel Sorgfalt, Musikalität und Gefühl. Außerdem war ich total beeindruckt, wie sie in jeder Szene und jedem Lied einfach jeden Tag alles gibt. Sie hat mich jeden Tag aufs Neue motiviert, noch mehr zu geben und über mich hinaus zu wachsen.
Was ist in “Robin Hood” dein Lieblingsmoment?
Mein Lieblingsmoment ist die Szene und der Song “Freiheit für Nottingham”. Es passiert mir oft, dass ich in diesem Lied Gänsehaut bekomme, wenn ich in die Augen der Kollegen schaue. Robin Hood durchlebt bis zu diesem Punkt sehr viel Negatives und agiert oftmals passiv und abweisend. Und es fühlt sich so toll an, endlich aktiv zu werden und die Menschen für sich zu begeistern. Robin hat ab diesem Moment einen Platz im Leben und eine Aufgabe. Und ich denke, das ist das tollste Gefühl auf der Welt, wenn man das findet.
Auf was legst du am meisten Wert, wenn du allabendlich in Robin Hoods Geschichte und Charakter einsteigst?
Dass die Zuschauer die Vorstellung in der Qualität bekommen, die sie verdienen.
Auf Konzerten zeigst du gerne auch mal deine flamboyante Seite, wenn du Songs aus “Kinky Boots” interpretierst oder wie beispielsweise bei der Musical Revolution zu “Make Me a Woman” und beim Mitternachtsball zu “Bad Romance” über die Bühne wirbelst. Ein absolutes Kontrastprogramm zu deinen gängigen Rollen! Siehst Du das als Ausgleich oder gar einen kleinen Ausbruch, und würdest du dir in Zukunft auch solche Rollen wünschen?
Ich habe einfach Spaß daran, viele verschiedene Seiten von mir zu zeigen. Und ich denke, dass es für den Zuschauer auch interessant ist, wenn man nicht immer das gleiche macht, sondern auch andere und extremere Farben von sich zeigt. Mein Traum ist es, so viele unterschiedliche Rollen spielen zu dürfen wie möglich. Gerne in jede mögliche Richtung. Und das Tolle daran ist, dass der Zuschauer nie weiß, welche Teile aus mir privat kommen und welche Teile einfach gespielt sind. Aber genau das macht ja den Reiz aus!
Eine Frage, die ich meinen InterviewpartnerInnen gerne stelle: Mal angenommen, es gäbe keine Gender-, Alters-, oder Typecasting-Grenzen in eurem Business. Welche Rolle(n) würde dich, wenn du träumen könntest, mal reizen zu verkörpern und warum?
Passend zur Frage davor: Lola in “Kinky Boots”! Definitiv auch Elle Woods in “Legally Blonde” – ich liebe diesen Charakter über alles. Ich liebe es, wie sie die Stereotypen bricht und viel mehr ist als auf den ersten Blick. Außerdem reizt mit Celie in “The Color Purple” – so eine beeindruckende Frau! Die Geschichte und die Rolle berühren wirklich tief. Und die Songs sind einfach unbeschreiblich! Und natürlich Elphaba in “Wicked” – auch eine dieser Rollen, in denen man musikalisch einfach alles zeigen kann.
Was machst du gerne, wenn du Freizeit und Urlaub hast?
Ich verbringe die Zeit am liebsten mit den Menschen, die mir wichtig sind. Denn das kommt in dem Job leider viel zu oft viel zu kurz.
Man munkelt, du seist ein Animé-Fan. Stimmt das, und falls ja: Welche Animés haben es dir am meisten angetan?
Haha! Ja, ich war als Kind ein riesiger “Sailor Moon” und “Digimon”- Fan. [zögert kurz] Warum eigentlich “war”. Ich bin! Gerade schaue ich außerdem “One Piece”. Ich bin gerade bei Folge 677… [grinst]
Aha, also haben wir dich ertappt! Apropos Animé: Du hattest das Privileg, Frank Wildhorns “Death Note” bereits mehrmals in Deutschland in Auszügen präsentieren zu können – zum Beispiel bei der “Musical Revolution” oder beim “Mitternachtsball”. Wäre Light Yagami eine Rolle für dich?
Auf jeden Fall. Das würde ich lieben!!!
Und zum Abschluss eine Frage an dich als ehemaliger Disney-Prinz: Ist “Aladdin” dein Lieblings-Disneyfilm, oder gibt es da einen, der dir besser gefällt?“Aladdin” ist und bleibt auf jeden Fall die Nummer 1. Aber zu Rollen wie Prinz Erik, Hercules und Tarzan würde ich auch nicht Nein sagen … [lächelt]
Das können wir uns bei dir auch ganz hervorragend vorstellen! Wir wünschen dir, lieber Philipp, ganz viel Spaß bei deinem nächsten Run in “Robin Hood” und sind schon sehr gespannt, in welchen unterschiedlichen Rollen wir dich demnächst erleben können – vielleicht ja als Light Yagami oder als Disney-Prinz – schön wird es auf jeden Fall!
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