Tetje Mierendorf: Der Valjean würde mich interessieren

[Drei Fragen an …] Ab heute gibt Tetje Mierendorf regelmäßig das Showmaster-Ekel Heinz Wäscher in “Kein Pardon”. Im muz-Kurzinterview spricht der Comedian über sein drittes Musicalengagement nach “Hairspray” und “Sister Act” – und über die enge Beziehung von Komik und Tragik.

Herr Mierendorf, ab heute geben Sie in “Kein Pardon” den selbstverliebten Showmaster. Was schätzen Sie an Heinz Wäscher?
Heinz Wäscher ist eigentlich ein lieber, bodenständiger Mensch, der Spaß an der Unterhaltung hat, aber im Laufe der Zeit seine Ideale und seine Wurzeln vergessen hat. Man kann in dieser Rolle so herrlich unterschiedliche Facetten zeigen. Wer sich ein bisschen in der Medienbranche auskennt, weiß, dass die ganzen Klischees, die hier bedient werden, gar nicht so weit hergeholt sind. Natürlich ist “Kein Pardon” eine bissige Satire, aber ich verstehe es eher als kumpelhafte Umarmung. Immer schön aufpassen, was um einen herum passiert und alles nicht so ernst nehmen.

Ihr neuer Part ist von Heinz Schenk und dessen Dialekt geprägt worden. Inwieweit haben Sie – nicht nur was den Dialekt betrifft – Freiraum, sich von Heinz Schenk zu lösen und ihren Heinz Wäscher mit einer persönlichen Note zu versehen?
Wenn man sich die unterschiedlichen Besetzungen einmal ansieht, die den Wäscher schon gespielt haben, muss man zwangsläufig eine eigene Note mit einbringen. Es wäre aber sehr spannend zu sehen, wie es aussehen würde, wenn man zum Beispiel versucht, Roberto Blanco, Achim Menzel und mich über einen Kamm zu scheren und in eine Form zu pressen. Es gibt schon recht viele Freiräume, das ist bei dieser Show sowieso sehr angenehm, ganz anders als bei anderen Großproduktionen, bei denen der Lizenzgeber vieles genau vorschreibt. Hier kann man seine eigene Sachen finden, die einem liegen. Darum ist jeder Wäscher einzigartig. Niemand würde ernsthaft auf die Idee kommen, mich mit Heinz Schenk zu verwechseln. Aber der hessische Akzent macht mir schon zu schaffen.

Edna Turnblad, “Bones”, Heinz Wäscher: In ihren bisherigen Engagements scheinen sie ganz auf Comedy abonniert. Könnten Sie sich auch einmal vorstellen, eine ernste Musicalrolle zu übernehmen?
Edna war ja nicht nur komisch, sondern hatte auch durchaus tiefgreifende emotionale Momente. Bones – naja, der war ja nun nicht so vielschichtig, zumindest nicht offensichtlich, wenngleich ich ihn auch manchmal sensibel und selbstkritisch angelegt habe, aber das exponiert zum Ausdruck zu bringen, war in den Szenen eher schwierig.
Es gibt aber in fast allen Rollen, die ich gespielt habe, viele schöne Möglichkeiten, unterschiedliche Emotionen zu zeigen. Comedy ist ja auch immer irgendwie tragisch. Ich denke, jede Stilrichtung beinhaltet immer alle Facetten der emotionalen Bandbreite. Das eine kann ohne das andere nicht existieren. Von den vordergründig nicht komischen Rollen im Mainstream würde mich Valjean sehr interessieren. Eine tolle Rolle voller Tiefe, ein Held mit Idealen! Und der will man ja als Kind schon immer sein. Aber das ist allein stimmlich noch mal eine ganz andere Herausforderung! Man wird ja wohl noch mal träumen dürfen.

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