[Drei Fragen an …] Der rote Teppich für die Broadway-Premiere von “Rebecca” war beinahe schon ausgerollt, da zogen die Produzenten am Dienstag die Notbremse. Weil die Finanzierung noch nicht steht, soll die neue Mrs. De Winter nicht im April, sondern erst in der kommenden Spielzeit auf US-Manderley einziehen. Im Kurzinterview mit der Musicalzentrale blickt Autor Michael Kunze dennoch optimistisch in die Zukunft von “Rebecca” am Broadway.
Herr Kunze, wie haben Sie davon erfahren, dass sich die Premiere von “Rebecca” am Broadway verschiebt? Schon die Londonpremiere von “Rebecca” wurde immer wieder umdatiert – sind Sie enttäuscht darüber, dass auch der Broadway-Zeitplan nicht eingehalten werden kann?
Ich habe von der Verschiebung durch einen Anruf des Produzenten Ben Sprecher erfahren, der mir das Problem offen schilderte. Natürlich bin ich enttäuscht, aber andererseits sehe ich in der Entscheidung einen Beweis für die Seriosität dieser Produktion. Ein weniger verantwortungsbewusster Produzent hätte womöglich darauf vertraut, in den letzten Wochen vor der Premiere noch die restlichen 20 Prozent der Finanzierung zu erhalten. Alle Beteiligten glauben nach wie vor, dass “Rebecca” ein großer Erfolg am Broadway werden kann.
Liegt die Zurückhaltung der Investoren Ihrer Meinung nach tatsächlich an der aktuell schwierigen Wirtschaftslage – oder ist sie auch Vorbehalten gegenüber einem dramatischen Musical made in Europe geschuldet?
Selbstverständlich gibt es am Broadway Vorurteile gegenüber “europäischen” Musicals, die zu überwinden sind. Wir werden unterschätzt – das kann auch ein Vorteil sein, allerdings nicht bei der Suche nach Investoren. Die gegenwärtige Wirtschaftslage, u.a. die niedrige Notierung von Aktien, erschwert es interessierten Finanziers, eine Investition flüssig zu machen.
Sie sind – durch den Flop von “Dance of the Vampires” 2002/2003 – ein “gebranntes Kind”, was den Broadway angeht. Sind Sie dennoch überzeugt, dass “Rebecca” in der kommenden Spielzeit in New York gezeigt wird und ein Publikum findet?
Immerhin hatte ich schon einen Flop am Broadway, und sehe daher die Probleme ziemlich nüchtern. Die Voraussetzungen für “Rebecca” sind viel günstiger als damals für “Dance of the Vampires”. Bei “Rebecca” stimmt wirklich alles, weshalb die Verschiebung so enttäuschend ist. Ich bin sicher, dass es ein großes Publikum für “Rebecca” in New York gibt. Schon jetzt ist das Interesse in den USA sehr groß an dieser Produktion. Ich bin allerdings realistisch genug zu sehen, dass die Finanzierung einer solchen Großproduktion immer scheitern kann.