[Drei Fragen an …] Musicaldarsteller Rory Six schrieb gemeinsam mit Kai Hüsgen das in den Niederlanden uraufgeführte Stück “Wenn Rosenblätter fallen”. Ab dem 6. Oktober bringt er das brisante und aufwühlende Werk in Hamburg, Witten, Mannheim und Wien auf die Bühne und erzählt bei uns über die Arbeit mit den Darstellern, die Musik und den Umgang mit dem Tod als zentralem Thema.
Herr Six, Sie haben mit Ihrem Partner Kai Hüsgen ein Stück angepackt, das ein Tabu-Thema behandelt: Sterbehilfe. Wieso gerade ein solches, für das Genre Musical eher ungewöhnliches Thema?
Ich finde es wichtig, dass ein Musical eine Geschichte erzählt. Ob es jetzt um die Französische Revolution, um eine Kaiserin oder Krebs und Sterbebegleitung geht – die Geschichte soll immer im Vordergrund stehen.
“Wenn Rosenblätter fallen” erzählt, wie ein Sohn nach dem Tod seiner Mutter mit Hilfe seiner neuen Freundin den Weg zurück ins Leben findet. Es ist ein Musical über die Kraft des Lebens. Sterbehilfe ist nicht das Hauptthema. Wir wollen auch nicht provozieren, sondern eine Geschichte erzählen, in der der Sohn seine Mutter beim Sterben begleitet, weil es gerade in dieser Situation der einzige Weg ist.
Wir geben mit diesem Stück keine Meinung vor, ob das, was er tut, gut oder schlecht ist, sondern es passiert den Charakteren in dieser Situation. Das Schöne ist, dass die Zuschauer nach einem Abend auf einer emotionalen Achterbahn nach Hause gehen und trotzdem etwas zum Nachdenken mitnehmen werden.
Wir sind fest davon überzeugt, dass auch eine solche Geschichte als Musical gezeigt werden kann und muss, da sich die deutsche Musicalwelt heutzutage leider nicht mehr traut, andersartige Geschichten zu erzählen und lieber auf Nummer sicher geht mit der Stückwahl.
“Wenn Rosenblätter fallen” ist nicht nur dramatisch, sondern hat auch ganz viel Humor, sogar in den Szenen mit der kranken Mutter. Wir gehen mit diesem Musical eher in eine Richtung, die es in Amerika schon länger gibt. Viele Menschen vergleichen “Wenn Rosenblätter fallen” mit “Next to Normal”.
Wie sieht Ihre Arbeit während der Probenphase aus? Ist es sehr emotional, die Thematik der Show mit den Schauspielern und Sängern zu erarbeiten?
Da wir nur drei Personen auf der Bühne haben, ist es sowieso eine sehr intime Probenzeit. So was erlebt man nicht oft bei Musicals, dass man in so einem kleinen Team arbeitet, das macht es so einzigartig und spannend.
Weil man in der Geschichte mit einer Krebserkrankung umgeht, gibt es natürlich einige Momente in der Probenphase, wo es sehr emotional wird. Das Wichtige ist, dass wir dafür sorgen, dass die Darsteller sich so wohl wie möglich fühlen, da sie sich sehr verletzlich machen, wenn sie mit solchen Emotionen umgehen. Ich glaube, das gelingt uns sehr gut. Zum Glück wechseln sich diese Momente auch mit leichteren Szenen ab. Wir stecken gerade mitten in den Proben und es ist schön zu sehen, wie sich alles entwickelt und entfaltet zu einer wunderbaren Produktion.
Welche Art von Musik erwartet die Zuschauer? Sicherlich ist es eine sehr balladenreiche Show…
Natürlich gibt es Balladen, aber ich empfinde diese Show als eine gute Abwechslung zwischen Ballade, Mid-tempo und Up-tempo. Wir haben immer ganz bewusst entschieden, welches Tempo die Songs in den jeweiligen Momenten haben sollen. Dadurch wird es sehr abwechslungsreich.
Musikalisch gehen die Songs von Chanson bis zu Rock/Pop. So ist, glaube ich, für jeden Geschmack etwas dabei. Ich finde es immer schwierig, als Komponist seine Musik zu beschreiben. Am Besten bilden sich die Leute selbst ihre Meinung über die Musik und das Stück.