Wenn es um das “Who is who” deutschsprachiger Musicaldarsteller geht, dann steht sein Name ganz vorne: Uwe Kröger. In Hof inszeniert der Schauspieler und Sänger nun “Spamalot” – sein Regiedebüt. Wir trafen Uwe, um mit ihm über seine ersten Schritte und Erfahrungen als Regisseur zu sprechen, seine Erwartungen und seine weiteren Pläne.
Was hat dich zu deinem Ausflug auf die “andere Seite” inspiriert? Wann hattest du zum ersten Mal die Idee, Regie zu führen?
Uwe Kröger: Ehrlich? Ok – tatsächlich hat mich Reinhardt Friese – der Intendant des Landestheaters Hof – über Facebook angeschrieben, ob ich mir vorstellen könne, die Regie für “Spamalot” zu übernehmen.
Viele Kollegen haben schon viel früher Erfahrungen als Regisseur gesammelt. Ich habe immer gedacht: Das mache ich, wenn ich groß bin. Klar – für meine Konzerte und in anderen Bereichen war ich schon organisatorisch tätig, aber ich hatte nie wirklich darüber nachgedacht, Regie zu führen.
Ich habe gerade erst in einer hervorragenden Regie von Andreas Gergen den König Artus in “Spamalot” gespielt. Dabei habe ich Andreas wie allen anderen Regisseuren nicht wirklich über die Schulter geschaut. Aber durch die vielen Jahre Schauspielerfahrung fällt mir dann doch vieles in den Schoß. Ich habe in Uraufführungen und Produktionen unbewusst vieles in mich aufgenommen: Ideen, Aufbau, Timing und Strukturen. Alles andere, was ich als Künstler nicht direkt mitbekommen habe, war für mich völlig neu und ein Sprung ins kalte Wasser. Das fängt schon bei der Terminologie an, zum Beispiel gehört der “Verfolger” zum Licht oder zur Technik? Als Schauspieler habe ich immer nur gehofft, dass der Verfolger da ist, denn sonst stehe ich ja im Dunkeln. Als Regisseur muss ich zusätzlich genau wissen, wie ich den Verfolger einsetze und wer für die Cues verantwortlich ist.
Ich habe also den Vertrag mit dem Landestheater Hof unterschrieben und nach nur einem Monat musste ich schon mein Regiekonzept abgeben.
Und dann hatte ich mein erstes Meeting mit dem “Spamalot”-Team. Ich eröffnete ihnen: “Ich habe keine Ahnung von Regie, aber ich weiß, wie das Stück funktionieren soll.” Jetzt habe ich gelernt, dass es genau das ist, was ich als Regisseur wissen muss. Übrigens, ich habe nach zwei Tagen meine Stimme verloren, weil ich zehn Stunden täglich spreche. Alle kommen mit Fragen zu mir und ich muss die passenden Antworten haben. Ich hatte anfangs Angst, weil ich nicht wusste, ob ich die Antworten tatsächlich auch habe. Und tatsächlich habe ich Antworten, denn ich argumentiere immer aus der inhaltlichen Perspektive. Der Rest kommt einfach nach und nach dazu. Heute proben wir schon in der dritten Woche und sind einmal durchs komplette Stück durch.
Jetzt kommt die große Mutprobe: auf die Bühne gehen und alles zusammensetzen. Ich freue mich auch auf die erste Lichtprobe. Ich bin ein Lichtfreak – ich liebe Licht.rnAls Schauspieler bin ich eigentlich ein Befehlsempfänger – ein Kreativer, der sich zurücknimmt und im Ensemble arbeitet. Das ist als Regisseur natürlich komplett anders und ich habe gemerkt, dass es mir großen Spaß macht, Bilder mit den Darstellern und mit den Seelen der Figuren zu kreieren.
Welchen Einfluss hast Du als Regisseur auf dein Team? “Die Chemie muss stimmen” – welche Bedeutung misst Du diesem Satz zu, wenn es um den Erfolg eines Stückes geht?
Uwe Kröger: Ein Regisseur kennt normalerweise sein Team sehr gut: Choreograf, Setdesigner und Kostümbildner. Das eingeschworene Team entwickelt ein Stück gemeinsam. Das Kreativ-Team in Hof stand schon fest und ich kannte die Kollegen vorher leider nicht. In Associate Director Timo Radünz habe ich für “Spamalot” einen persönlichen Assistenten gefunden. Ich kannte Timo bereits von “Addams Family” und das hat mir den Einstieg sehr erleichtert. Ich bin sehr froh, dass er mir immer als meine rechte Hand mit Rat und Tat zur Seite steht. Wir beide verstehen uns fast blind. Und wenn es mir einmal richtig dreckig geht, kann ich mich sogar an seiner Schulter ausweinen.
Das Team in Hof hat mich mit offenen Armen empfangen und ich habe mich gleich auf Anhieb in diese wirklich tollen Menschen verliebt. Das Ensemble mit Dustin Smailes, Chris Murray, Christian Venzke, Cornelia Löhr und allen anderen ist unglaublich spielfreudig. Ich habe hier ein tolles Team. Alle stehen hinter mir. Das alles macht mir wirklich unfassbar viel Spaß.
Wie haben deine Kollegen und Kolleginnen reagiert?
Uwe Kröger: Ich habe aus der ganzen Musicalwelt nur wundervolles Feedback erhalten: “eine Bereicherung fürs Musical”. Viele haben mir gesagt, es wird höchste Zeit für eine Regie. Ohne dass mir das bewusst war, hatte ich schon viele Kollegen gecoacht und angeleitet. Gerade am ersten Probentag habe ich so viel Zuspruch und gute Wünsche bekommen. Viele Fans sind schon sehr auf das Ergebnis meines Regiedebüts gespannt – also der Druck ist hoch.
Und aus Deiner Sicht als Regisseur: Was zeichnet für dich einen idealen Darsteller oder eine ideale Darstellerin aus?
Uwe Kröger: Wenn alle am Ende zum Erfolg kommen und ich Sie dahin begleiten kann, dann sind alle gleich gut, auch wenn jeder einen anderen Weg einschlägt. Im Besonderen schätze ich eine schnelle Auffassungsgabe und die Fähigkeit, Bilder schnell umsetzen zu können. Dabei empfinde ich mich wie ein “Schauspieler-Flüsterer” … spannend.
Welche Ideen willst du in Hof umsetzen? Welche persönliche Note willst du dem Stück aufprägen?
Uwe Kröger: Ich dachte im ersten Augenblick: warum muss es ausgerechnet “Spamalot” sein? Das ist ein Stück, das schon sehr toll inszeniert wurde und sehr dicht ist. Aber ich hatte sehr schnell eine Vorstellung, was ich machen wollte: “Honey, I shrunk the actors” ist mein Untertitel.rnIch erinnerte mich an die Kindergeburtstage. Da mussten wir Kinder immer ins Spielzimmer gehen und haben überlegt, was wir spielen könnten. Wir haben uns einfach Geschichten überlegt, die wir nachgespielt haben. Ich will nicht zu viel verraten, aber genau das machen wir jetzt in “Spamalot”. Die Bühne ist wie ein buntes Spielzimmer für die Darsteller. Die Darsteller haben ganz viele Requisiten. Wir haben tolle Kostüme und ein tolles Bühnenbild. Mit der Leichtigkeit aus Kindertagen spielen wir die Artus-Saga nach. Nur jetzt professionell auf hohem Niveau. Das ist es, nicht mehr und nicht weniger.
Zusammen mit der Kostümdesignerin Annette Mahlendorf und dem Setdesigner Herbert Buckmiller habe ich viele Ideen entwickelt. Vieles ist schon vom Stück vorgegeben, aber alles kann man auf eine bestimmte Art und Weise erzählen. Vieles wird überraschend anders sein.
Man unterschätzt das Stück oft, weil es Monty Python ist – also Comedy. “Spamalot” funktioniert nur mit präzisem Timing. Es ist unglaublich spannend, all die Bilder und Texte präzise in der Struktur zu verzurren und auf den Punkt zu bringen. “Spamalot” ist so brillant verzwickt geschrieben, dass jeder Text, jede musikalische Phrase, jede Figur an ein anderes Musical angelehnt ist.rnComedys – wie “Spamalot” – bergen die Gefahr, dass man sich schon im Vorfeld Äußerlichkeiten überlegt. Gerade bei Stücken, in denen es auch um Homosexualität geht, ist das sehr schwierig. Herbert wird als Mann in Frauenkleidern vom Vater gequält. Lancelot befreit ihn und die beiden finden zueinander. In erster Linie spielt Herbert aber keine Parodie auf seine eigene Person. Diese ganze animierte Körpersprache ist nicht das, um was es konkret geht. Es geht um Vielfalt, um Akzeptanz und Toleranz. Es ist ein bisschen “La Cage aux Folles”: Ich bin, was ich bin. Es gibt auch heute noch ganz viele Menschen, die sich nicht trauen, sich zu outen. Menschen werden geschlagen, vergewaltigt und sogar getötet. Für diese bricht Lanzelot seine “Lanze”. Da kann man nicht mit Plattitüden kommen, sondern man muss das Seelchen sehen. Man muss sehen, wie es zwischen den beiden funkt. Das muss ganz ehrlich gespielt werden. Es ist nur lustig, weil die Situation komisch ist. Da ist die Virtuosität der Darsteller gefragt, die Ernsthaftigkeit zu spielen und trotzdem Comedy zu bieten.
Kannst Du uns schon verraten, wohin Dich Dein Weg als nächstes führen wird? Wirst du auch weiterhin singen?
Uwe Kröger: Ich sammle hier Erfahrungen auf hohem Niveau. Ich möchte weiterhin im Team mit Timo Radünz arbeiten und werde mir vielleicht ein kreatives Team zusammensuchen mit Lichtdesign, Setdesign und Kostümen. Die Choreografie könnte Timo übernehmen.
Mein Regiedebüt ist kein Seitenwechsel, sondern ein Ausflug. Ich mache die Regie für “Spamalot” zusätzlich, wie viele andere Dinge auch. Ich werde natürlich auch noch weiter spielen und singen. In Füssen und Fulda spiele ich in “Die Päpstin”. Ich gehe auf Tournee mit Deborah Sasson und “Phantom der Oper” und mache im November mit ihr Konzerte in China. Außerdem bin ich für Charity-Projekte unterwegs wie z. B. “Schulen für Namibia”. Man muss nicht immer die ganze Welt bewegen, man kann auch kleine Steine aufheben.
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